08/04/2014

Bauernhöfe statt Agrarfabriken



---------- Weitergeleitete Nachricht ----------
Von: Eckehard.Niemann <eckehard.niemann@gmx.de>
Datum: 4. April 2014 10:30
Betreff: Da muss man einfach mitmachen: Petition gegen geplanten Akkord-Großschlachthof in Bernberg
An: "eckehard.niemann" <eckehard.niemann@freenet.de>


Hallo,
ich meine, diese Initiative muss man einfach unterstützen und massiv  weiterverbreiten...
Beste Grüße
Eckehard Niemann
Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - AbL
im bundesweiten Initiativen- und Verbände-Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"
29553 Varendorf




Diesen Link bitte anklicken:

http://www.change.org/de/Petitionen/wirtschaftsminister-m%C3%B6llring-kein-akkordschlachthof-in-bernburg



Die PETITION:

Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg ab!
1.     
1.   

2.     Petition von
Aschersleben, Deutschland
Im sachsenanhaltinischen Bernburg ist der Bau eines Akkordschlachthofes der italienischen Kette "Bresaole Pini" geplant, die u.a. bereits in Italien, Ungarn und Rumänien vertreten ist.Stündlich sollen dort ca. 1.000 Schweine geschlachtet werden, rund15.000 pro Tag. Die Schweine werden aus Osteuropa durch lange, qualvolle Transporte angeliefert. Die Tiere vegetieren auf den wochenlangen Transporten zwischen bereits verendeten Tieren, in ihren Fäkalien liegend und oft ohne Trinkwasser dahin"Bresaole Pini" prahlt mit 2.500 neuen Arbeitsplätzen und Mindestlohn. Doch wer möchte eigentlich täglich aus der blutigen Hölle heimkommen? Ganz sicher eine Schockvorstellung für viele Menschen. Somit wird der Fleischkonzern, wie schon viele vorher, Arbeitskräfte aus Osteuropa holen. 

Ich bin Lucia Grün, bin 14 Jahre alt und engagiere mich schon seit vielen Jahren für den Tierschutz. Ich unterstütze Gnadenhöfe, halte Vorträge zum Thema Umwelt und Tierschutz in der Schule und in meiner Freizeit und habe auch schon viele Tiere retten können. Es ist mein Anliegen, den Menschen die Augen zu öffnen und zum Nach-bzw. Umdenken anzuregen. Dies war auch meine Motivation, diese Petition zu starten. Den Tierschutz auf ein neues Level zu bringen - gemeinsam und für uns alle. 
Mir ist bewusst, dass die wirtschaftliche Entwicklung für eine Region sehr wichtig ist. Doch in Bernburg überwiegen klar die Nachteile: Das Akkordschlachthaus soll im Gewerbegebiet der A14 entstehen und 25 Millionen Eurokosten. Zudem ist noch gar nicht sicher, ob wirklich 2.500 Arbeitsplätze entstehen oder es am Ende nicht viel weniger werden! Neben dem unbeschreiblichen Leiden der Tiere sorgen sich natürlich auch viele Bernburger um die Umwelt. Wohin mit den nglaublichen Abwassermengen? Wohin mit der ganzen Gülle? Durch solch riesige Schlachthöfe sind Trinkwasserverschmutzungen und Luftverschmutzungen vorprogrammiert.

Das produzierte Fleisch soll größtenteils europaweit und nach Asien exportiert werden. Sachsen-Anhalt bzw. Bernburg ziehen somit keine Vorteile aus dem Projekt, es sei denn, es fänden sich genug Leute, die tagtäglich ihr Gewissen belasten wollen. Mittelständler der Region sehen bereits ihre Unternehmen gefährdet. Riesige Firmen wie der Akkordschlachthof könnten bald die regionalen Produkte gänzlich verdrängen. Dann gäbe es nur noch billiges, importiertes "Supermarktfleisch" aus antibiotikaverseuchter Massentierhaltung. Die wirtschaftlichen Vorteile wären dahin, wenn die regionalen Waren durch importierte Massenware schwinden. Bernburg besitzt solch gute Böden - warum lassen wir uns nicht etwas besseres einfallen als einen riesigen Schlachthof?

Mit dem Akkordschlachthof Bernburg könnte "Bresaole Pini" einer der Vorreiter für viele weitere solche Projekte in Sachsen Anhalt und ganz Deutschland werden, sodass Kleinbetriebe den Konkurrenzkampf verlieren werden.

Der Schlachthof gerade in der Planung, sodass unsere Stimmen noch nicht zu spät kommen. Deshalb müssen wir jetzt handeln!

Ich bitte alle, insbesondere die mit einem großen Herz für Tiere und unsere Umwelt, aber auch die, die sich Sorgen um die Gesundheit Deutschlands machen und natürlich alle Bernburger, denen ihre Stadt etwas bedeutet, diese Petition zu unterzeichnen und dem Wirtschaftsministerium die Augen zu öffnen, um den Bau dieses Akkordschlachthofes zu verhindern!


BILD Leipzig
36 000 UNTERSCHRIFTEN GESAMMELT
14-Jährige stoppt Bau von Schlachthof
Hat im Netz mit Erfolg gegen den Mega-Schlachthof mobil gemacht: Schülerin Lucia Grün (14)
Foto: Maike Glöckner
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24.03.2014 - 10:30 Uhr
·         Von JAN WÄTZOLD
Bernburg – Vor diesem Mädchen zittern die großen Fleischproduzenten! Mit einer Petition im Internet hat Lucia Grün (14) dafür gesorgt, dass der Bau eines Mega-Schlachthofs in Bernburg vorerst auf Eis liegt.
„Ich bin da ganz naiv ran gegangen“, sagt Lucia, die in Aschersleben (Salzlandkreis) das Gymnasium Stephaneum besucht. Als sie von den Plänen des italienischen Fleischproduzenten „Bresaole Pini“ hörte, wollte sie „irgendwas“ tun.
Die Aussicht, dass demnächst in der Nachbarstadt täglich bis zu 15 000 Schweine getötet werden könnten, brachte die Tierschützerin auf 180: „Deshalb habe ich im Internet diese Online-Petition eingerichtet.“
Doch statt insgesamt einiger Dutzend, wie von Lucia erwartet, kamen Tag für Tag Hunderte Gegner hinzu. Bis gestern stimmten im Internet schon 36 000 Menschen gegen das Groß-Projekt an der A14. Die Kunde davon machte rasch auch im Bernburger Stadtrat die Runde.
Die Abgeordneten hatten dem Verkauf des 130 Hektar großen Areals an die Italiener im November eigentlich schon zugestimmt. Die Aussicht auf 2500 Arbeitsplätze ließ Warnungen von Tier- und Umweltschützern zunächst verhallen.
Dank Lucia und einer Bürgerinitiative sieht das nun anders aus. Letzte Woche entschied der Stadtrat, das Projekt zunächst einer „Risiko-Analyse“ zu unterziehen.
Parallel wird nun von Bernburgern ein Bürgerentscheid angestrebt. Lucia ist froh darüber. Aber die Aussicht, dass der Mega-Schlachthof dann womöglich woanders gebaut wird, macht sie nicht glücklich: „Dagegen werde ich genau so kämpfen.“


Mitteldeutsche Zeitung
Proteste in Bernburg
Widerstand gegen geplanten Schlachthof
18.03.2014 08:09 Uhr | Aktualisiert 20.03.2014 07:30 Uhr

