17/01/2015

Grüne Woche - Bioökonomie

http://www.deutschlandfunk.de/gruene-woche-biooekonomie-schwerer-sprung-vom-labor-in-die.724.de.html?dram:article_id=308822

Bioökonmie - die Antwort auf das weltweite Ernährungsproblem?
"Bioökonomie ist die Antwort auf die zentralen Fragen des 21. Jahrhunderts. Diese Herausforderungen sind Ernährungssicherung, die Versorgung mit regenerativen Rohstoffen und der Schutz der natürlichen Ressourcen."
Das klingt nach einer gewaltigen Aufgabe, aber auch ein wenig so, als sei einfach alles in einen Topf geworfen worden, was irgendwie mit der Verarbeitung von Pflanzen zu tun hat. Und tatsächlich, ganz neu ist sie nicht, die Bioökonomie, sagt Joachim von Braun, Professor an der Uni Bonn und seit 2012 Chef des Bioökonomierats, der die Bundesregierung berät.
"Die Bioökonomie ist eigentlich uralt, aber eben auch brandneu. Bioökonomie ist zum Beispiel Brot backen mit Hefe oder Bier brauen, tun wir seit Jahrtausenden. Aber das nagelneue an der Bioökonomie, die wir jetzt haben, sind die Einbeziehung neuen biologischen Wissens, neuer Technologien, Verarbeitungstechnologien, die auch zu völlig neuen Produkten führen."
Tatsächlich also ist Bioökonomie irgendwie das, was Menschen schon immer gemacht haben, nur ein wenig anders. Etwas nüchterner wird es, wenn man die Praktiker fragt, den Verband der Chemischen Industrie zum Beispiel. Ricardo Gent ist dort Geschäftsführer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie.
"Es geht darum, nachwachsende Rohstoffe zu verarbeiten, in alle möglichen Richtungen, die sogenannte stoffliche Verwertung oder eben die energetische Verwertung. Die älteste Form der Bioökonomie ist im Übrigen die Landwirtschaft."
Und in einem Punkt sind sich Industrie und Umweltschützer ungewöhnlich einig: Beide begrüßen, dass bei der Bioökonomie alles berücksichtigt werde, vom Anbau der Rohstoffe bis zu ihrer Verwertung, vom Lebensmittel- bis zum Chemiesektor. Steffi Ober kümmert sich beim Naturschutzbund NABU um nachhaltige Forschungspolitik.
"Wir wollen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen aus klimapolitischen Gründen und natürlich muss man sich dann Gedanken machen, wie kann man diese Rohstoffe ersetzen, woher bekommt die Chemieindustrie ihre Rohstoffbasis, die Energieindustrie ihre Basis und natürlich auch die Ernährung und die Landwirtschaft. Wie werden dann die Flächen verteilt, das ist die riesengroße Frage. Und insofern sehen wir auch eine Chance in der Bioökonomie, das zusammen zu denken und einmal alles auf den Tisch zu packen, was von der Fläche überhaupt gewonnen werden soll."
Bioökonomie fasst alle Industrien und Wirtschaftssektoren zusammen, die biologische Rohstoffe nutzen, also Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen. Dazu gehören neben der naheliegenden Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei und der Nahrungsmittelwirtschaft auch die Chemieindustrie, die Energieversorgung und die Biotechnologie, zu der auch die Gentechnik in ihren verschiedenen Ausführungen zählt. Auch die Autoindustrie oder der Bausektor spielen eine wichtige Rolle. Ziel ist, zumindest langfristig, die Grundlage der Wirtschaft umzustellen auf Biomasse – und diese nachwachsenden Rohstoffe effizienter zu nutzen. Darunter fällt viel – vom Kerosin, das eines Tages aus Algen gewonnen werden soll, bis zu den Enzymen, die das Brot im Supermarkt länger haltbar machen.