Dieses Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten. (BILD: ENGELBERT PÜLICHER)
VON STEFFEN HÖHNE UND KATHARINA THORMANN
Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen Inverstor ab. Der Bauernverband befürchtet lange Transportwege für die Schlachttiere.
BERNBURG/MZ. 
Der geplante Großschlachthof in Bernburg (Salzlandkreis) stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern auf Ablehnung. „Ein Betrieb in derartiger Größe lässt sich nur betreiben, wenn die Schweine von Großbetrieben kommen. Eine derartige Agrarstruktur lehnen wir ab“, sagte Bauernbund-Präsident Kurt-Henning Klamroth.
Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini beabsichtigt nach MZ-Informationen, in einem Gewerbegebiet an der Autobahn 14 für 25 Millionen Euro einen Schlachthof zu bauen, in dem in der Endausbau-Stufe stündlich 1 000 Schweine geschlachtet werden könnten. Dadurch sollen bis zu 2 500 Jobs entstehen. Das Unternehmen hat laut Magdeburger Wirtschaftsministerium einen Förderantrag gestellt (die MZ berichtete). Laut Stadt laufen die Verhandlungen zur Ansiedlung noch.
Allerdings hat der Stadtrat schon beschlossen, dem Investor eine Fläche zur Verfügung zu stellen.
Der Bauernbund, der vor allem kleine Höfe vertritt, warnt vor einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft. „Die Wertschöpfung muss bei bäuerlichen Betrieben in der Region bleiben“, sagte Klamroth. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt.
Da noch unbekannt ist, was die italienische Firma konkret plant, hält sich der Bauernverband Sachsen-Anhalt, der die Mehrzahl der Landwirte vertritt, mit einer Einschätzung zurück. Einerseits könnten heimische Mäster vielleicht durch steigende Schweinepreise und die Region durch neue Arbeitsplätze profitieren, so Sprecher Christian Apprecht. Andererseits sei es fraglich, „ob mitten im viehärmsten Bundesland dieser Schlachthof entstehen muss. Denn lange Transportwege sind weder für die Schweine erwünscht, noch ökologisch sinnvoll.“
In Bernburg will sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In 20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Allein im Laden von Schlachthofgegner Holger Böttger haben bereits mehr als 100 Bernburger unterschrieben. Eine Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland unterschrieben.
Im Land gibt es derzeit zwei Schlachthöfe. Im Tönnies-Werk in Weißenfels werden täglich 15 000 Schweine geschlachtet. Halberstädter Wurstwaren verarbeitet am Tag bis zu 800 Schweine.


Schlachthof-Projekt IHK warnt vor Vorurteilen und Klischees
02.04.2014 18:46 Uhr | Aktualisiert 03.04.2014 17:48 Uhr

Dieses Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten.  (BILD: Engelbert Pülicher)
Die kompromisslose Ablehnung bestimmter Investitionen vor der eigenen Haustür ignoriere die berechtigten Interessen der 14.000 arbeitslosen Menschen im Salzlandkreis. Dieser Ansicht ist IHK-Geschäftsführer Manfred Piotrowsky. Gemeint ist die Unterschriftensammlung gegen das Schlachthof-Projekt der Fleischwarenfirma Pini in Bernburg.
bernburg/MZ/tad. 
Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) begrüßt den geplanten Bau eines Schlachthofs durch die italienische Fleischwarenfirma Pini in Bernburg. „Wir sollten stolz sein darauf, dass unsere Region für bestimmte Branchen im internationalen Wettbewerb klare Standortvorteile zu bieten hat“, betont Manfred Piotrowsky, IHK-Geschäftsstellenleiter in Dessau-Roßlau. Die mühevoll erworbene Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit - auch für internationale Investoren - dürfe nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Keine Rosinenpickerei möglich
Letztendlich werde die Zulässigkeit von Investitionsvorhaben nach rechtstaatlich gesicherten Verfahren mit Bürgerbeteiligung geprüft. „Alle Beteiligten sind gut beraten, erst einmal die relevanten Informationen abzuwarten, weil man ohne sie keine ehrliche Debatte führen, sondern nur Klischees und Vorurteile bedienen kann“, so Piotrowsky weiter. Bislang hat sich Pini selbst noch nicht zu dem Vorhaben, beispielsweise der Schlachtkapazität und der Arbeitsplatzzahl, geäußert. Gesichert ist lediglich die Information, dass das Land Sachsen-Anhalt einen Fördermittelantrag der Italiener, in dem von 140 Dauerjobs die Rede ist, abschlägig beschieden hat. Dennoch sammelt eine Bürgerinitiative bereits Unterschriften gegen das Vorhaben, um damit einen Bürgerentscheid erzwingen zu können.
Die kompromisslose Ablehnung bestimmter Investitionen vor der eigenen Haustür ignoriere die berechtigten Interessen der 14.000 arbeitslosen Menschen im Salzlandkreis, die davon profitieren könnten. „Wir sind nicht in einer so komfortablen Situation, dass wir uns eine Rosinenpickerei leisten könnten. Jeder Investor sollte uns herzlich willkommen sein“, sagt der IHK-Geschäftsstellenleiter.
Starke Ernährungsbranche
Das Ernährungsgewerbe mit der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie Getränken hat sich neben der Chemie zur wichtigsten Branche des Verarbeitenden Gewerbes im Süden Sachsen-Anhalts entwickelt. Im Vorjahr gab es 62 Betriebe mit je mehr als 50 Beschäftigten. In diesen Firmen erwirtschafteten 12 187 Mitarbeiter einen Umsatz von über 5,2 Milliarden Euro - 21 Prozent des gesamten Industrieumsatzes der Region.


Bürgerinitiative in Bernburg
Listen gegen Schlachthof liegen aus
27.03.2014 18:51 Uhr | Aktualisiert 27.03.2014 18:52 Uhr
Am Freitag ist eine weitere Aktion der Bürgerinitiative (BI) gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Großschlachthof auf dem Karlsplatz geplant. Unterschriftenlisten, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen, liegen aus.
BERNBURG/MZ/KT. 
Die Gegner des geplanten Akkordschlachthofs in Bernburg machen weiter mobil. In nunmehr 30 Geschäften im gesamten Stadtgebiet haben sie die Unterschriftenlisten verteilt - insgesamt benötigen sie 3000 Signaturen, um den Bürgerentscheid zu erzwingen. Erkennbar sind die Läden, darunter etliche Apotheken, Bäckereien, Friseure, Schmuck- und Uhrenläden, Fleischereien und Kneipen, an den Plakaten, die ab sofort an den Fensterscheiben hängen werden.
Sie wurden am Donnerstag von Vertretern der Bürgerinitiative (BI)ausgeteilt und zeigen die Aufschrift: „Ja zu einem Bürgerbegehren! Wir sind gegen einen Großschlachthof in Bernburg“. „Wir bemühen uns auch, Unterschriftenlisten in den Ortsteilen auszulegen“, heißt es in einer Mitteilung der Bürgerinitiative.
Unterdessen will die BI ab sofort jeden Freitag auf dem Bernburger Karlsplatz präsent sein. Auch dort können Bernburger auf einer der Listen unterschreiben. Bereits am Freitag sind Vertreter der BI auf dem Karlsplatz. Außerdem können sich auch Geschäftsinhaber melden und Listen anfordern. Sie erhalten sie entweder im Bioladen von Holger Böttger, Steinstraße, oder zum Herunterladen auf der Internetseite der Bürgerinitiative.


Jetzt geht’s gegen die Wurst
25.03.2014 18:02 Uhr
VON TORSTEN ADAM
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ strebt einen Bürgerentscheid gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Akkordschlachthof an. Die Unterschriftenlisten für
BERNBURG/MZ. 
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ will demnächst damit beginnen, die ersten Unterschriften gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Großschlachthof zu sammeln. „Jetzt geht’s um die Wurst, oder besser gesagt gegen die Wurst“, sagte BI-Sprecher Holger Böttger der MZ. Im Rahmen des angestrengten Bürgerbegehrens sind bis zum Freitag, 2. Mai, 3000 Unterschriften nötig, um eine Abstimmung über das umstrittene Projekt des italienischen Fleischwarenkonzerns Pini per Bürgerentscheid zu erreichen. Ab wann genau die Listen an den bekannten Stellen, zum Beispiel im Bioladen von Holger Böttger, Steinstraße 3d, ausliegen werden, konnte die BI am Dienstag auf Anfrage noch nicht mitteilen.
Auf den Sammellisten wird die geänderte Fragestellung nun wörtlich lauten: „Sind Sie dagegen, dass der Großschlachthof gebaut werden soll?“ Der Gesetzgeber hat nämlich vorgeschrieben, dass Befürworter eines solchen Bürgerbegehrens diese Frage mit „Ja“ beantworten müssen. Wer die BI unterstützen möchte, hat neben seiner Unterschrift auch Adresse und Geburtsdatum auf den Listen zu hinterlassen, damit das Einwohnermeldeamt später die Identität überprüfen kann. Mitmachen dürfen alle Bürger ab 16 Jahren, die in Bernburg und ihren Ortsteilen wohnen.
Bürgerentscheid könnte am 15. Juni stattfinden
Gleiches Wahlrecht gilt auch für den Bürgerentscheid. Stellt der Stadtrat bei seiner Sitzung am 8. Mai fest, dass das Bürgerbegehren zulässig ist, also mindestens 3000 gültige Unterschriften vorliegen, muss binnen drei Monaten dieser Bürgerentscheid folgen. Der Termin der Kommunalwahl am 25. Mai käme laut Stadtsprecher Wolfgang Knopf dafür zu früh, da die Vorbereitungszeit zu knapp sei. Realistischer wäre das Datum 15. Juni. Für jenen Sonntag ist eine mögliche Landrat-Stichwahl angesetzt.
Für die BI ist es von größtem Interesse, wenn der Bürgerentscheid parallel zu einer anderen Wahl stattfinden würde, da sich so mehr Menschen für den Urnengang mobilisieren lassen. Denn laut Gemeindeordnung müssten mindestens 25 Prozent der rund 30 000 Wahlberechtigten - also 7500 Menschen - gegen den Schlachthof stimmen, um das Vorhaben zu verhindern. Und gleichzeitig darf es keine Stimmenmehrheit derjenigen geben, die für die Ansiedlung sind. Alle, die dem Bürgerentscheid fernbleiben, würden indirekt das Projekt unterstützen.

Reaktionen auf geplanten Schlachthof in Bernburg
"1.000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel"
20.03.2014 12:06 Uhr | Aktualisiert 21.03.2014 11:36 Uhr

Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen Inverstor ab. Auch die MZ-Leser sprechen sich in einer Umfrage deutlich gegen den Bau aus. Es gibt jedoch auch Stimmen für den Schlachthof.
BERNBURG/MZ/SUL. 
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze schaffen. Das stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern auf Ablehnung.
Deutliches Ergebnis
Auch der Großteil der MZ-Leser spricht sich bei der Online-Umfrage gegen den geplanten Bau aus. Von den insgesamt 1252 Teilnehmern, sind 71 Prozent der Meinung, dass Sachsen-Anhalt keinen neuen Schlachthof dieser Größenordnung braucht. Lediglich 25 Prozent sind für den Bau und 4 Prozent wissen nicht, was sie von den Plänen halten sollen (Stand: 20.März 2014, 11 Uhr).
"1000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel! Das Ding in Weißenfels ist schon schlimm genug. Informiert Euch mal über die Probleme, die das in Weißenfels mit sich gebracht hat! Bester Ackerboden soll mit so einem Alptraum zugebaut werden. Bernburger, jetzt heißt es kämpfen. Wehrt Euch gegen diesen Wahnsinn.", so ein Leser. "Warum wird so ein Mega-Schlachthof im Bundesland mit der geringsten Viehdichte Deutschlands gebaut? Da wird guter Ackerboden zugebaut, damit die Tiere dann über hunderte Kilometer herantransportiert werden müssen!" gibt ein anderer zu bedenken.
"Noch mehr Platz damit noch mehr Tiere qualvoll sterben müssen und noch mehr Dreck ins Abwasser kommt. Aber weniger Fleisch zu verzehren und den Boden lieber für gesunde Pflanzen stehen zu lassen, das fällt niemanden ein." lautet es unter dem Artikel. "Ein solches Projekt ohne Bürgerbeteiligung "durchzuwinken" ist skandalös.", beschwert sich ein anderer Leser.
Nicht alle dagegen
Trotz des eindeutigen Ergebnisses der Umfrage gibt es aber auch Leser, welche die Aufregung nicht verstehen. " Wenn dieser Schlachthof nicht hier gebaut wird, wird er 50 Kilometer weiter gebaut und wir haben trotzdem die Viehtransporte über Bernburg. Ich frage mich echt, was einige Menschen denken, wo unser Fleisch her kommt?", kommentiert ein MZ-Leser. "Die meisten wollen Fleisch essen, aber das es auch hergestellt werden muss, will dann keiner wahr haben und schon gar nicht vor der eigenen Haustür, und 20 Euro für das Kilo Fleisch will (kann) auch keiner zahlen!" gibt ein Facebook-Nutzer zu bedenken. "Mehr Fleisch für alle und neue Jobs. Worüber regt ihr euch eigentlich auf? Ich bin dafür." positioniert sich ein anderer Leser.
Proteste von mehreren Seiten
Der Bauernbund hatte vor einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft gewarnt. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt. In Bernburg hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In 20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Eine Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland unterschrieben.


Bürgerinitiative in Bernburg
Bürgerentscheid gegen geplanten Schlachthof?
24.03.2014 17:53 Uhr | Aktualisiert 24.03.2014 19:37 Uhr
VON TORSTEN ADAM
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ will weiterhin gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Akkordschlachthof vorgehen und strebt nun einen Bürgerentscheid dazu an. Dafür braucht die BI bis zum 2. Mai 3.000 Unterschriften. Die bisherigen Listen sind ungültig.
BERNBURG/MZ. 
Die sich in Gründung befindliche Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ - vertreten durch Hannelore Nickel, Ilse Reichmann und Holger Böttger - macht weiter mobil gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Akkordschlachthof und strebt nun einen Bürgerentscheid dazu an. Voraussetzung dafür ist die Sammlung von 3000 Protestunterschriften im Rahmen eines sogenannten Bürgerbegehrens. Dafür bleiben sechs Wochen Zeit seit dem Starttermin am vergangenen Donnerstag - der ersten öffentlichen Bekanntmachung zu dieser vorgesehenen Ansiedlung durch Oberbürgermeister Henry Schütze während der Stadtratssitzung.
Zwar hat die BI bislang schon rund 1200 Unterschriften in Geschäften, Arztpraxen und Kirchen gesammelt, doch sind diese nicht gültig. Deshalb stimmten Vertreter am Montag mit der Stadtverwaltung den Inhalt der neuen Listen ab, um einen formalen Fehler zu vermeiden. Kommen 3000 Unterschriften von wahlberechtigten Bernburgern zusammen, würde sich ein Bürgerentscheid anschließen, bei dem dann in den bekannten Wahllokalen über die Frage „Sind Sie gegen eine Großschlachtanlage in Bernburg?“ mit Ja oder Nein abzustimmen wäre. Alternativ könnte auch der Stadtrat mit Zwei-Drittel-Mehrheit einen Bürgerentscheid beschließen, sollte die BI die 3000 Protestunterschriften nicht zusammenbekommen. An den Erfolg eines solches Entscheides, der für den Stadtrat bindende Wirkung hat, sind wiederum zwei Bedingungen geknüpft: Einerseits müssten mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten abstimmen und von ihnen die Mehrheit die Ablehnung des Projektes bekunden.
Mehrheit der Bernburger lehnt Schlachthof ab
Die Meinungen der Bernburger zur Thematik sind durchaus differenziert. Wie Bekundungen auf der MZ-Homepage und MZ-Facebook-Seite zeigen, halten sich Befürworter und Gegner des Schlachthofes ungefähr die Waage. Eindeutiger ist hingegen das Meinungsbild bei den Auswärtigen, die sich in die öffentliche Diskussion einschalteten: Fast alle lehnen den Schlachthof ab.
Ein Bürgerentscheid ist laut Gemeindeordnung nur zulässig, wenn es um „eine wichtige Gemeindeangelegenheit“ geht. Darum handelt es sich laut Stadtverwaltung, weil es für alle Bürger zu kurz- oder langfristigen Gebühren- und Umlageerhöhungen kommen könnte durch die notwendige Erweiterung des Klärwerks. Weiterhin könnten Geruchsbelästigungen auftreten. Im Rathaus wolle man der BI deshalb keine Steine in den Weg legen, sagte Stadtsprecher Wolfgang Knopf am Montag der MZ - wenngleich die Gemeindeordnung bei der Definition einer „wichtigen Gemeindeangelegenheit“ viel Interpretationsspielraum zulässt.
Der Stadtrat hatte am 12. Dezember 2013 mit 26:6-Stimmen in nichtöffentlicher Sitzung befürwortet, dem italienischen Investor Pini ein zehn Hektar großes Grundstück bereit zu stellen. Am 20. März wurde dieser Beschluss durch den Passus ergänzt, dass der ausgehandelte Kaufvertrag der Zustimmung des Rates bedürfe und konkrete Angaben zur Investition beinhalten muss, die eine sachliche Bewertung zulassen.

Schlachthof und Hähnchenmast
Besorgnis bei Kommunalpolitikern
24.03.2014 14:10 Uhr | Aktualisiert 24.03.2014 17:49 Uhr
VON DETLEF VALTINK
Die Pläne, einen Schlachthof in Bernburg und eine Hähnchenmastanlage zwischen Bründel und Schackenthal zu bauen, rufen auch bei den Kommunalpolitikern der Verbandsgemeinde Saale-Wipper Besorgnis hervor. Zumindest beim Schackenthaler Vorhaben ist die Meinung der Verwaltung auch gefragt.
GÜSTEN/MZ. 
Die Pläne, einen Schlachthof in Bernburg und eine Hähnchenmastanlage zwischen Bründel und Schackenthal zu bauen, rufen auch bei den Kommunalpolitikern der Verbandsgemeinde Saale-Wipper Besorgnis hervor. So fordert Güstens Bürgermeister Helmut Zander dazu auf, dass die Gemeinde zu beiden Projekten eine ablehnende Position einnehmen und diese auch öffentlich vertreten soll. Unterstützt wird er dabei von seinem Gierslebener Amtskollegen Peter Rietsch: „Durch die Keime aus der Tierhaltung sterben heute viermal mehr Menschen als im Straßenverkehr. Die Projekte sind eine Schande für unsere Region.“
Saale-Wipper muss Stellungnahme abgeben
Zumindest beim Schackenthaler Vorhaben ist die Meinung der Verwaltung auch gefragt. Saale-Wipper muss eine Stellungnahme zu dem Projekt abgeben, in der die Bedenken deutlich zum Ausdruck gebracht werden sollen. Um diese sachlich und inhaltlich richtig aufzubauen, hat Verbandsgemeindebürgermeister Steffen Globig sich der Unterstützung eines Rechtsanwaltes und eines Gutachters gesichert. Er begründet diesen Schritt auch mit den Erfahrungen, die im Zusammenhang mit den mittlerweile zurückgezogenen Plänen zum Bau großer Schweinemastanlagen gemacht wurden. Trotzdem verwies Globig darauf, dass hier nicht nur die Verwaltung in der Verantwortung steht: „Wir können nur unsere Mitgliedsgemeinden vertreten. Die Bürger müssen ebenfalls für sich kämpfen.“
Den Auffassungen wollte Ilberstedts Gemeindeoberhaupt Lothar Jänsch in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses so nicht folgen. „Wir sollten uns um Sachen kümmern, die uns betreffen“, meint Lothar Jänsch. Er wünsche sich in Bezug auf den Schlachthof, dass man erst aktiv wird, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen oder man Expertenmeinungen eingeholt habe.

Reaktionen auf geplanten Schlachthof in Bernburg
"1.000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel"
20.03.2014 12:06 Uhr | Aktualisiert 21.03.2014 11:36 Uhr
Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen Inverstor ab. Auch die MZ-Leser sprechen sich in einer Umfrage deutlich gegen den Bau aus. Es gibt jedoch auch Stimmen für den Schlachthof.
BERNBURG/MZ/SUL. 
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze schaffen. Das stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern auf Ablehnung.
Deutliches Ergebnis
Auch der Großteil der MZ-Leser spricht sich bei der Online-Umfrage gegen den geplanten Bau aus. Von den insgesamt 1252 Teilnehmern, sind 71 Prozent der Meinung, dass Sachsen-Anhalt keinen neuen Schlachthof dieser Größenordnung braucht. Lediglich 25 Prozent sind für den Bau und 4 Prozent wissen nicht, was sie von den Plänen halten sollen (Stand: 20.März 2014, 11 Uhr).
"1000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel! Das Ding in Weißenfels ist schon schlimm genug. Informiert Euch mal über die Probleme, die das in Weißenfels mit sich gebracht hat! Bester Ackerboden soll mit so einem Alptraum zugebaut werden. Bernburger, jetzt heißt es kämpfen. Wehrt Euch gegen diesen Wahnsinn.", so ein Leser. "Warum wird so ein Mega-Schlachthof im Bundesland mit der geringsten Viehdichte Deutschlands gebaut? Da wird guter Ackerboden zugebaut, damit die Tiere dann über hunderte Kilometer herantransportiert werden müssen!" gibt ein anderer zu bedenken.
"Noch mehr Platz damit noch mehr Tiere qualvoll sterben müssen und noch mehr Dreck ins Abwasser kommt. Aber weniger Fleisch zu verzehren und den Boden lieber für gesunde Pflanzen stehen zu lassen, das fällt niemanden ein." lautet es unter dem Artikel. "Ein solches Projekt ohne Bürgerbeteiligung "durchzuwinken" ist skandalös.", beschwert sich ein anderer Leser.
Nicht alle dagegen
Trotz des eindeutigen Ergebnisses der Umfrage gibt es aber auch Leser, welche die Aufregung nicht verstehen. " Wenn dieser Schlachthof nicht hier gebaut wird, wird er 50 Kilometer weiter gebaut und wir haben trotzdem die Viehtransporte über Bernburg. Ich frage mich echt, was einige Menschen denken, wo unser Fleisch her kommt?", kommentiert ein MZ-Leser. "Die meisten wollen Fleisch essen, aber das es auch hergestellt werden muss, will dann keiner wahr haben und schon gar nicht vor der eigenen Haustür, und 20 Euro für das Kilo Fleisch will (kann) auch keiner zahlen!" gibt ein Facebook-Nutzer zu bedenken. "Mehr Fleisch für alle und neue Jobs. Worüber regt ihr euch eigentlich auf? Ich bin dafür." positioniert sich ein anderer Leser.
Proteste von mehreren Seiten
Der Bauernbund hatte vor einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft gewarnt. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt. In Bernburg hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In 20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Eine Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland unterschrieben.


2.500 neue Jobs in Aussicht
Bald riesiger Schlachthof in Bernburg?
10.03.2014 17:31 Uhr | Aktualisiert 10.03.2014 22:34 Uhr
Im derzeit größten Schlachthof Sachsen-Anhalts, bei Tönnies in Weißenfels, werden täglich 15 000 Schweine zerlegt.  (BILD: PETER LISKER)
VON STEFFEN HÖHNE UND TORSTEN ADAM
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze schaffen. In der Branche herrscht ein harter Preiskampf.
BERNBURG/MZ. 
Seit mehreren Monaten wird verhandelt, nun könnte die Ansiedlung bald unterschriftsreif sein: Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini beabsichtigt, in Bernburg einen riesigen Schlachthof mit angeschlossenem Verarbeitungsbetrieb zu bauen. Direkt am Kreuz von A 14 und B 6n in einem Gewerbegebiet will das Unternehmen nach MZ-Informationen 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2 500 Arbeitsplätze schaffen. In der letzten Ausbaustufe könnten stündlich bis zu 1 000 Schweine geschlachtet werden.
Das Unternehmen hat laut Magdeburger Wirtschaftsministerium einen Förderantrag für den Fabrikbau bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt gestellt. Bresaole Pini wollte sich am Montag auf MZ-Anfrage nicht äußern.
Noch keine Unterschrift
„Noch ist die Ansiedlung nicht in trockenen Tüchern“, sagte am Montag Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich. Laut dem stellvertretenden Oberbürgermeister Paul Koller hat Sachsen-Anhalts Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) die Italiener im Herbst 2013 nach Bernburg vermittelt. „Für uns spricht die absolut verkehrsgünstige Lage, da fährt kein einziger Viehlaster durch die Stadt“, sagt Dittrich. Nach MZ-Informationen kam auch eine Fläche bei Schönebeck in die engere Auswahl, Bernburg soll sich aber wegen der besseren Verkehrsanbindung inzwischen als Favorit herauskristallisiert haben. Für den neuen Betrieb müsste das Klärwerk in Bernburg erweitert werden.
Einen ähnlich modernen Schlachthof betreibt die Gruppe seit 2010 bereits im polnischen Kutno - rund 120 Kilometer westlich von Warschau. Im Zentrum der polnischen Schweinemast wurden 30 Millionen investiert.
Das italienische Unternehmen hat 2010 bereits im polnischen Kutno eine große Fleischfabrik eröffnet. (BILD: BRESAOLE PINI)
Produkte für Europa und Asien
Bresaole Pini, im Jahr 1985 in Norditalien gegründet und auch Hersteller von Fleischverpackungsmaschinen, expandierte in den vergangenen Jahren in Europa. Tochterfirmen betreiben inzwischen auch Schlachthöfe in Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Die künftig in Bernburg hergestellten Produkte sollen in Europa und Asien verkauft werden. Dort wächst die Fleisch-Nachfrage.
Branchenkenner sind dennoch überrascht über die Großinvestition. Durch den geplanten Mindestlohn werden die Gehälter in der Fleischindustrie deutlich steigen. In vielen großen deutschen Schlachthöfen werden bisher viele Polen und Rumänen als einfache Bandarbeiter eingesetzt. Diese werden über sogenannte Werkverträge beschäftigt.
Nur zwei Schlachthäuser blieben bestehen
Nach der Wende hat es in Sachsen-Anhalt ein regelrechtes Schlachthof-Sterben gegeben. Von den einst 17 regionalen Schlachthäusern sind nur noch zwei geblieben: der Mittelständler Halberstädter Landwurst GmbH (Harz), der täglich zwischen 400 bis 800 Schweine schlachtet, und Tönnies in Weißenfels (Burgenlandkreis). Der Fleisch-Konzern aus Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) schlachtet in Weißenfels nach eigenen Angaben täglich etwa 15 000 Schweine. Aktuell seien am Standort rund 2 200 direkt oder indirekt Beschäftigte tätig. Die nötigen Schweine werden aus ganz Ostdeutschland angeliefert. Das geplante Werk von Bresaole Pini in Bernburg hätte ähnliche Dimensionen.
Der Geschäftsführer der Halberstädter Landwurst GmbH, Stefan Kaufhold, sieht dies mit Sorge: „Durch einen so großen neuen Schlachthof in unmittelbarer Nähe steigt der ohnehin hohe Konkurrenzdruck weiter.“ Der 200-Mann-Betrieb beliefere derzeit vor allem Kunden in der Region. Auch der Fleischerverband Sachsen-Anhalt, der vor allem kleine Fleischerbetriebe vertritt, spricht von einem „harten Wettbewerb“.
Viele kleine Betriebe verschwunden
Nur noch etwa zehn kleine Fleischer in Sachsen-Anhalt schlachten noch selbst. Die Handwerksbetriebe beziehen ihr Fleisch, welches sie weiterverarbeiten, von den Schlachthöfen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Fleischer, die vor allem mit den Supermarktketten konkurrieren, deutlich gesunken. Im südlichen Sachsen-Anhalt gab es nach Angaben der Handwerkskammer Halle im Jahr 1993 noch 670 Fleischerbetriebe. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 201.


Kommentar zu Schlachtbetrieb in Bernburg
Alternativlos
10.03.2014 20:03 Uhr
Torsten Adam  (BILD: MZ)
Torsten Adam betrachtet die mögliche Ansiedlung eines Schlachthofes in Bernburg nüchtern.
Die Chancen auf eine neuerliche Millioneninvestition im Bernburger Gewerbegebiet West sind groß. Ob aber die Ansiedlung eines Schlachthofes der Stadt angesichts des Negativimages derartiger Betriebe zum Ruhme gereicht, ist zu bezweifeln. Dass dort, wo Tiere getötet werden, zwangsläufig Kritiker auf den Plan gerufen werden, liegt auf der Hand. Das Schlachten eines Schweines auf einem Biohof dürfte jedoch kaum freudvoller sein. Versachlicht man die Debatte, wird auch schnell deutlich, dass es keine ernstzunehmenden Alternativen zur ausreichenden Versorgung des rasant wachsenden Fleischhungers der Weltbevölkerung gibt. Alle Menschen zu Vegetariern zu missionieren, ist Wunschdenken von realitätsfernen Träumern. Ebenso sicher ist, dass der Investor an anderer Stelle bauen würde, sollte sich der Bernburger Stadtrat dem Projekt verweigern.
Unterm Strich wäre die Ansiedlung eines modernen Schlachthofes in der Region, der den neuesten Anforderungen an den Tierschutz genügt, ein Gewinn: durch die Schaffung qualifizierter Jobs für Menschen aus der Region und durch die Einnahme von Gewerbesteuern zur Finanzierung der Infrastruktur.
Den Autor erreichen Sie unter: torsten.adam@mz-web.de


Weißenfels
1.000 Arbeiter des Tönnies-Werks kommen aus Polen
28.11.2013 20:16 Uhr
Die Walpol-Mitarbeiter, so auch Jacek Malecki (r.), zerlegen von 7 bis 16 Uhr (mit Pausen) bei Tönnies Schweinebäuche und schneiden sie zu.  (BILD: PETER LISKER)
VON HEIKE RIEDEL
Im Weißenfelser Tönnies-Fleischwerk sind 1.000 Arbeiter über Werkverträge beschäftigt, vor allem Menschen aus Polen. Dass sie mehr als das Doppelte dessen, was sie in ihren Ländern verdienen würden, an Geld nach Hause bringen, ist den meisten Werkvertragsarbeitern ausreichender Grund für ihr Arbeitsverhältnis in der Ferne.
WEISSENFELS/MZ. 
Werkverträge sind unter scharfe Kritik geraten. Im Weißenfelser Tönnies-Werk werden sie seit den 1990er Jahren genutzt, zunächst für Reinigungsdienstleistungen und Catering. Seit 2003 sind sie laut Verwaltungsleiter Andreas Töpfer ein unverzichtbares Instrument, Arbeitskräfte in der Zahl zu finden, die der stetig wachsende Schlacht- und Zerlegebetrieb braucht. „Wir suchen stets Arbeitskräfte, doch der Markt bietet zu wenige. Selbst die Ausbildungsplätze werden längst nicht mehr alle besetzt“, sagt Töpfer.
„Wir brauchen die Werkverträge einfach“, spricht Markus Eicher, Sprecher des Tönnies-Konzerns, Klartext. „Entweder wir holen uns die Arbeitskräfte hierher oder wir müssen dorthin gehen, wo wir sie finden.“ Mittlerweile wird die Schlachtung und Zerlegung von 90 000 Schweinen pro Woche in Weißenfels nur noch mit 1 000 zusätzlich über Werkverträge Beschäftigten bewältigt. Aus Eichers Sicht sind die Beschäftigungsverhältnisse jetzt vor allem wegen der Mindestlohndebatte an den Pranger geraten. „Weil davon ausgegangen wird, dass das übliche Lohnniveau durch Werkverträge unterschritten wird“, meint er. „Von unserer Seite nicht.“ Es werde für die Leistung so viel bezahlt, dass die Vertragsfirmen ihre Arbeiter ebenso entlohnen können, wie Tönnies seine direkt angestellten, versichert Eicher. Allerdings sei der Werkvertragspartner ein völlig unabhängiges Unternehmen, das für sich über die Entlohnung seiner Mitarbeiter entscheide.
Jacek Malecki packt fürs Wochenende und freut sich auf die Familie. (BILD: PETER LISKER)
Tönnies selbst zahle die branchenüblichen Löhne für seine 1 200 direkt im Weißenfelser Werk Beschäftigten. Und Mindestlöhne würden dort auch bezahlt, wenn dies für die gesamte Branche gelte und somit nicht die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen beeinflusse.
Seit 2011 gilt innerhalb der EU die Freizügigkeit, so dass sich jeder der im Werk jetzt tätigen EU-Bürger auch direkt bei Tönnies anstellen lassen könnte. Doch die wenigsten der Ausländer, die in Weißenfels tagtäglich ihrer Arbeit im Schlachthof nachgehen, wählen diesen Weg. „Sie stehen am Ende finanziell besser da“, meint Bartosz Walilko - und das trotz ihrer zusätzlichen Ausgaben für die rund 300 Kilometer lange Heimfahrt am Wochenende. Der 35-jährige Pole ist Mitinhaber von Walpol, einer der acht Werkvertragsfirmen, die am Standort Weißenfels für Tönnies arbeiten. Seit etwa sieben Jahren ist ihm Weißenfels so etwas wie zweite Heimat geworden. Er sieht sich in einer ähnlichen Situation wie seine 90 Mitarbeiter hier. Zu Hause in Zielona Gora, wo eine Fleischerei mit 40 Beschäftigten seiner Familie gehört, warten Frau und zwei Kinder auf ihn, während er in Weißenfels Arbeit, Wohnung und andere zum zeitweiligen Leben in Weißenfels nötige Voraussetzungen für die Werksverträgler organisiert.
Einer seiner Mitarbeiter im Fleischwerk ist Jacek Malecki. Er habe keine Probleme, sagt dieser mit den wenigen deutschen Worten, die er kann, und erklärt sich dann weiter auf Polnisch. Wegen des guten Verdienstes sei er bei Walpol, fahre jede Woche gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern nach Weißenfels und freue sich aufs Wochenende, weil er dann zur Frau und vierjährigen Tochter zurückkehre. Er hatte aus familiären Gründen eine mehrjährige Pause bei den Auslandsreisen eingelegt, doch seine Brüder seien Walpol seit sechs Jahren treu. Sie wohnten zusammen, während er sich ein Zimmer in einer mit vier Männern belegten Zweizimmerwohnung mit Küche und Bad in der Merseburger Straße teile.
Dass sie mehr als das Doppelte dessen, was sie in ihren Ländern verdienen würden, an Geld nach Hause bringen, ist den meisten Werkvertragsarbeitern ausreichender Grund für ihr Arbeitsverhältnis in der Ferne. Sie interessiert nicht, was ihre deutschen Kollegen bekommen. Ihre Familien sind noch zu den günstigeren Konditionen in ihren Heimatländern versichert. Die Mietkosten in Weißenfels übernimmt vor allem Walpol. Es ist die Ausnahme, dass jemand seine Familie nachholt. Doch einer der Walpol-Arbeiter hat es getan, die Wohnung in Polen aufgegeben und sich in Weißenfels eine gemietet. Die Frau kümmert sich jetzt hier um die beiden Kinder, wovon eines behindert ist. Sie will noch Deutsch lernen und ein paar Stunden arbeiten.

MDR
Geplanter Schlachthof Bernburg spaltet
 Blutiger Wahnsinn oder Zukunfts-Chance?
Ein italienischer Fleischproduzent will in Bernburg einen Schlachthof bauen. Bis zu 24.000 Schweine könnten hier am Tag geschlachtet werden. Während die Stadt das Vorhaben begrüßt, machen Bürger dagegen mobil. Gegner und Befürworter kamen im MDR-Magazin "Fakt ist...!" in Magdeburg zu Wort. Dabei wurde klar: Die Kontroverse geht weiter.
Eine Chance für die Region mit vielen hundert Arbeitsplätzen oder ein Ort, an dem Tiere gequält werden und die Umwelt verpestet wird? Seit bekannt ist, dass ein italienischer Fleischproduzent an der A 14 bei Bernburg einen Riesenschlachthof für Schweine bauen will, ist das Vorhaben ein Zankapfel. Deutlich wurde das erneut am Montagabend in der MDR-Fernsehsendung "Fakt ist...!" aus Magdeburg. Gegner und Befürworter des Millionen-Projekts lieferten sich einen Schlagabtausch.
Schweinevermarkter: Schlachthof ist sinnvoll
Schlachthof soll neue Jobs bringen.
Heiko Plate vom Schweinevermarktungsnetzwerk VzF hat sich hinter die Pläne des Investors gestellt. Er sagte, der Schlachthof in Bernburg sei notwendig und sinnvoll, für die deutschen Schweinezüchter sei das eine gute Nachricht. In vielen Regionen in Deutschland machten Schlachthöfe dicht. Es gebe eine massive Marktkonzentration. Plate versprach für die Verbraucher größtmögliche Transparenz. Dies fange in der Landwirtschaft an und ende im Schlachthof. Er verstehe die Bürgerängste in Bernburg, mit der Transparenz könnten die Ängste aber abgebaut werden. 
Bürgermeister sieht positive Effekte für die Region
Der Bürgermeister von Weißenfels, Robby Risch von den Linken, hat prinzipiell keine Bedenken gegen einen Schlachthof. So habe seine Stadt mit dem Großschlachthof Tönnies insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Viele Arbeitsplätze seien entstanden. Aktuell stamme die Hälfte der Mitarbeiter aus der Region, die andere Hälfte komme aus dem Ausland. Weißenfels habe seine Einwohnerzahl konstant gehalten, zudem sei der Ausländeranteil doppelt so hoch im Vergleich zu anderen Städten in Sachsen-Anhalt. Davon profitiere auch der Wohnungsmarkt. Der Bürgermeister von Weißenfels sieht aber keinen Bedarf für einen zweiten Großschlachthof in Sachsen-Anhalt. 
Gegner rechnen mit massenweise Tiertransporten
Kritiker befürchten Massen-Tiertransporte aus Osteuropa.
Scharfe Kritik an den Schlachthofplänen kommt von Matthias Brümmer von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Für den Schlachthof seien 24.000 Schweine am Tag nötig. Er wisse gar nicht, wo die herkommen sollten. Wahrscheinlich werde der Investor die Tiere aus Osteuropa "herankarren". Dies sei Wahnsinn. Die meisten Mitarbeiter würden aus Osteuropa kommen, die dann in Deutschland Schweine aus Osteuropa verarbeiteten. Anschließend gehe das Fleisch dann zurück an Kunden in Osteuropa.

Andere Schlachthöfe in Deutschland hätten bereits viele Arbeitsplätze in Dänemark oder den Niederlanden zerstört. In beiden Ländern werde kaum noch geschlachtet, so Brümmer. Es sei auch ein Irrglaube, dass der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten an der Marktkonzentration etwas ändern könne. Die Regeln würden eindeutig von der Fleischindustrie und dem Handel vorgegeben. Sie allein bestimmten, wie sich der Markt entwickele. 
BUND: Wo bleibt der Tierschutz?
1.000 Schweine pro Stunde sollen geschlachtet werden.
Die Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Undine Kurth, lehnt die Pläne für einen Schlachthof in Bernburg ab. Sie verwies darauf, dass in der Debatte der Tierschutz zu kurz komme.

Kurth sagte, der Schlachthof werde ein Rieseneinzugsgebiet haben. Es seien lange Transportwege nötig. Zudem sei unklar, woher das Futter für Millionen zusätzlich benötigter Schweine herkommen solle.   
Megaschlachthof Bernburg erhitzt die Gemüter
  • Video
31.03.2014, 22:05 Uhr | 43:41 min
Fakt ist...!
  • Video
31.03.2014, 11:00 Uhr | 03:22 min
MDR um 11
Zuletzt aktualisiert: 01. April 2014, 10:01 Uhr
Schlachthof Bernburg
Investor ist der italienische Fleischwarenproduzent Bresaole Pini.
Er will etwa 25 Mio. € in das Projekt an der Autobahn 14 stecken.
Die Rede ist von bis zu 2.500 neuen Arbeitsplätzen.
In der Anlage könnten mehr als 20.000 Schweine am Tag geschlachtet werden.

Das Land Sachsen-Anhalt stellte klar, dass es für den Schlachthof keine Fördermittel bereitstellen will. Ein Antrag von 7,3 Mio. € wurde bereits abgelehnt.

MDR
Wirtschaft
Großschlachterei in Bernburg soll 2.500 Jobs bringen

In Bernburg horcht man derzeit auf. Nach Medienberichten soll dort ein Millionenprojekt entstehen. Ein gigantischer Schlachthof, der 2.500 neue Jobs schaffen soll. Tausende Schweine täglich sollen dort geschlachtet werden. Was ist dran an der Geschichte - unsere Reporterin berichtet. 
von Elisabeth Ihme
Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini möchte 25 Millionen Euro in den neuen Schlachthof im Bernburger Gewerbegebiet investieren. Ganz in der Nähe der A14. Das Unternehmen soll bereits einen Förderantrag beim Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt gestellt haben, schreibt die "Mitteldeutsche Zeitung". Darin heißt es auch, endgültig unterschrieben sei aber noch nichts.
Großbetriebe fürchten Konkurrenz
Aber offenbar hat der italienische Konzern in Bernburg großes vor. Nämlich einen Schlachthof zu bauen, in dem stündlich bis zu 1.000 Schweine geschlachtet werden. In Sachsen-Anhalt gibt es bisher nur zwei große Schlachthöfe. Beim mittelständischen Unternehmen Halberstädter Wurstwaren werden täglich 800 Schweine geschlachtet. Beim Großbetrieb Tönnies in Weißenfels sind es täglich 15.000 Schweine. Mit dem italienischen Konzern würde also eine weitere Großschlachterei entstehen. Die Fleischwaren sollen dann nach Europa und Asien geliefert werden. Der italienische Konzern hat bereits in Polen 2010 einen ähnlich großen Betrieb eröffnet. Betreibt auch Schlachtereien in Ungarn, Rumänien und der Slowakei.
Konzern verspricht Mindestlohn
Überraschen mag, dass Bresaole Pini nach eigenen Angaben am Standort Bernburg Mindestlohn bezahlen möchte. Bisher ist die Fleischindustrie nicht für faire Löhne bekannt. Häufig werden Schlachter und Zerleger aus Osteuropa eingekauft, die für Niedriglöhne arbeiten. Der Mindestlohn wird meist durch so genannte Werksverträge umgangen. Bei der Halberstädter Landwurst GmbH befürchtet man nun, dass der Konkurrenzdruck in der Fleischbranche Sachsen-Anhalts wächst.
Offener Brief: Bewohner in Sorge
Befürchtungen gibt es offenbar auch unter den Bürgern. Ein offener Brief des "Bernburger Montagsforums" an die Stadtverwaltung hat auch MDR INFO erreicht. Die überparteiliche Gruppe möchte unter anderem wissen, wie stark Lärm und Geruchsbelästigung durch den neuen Schlachtbetrieb wären, wer den notwendigen Ausbau der Infrastruktur bezahlt und ob die ortsansässigen Schlachtbetriebe Nachteile von dem neuen Betrieb hätten.
Zuletzt aktualisiert: 11. März 2014, 17:35 Uhr




Junge Welt
01.04.2014 / Inland / Seite 4Inhalt
Schnitzel im Akkord
Anwohner und Tierschützer kämpfen gegen geplante Großschlachterei eines italienischen Konzerns in Bernburg (Sachsen-Anhalt). Pro Tag sollen 15000 Schweine verarbeitet werden
Von Susan Bonath

Eine Überproduktion von billigem Schweinefleisch gibt es in der BRD schon lange
Foto: Heinz von Heydenaber dpa/lnw
Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini will nach Sachsen-Anhalt expandieren. In Bernburg plant er einen Megaschlachthof, in dem pro Stunde bis zu 1000 Schweine getötet werden sollen. Die müßten von weither angeliefert werden, weil in der Umgebung nur wenige Mäster ansässig sind. Das Fleisch will das Unternehmen vor allem ins europäische und asiatische Ausland exportieren. Politiker haben grünes Licht für das Vorhaben gegeben, Bürger wollen es verhindern.

Die Befürworter in der Landes- und Kommunalpolitik, darunter Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), halten sich vor allem am Argument »Arbeitsplätze« fest. Anfang März machte die Zahl von 2500 neuen Jobs die Runde in den Medien. Kurz darauf korrigierte der Minister dies weit nach unten, und zwar auf lediglich 140. So habe es Breasaole Pini im Fördermittelantrag angegeben. Außerdem habe die Firma zugesagt, den Mindestlohn zu zahlen. Bisher ist die Fleischindustrie nicht für faire Löhne bekannt. Und Grund zur Freude gibt es wenig: Ab Juli soll in der Branche in der BRD eine Lohnuntergrenze von gerade mal 7,75 Euro pro Stunde gelten. Darauf hatten sich die Tarifparteien im Februar geeinigt. Das Bundesarbeitsministerium will demnächst einen Gesetzentwurf zur Aufnahme von »Schlachten und Fleischverarbeitung« als neunte Branche in das Arbeitnehmerentsendegesetz den Bundestag und den Bundesrat passieren lassen.

Bereits im Dezember hatte der CDU-dominierte Bernburger Stadtrat mit 26 Ja- und sechs Nein-Stimmen befürwortet, dem Investor ein zehn Hektar großes Grundstück am Stadtrand zu überlassen. Am 20. März ergänzte er seinen Beschluß um den Passus, daß der anstehende Kaufvertrag der gesonderten Zustimmung des Rates bedürfe. Er müsse konkrete Angaben zur Investition beinhalten, an welchen es bisher mangele. Vergangene Woche rügten der Linke-Stadtrat Eberhard Balzer und der Linke-Bundestagsabgeordnete Jan Korte die Informationspolitik der Stadt. Weder die Bürger noch das Parlament seien bisher angemessen aufgeklärt worden, sagten sie gegenüber dem MDR. Die Initiative »Bernburger Montagsforum« kritisiert dies ebenfalls in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos). Sie verlangt unter anderem konkrete Aussagen zur erwarteten Lärm- und Geruchsbelästigung und darüber, wer den Ausbau der Infrastruktur finanziert.

Die in Gründung befindliche Initiative »Keine Schweinerei« hat unterdessen begonnen, Unterschriften gegen den Schlachthof zu sammeln. Sie strebt einen Bürgerentscheid an. Dafür benötigt sie bis zum 2. Mai 3000 Unterstützer aus der Stadt. Die Kritiker sind überzeugt, daß Sachsen-Anhalt keine weitere Anlage dieser Art benötigt. Denn in Halberstadt werden bereits täglich rund 800 Schweine geschlachtet, in der vom Tönnies-Konzern betriebenen Großschlachterei Weißenfels bis zu 15000. Ein beträchtlicher Teil der Tiere wird schon aus großer Entfernung angeliefert. In Sachsen-Anhalt selbst werden etwa 1,2 Millionen Schweine gehalten – so wenige wie in keinem anderen Bundesland. Die Gegner des neuen Betriebes fürchten auch, daß der Steuerzahler durch die Hintertür belastet wird, etwa mit den Kosten für eine neue Kläranlage oder Reparaturen für stärker befahrene Autobahnen und Straßen.

Für das meiste Aufsehen in der Angelegenheit sorgt indes eine 14jährige Schülerin. Lucia Grün aus Aschersleben will den Bau der Schlachterei mit einer Petition an den Bernburger Wirtschaftsdezernenten Holger Dittrich und Landesminister Möllring stoppen. In knapp drei Wochen unterstützten mehr als 45000 Menschen die Eingabe. Die Schweine für die Anlage würden wohl vor allem aus Osteuropa angeliefert, befürchtet die Schülerin – eine qualvolle, viele Tage dauernde Reise. Außerdem verdränge Billigfleisch der Konzerne immer mehr regionale Produkte.

kurzlink.de/Petitionschlachthof


Wirtschaft | 02.04.2014
Italiener plant Großschlachthof in Sachsen-Anhalt
Der italienische Fleischproduzent Bresaole Pini will in Sachsen-Anhalt einen neuen Schlachthof bauen. Die Anlage auf dem zehn Hektar großen Grundstück soll stündlich 1.000 Schweine schlachten. Die ISN übt Kritik.
25 Millionen Euro will der Fleischproduzent aus Italien für die Großschlachtanlage in Bernburg investieren.
© Mühlhausen/landpixel.de
Wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland (ISN) berichtet, will das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini in Bernburg, Sachsen-Anhalt, einen neuen Schlachthof bauen. Damit will das Unternehmen bis zu 2.500 neue Arbeitsplätze schaffen.

Auf der Anlage sollen künftig mehrere tausend Schweine geschlachtet werden, in der letzten Ausbaustufe stündlich 1.000 Schweine, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung (MZ). Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten, meldet die ISN. Bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern stoße das 25 Millionen Euro schwere Projekt auf Ablehnung.

In Bernburg hat sich bereits eine Bürgerinitiative formiert und macht gegen den geplanten Schlachthof mobil. Wie die MZ berichtet, strebt die Initiative einen Bürgerentscheid an. Kommen bis 2. Mai die Unterschriften von 3.000 wahlberechtigten Bernburgern zusammen, schließt sich ein Bürgerentscheid an.
Für und Wider zum neuen Wettbewerber
Nach Ansicht der ISN sei die Schlachtbranche in Deutschland schon heute auf wenige große Unternehmen konzentriert. Die vier größten Schweineschlachter haben laut ISN einen Marktanteil von annähernd 60 Prozent. Da sei aus Sicht der Schweinehalter ein zusätzlicher, leistungsfähiger Spieler auf dem Markt durchaus zu begrüßen.

"Auf der anderen Seite ist jedoch auch keinem damit geholfen, wenn die Schlachtunternehmen in dem harten Wettbewerb mit Dumpingpreisen um die Gunst der wenigen großen Lebensmitteleinzelhändler buhlen", so die ISN. Es bleibe abzuwarten, wie der italienische Konzern auf dem deutschen Markt klar kommen wird.

Zudem sollte laut ISN die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Projektes erlaubt sein, wenn auf der einen Seite Fördergelder in Millionenhöhe in einen Schlachthofneubau gesteckt werden und auf der anderen Seite gleichzeitig bestehende Produktionskapazitäten, wie zuletzt die Vion-Standorte in Kasel-Golzig und Weimar, stillgelegt werden.

Für Schweinehalter sei wichtig, dass sie sich auf die Zahlungssicherheit verlassen können. Die Klassifizierung und auch die Abrechnung müssen klar geregelt sein. Die ISN wird nach eigenen Angaben ein wachsames Auge auf den Betrieb haben. 




Volksstimme
Geplanter Super-Schlachthof bei Bernburg
Woher kommen die Schweine?
28.03.2014 07:38 Uhr

Ein Schlachthof-Projekt erregt aktuell die Gemüter in Bernburg. Die enorme Kapazität der Anlage wirft die Frage auf: Wo kommen die Tausende Schweine her, die dort täglich geschlachtet werden sollen? Aus Sachsen-Anhalt offenbar nicht.
Von Oliver Schlicht
Magdeburg l Die Internet-Petition einer 14-jährigen Schülerin mit mehreren zehntausend "Unterschriften" gibt es schon, ein offizielles Bürgerbegehren einer Bürgerinitiative "Keine Schweinerei" wird auch gerade vorbereitet. In Bernburg herrscht aktuell große Aufregung unter besorgten Bürgern, nachdem das Schlachthof-Projekt des italienischen Fleischwaren-Produzenten Bresaole Pini bekannt geworden ist.
Bereits am 12. Dezember hatte der Bernburger Stadtrat nicht öffentlich beschlossen, für die Ansiedlung ein zehn Hektar großes Grundstück in einem Gewerbegebiet an der A 14 nahe der B 6n bereitzustellen, vorausgesetzt eine sachliche Bewertung befürwortet am Ende das Projekt. Inzwischen ist das Projekt zwar öffentlich bekannt. Aber sachlich bewerten kann man bislang wenig.
Entschieden sei überhaupt noch nichts, sagt Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich: "Es gab lediglich Vorgespräche. Ein Genehmigungsverfahren wurde noch nicht eingeleitet." So ein Verfahren würde sich etwa ein knappes Jahr hinziehen. Erst dann stünden wirklich Entscheidungen an.


Fördermittelantrag wurde abgelehnt
Die Rede ist davon, dass die Italiener etwa 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2500 Arbeitsplätze schaffen wollen. Über 20000 Schweine könnten in der hochmodernen Anlage täglich geschlachtet werden. Fördermittel vom Land gibt es für die Investition nicht, sagte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring gestern im Landtag. Ein entsprechender Antrag in Höhe von 7,3 Millionen Euro wurde abgelehnt.
Das Projekt wirft - unabhängig von ökologischen und tierschutzrelevanten Bedenken - eine entscheidende Frage auf, die der Investor und auch beteiligte Kommunalpolitiker in Bernburg nicht beantworten wollen oder können: Woher will der Schlachthof Tausende von Schweinen täglich beziehen? Ist doch in der Bernburger Beschlussvorlage eindeutig von einem "Schlachtbetrieb" und nicht von einem "Zerlegebetrieb" die Rede.
Es gibt bislang weder in Sachsen-Anhalt noch in den neuen Bundesländern entsprechende Produktionskapazitäten. "Nach der Wende wurde von den Genossenschaften vor allem in den Ackerbau und nicht in die teure Modernisierung von Stallungen investiert", erzählt Michael Lohse, Sprecher des Deutschen Bauernverbandes in Berlin. Inzwischen sei die Marktlage bei Schweinefleisch wenig rosig. Lohse: "Noch in den 1970er Jahren wurde in der alten Bundesrepublik nur etwa 75 Prozent des Eigenbedarfs an Schweinefleisch produziert. Heute sind wir bei 120 Prozent und exportieren Schweinefleisch."
Der Preisdruck auf dem internationalen Markt verlangt nach immer effektiveren Schweinezucht- und Mastbetrieben. Im Trend liegen Agrar-Industriebetriebe mit Kapazitäten von mehreren zehntausend Schweinen. Ereignisse, wie aktuell der Ausbruch von afrikanischer Schweinepest bei polnischen Wildschweinen und das damit verbundene russische Importverbot für EU-Schweine, setzten den Markt stark unter Druck. "Nur wegen eines Schlachthofes investiert heute niemand in eine neue Schweinemast-Anlage", so Michael Lohse.
Mit einem aktuellen Bestand von 1,2 Millionen Schweinen rangiert Sachsen-Anhalt immerhin bundesweit auf Platz 6 und ist Spitzenreiter unter den Neuen Ländern. Der Bestand war 1990 in Sachsen-Anhalt mit 1,95 Millionen Tieren noch fast doppelt so hoch, brach dann aber ein - 1996 gab es in Sachsen-Anhalts Ställen noch 711000 Schweine. Auf diesem Niveau liegen die Schweinebestände in den anderen Neuen Ländern überwiegend bis heute. In Sachsen-Anhalt hat die insgesamt positive Entwicklung der Feldwirtschaft und der Ernährungsindustrie (Futter- und Düngegrundlage) der Schweine-Produktion wieder etwas mehr auf die Sprünge geholfen.



Kritischer Agrarbericht 2013

Jahresrückblick  auf den Schweinesektor
Auch nachdem die Preise für Mastschweine von Juli bis September 2012 von 1,63 auf 1,90 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht stiegen und die Ferkelpreise auf 54 Euro, blieben sie doch unter der Schwelle der Kostendeckung von 2 Euro pro Kilogramm bzw. 65 Euro pro Ferkel (1). Nur eine Ursache lag in den parallel dazu gestiegenen Einkaufspreisen für Schweinemast-Mischfutter (das immerhin 50 Prozent der Kosten ausmacht) von Januar 2012 bis September 2012 von 250 Euro pro Tonne im Januar 2012 auf über 300 Euro pro Tonne im September 2012. Dabei war  der Preis von Sojaschrot sogar um 50 Prozent auf 500 Euro pro Tonne gestiegen. Vor allem infolge dieser explodierenden Futterpreise und auch wegen Tierschutz- und Umweltauflagen sank die Zahl der in Deutschland geschlachteten Schweine von 29,16 Millionen (im 1. Halbjahr 2011) auf 28,91 Mio. (im 1. Halbjahr 2012) – also um etwa 1 Prozent (laut Boerderij vom 11.10.2012 sanken auch die Schlachtzahlen in der EU um 1 Prozent). Dies bestätigte einmal mehr sehr deutlich die agrarökonomische Erkenntnis, dass eine Verringerung der Angebotsmenge zu einer weit überproportionalen Erzeugerpreis-Steigerung führt.
So liegt die wesentliche Ursache der seit fünf Jahren Jahren nicht mehr kostendeckenden Erzeugerpreise für Ferkel und Mastschweine in der massiven Überproduktion. Der Selbstversorgungsgrad von Schweinefleisch ist seit 2010 von 110 auf nunmehr 120  Prozent angestiegen.(2) Diese Überschüsse werden von den Schlachtkonzernen systematisch angeheizt, um sie auf dem „Weltmarkt“, vor allem in Russland und Hongkong, zu Billigpreisen abzusetzen. Auch in der EU ist der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch 2011 auf 112 Prozent gestiegen (3). Eine solche Überschuss-Erzeugung nützt allenfalls den Umsätzen der Fleischkonzerne und den daran gekoppelten Gehältern von Managern, drückt aber angesichts einer stagnierenden und sogar leicht sinkenden Binnen-Nachfrage dauerhaft die Erzeugerpreise der Landwirte. Entsprechend stark waren Betriebsaufgaben und eine weitere Konzentration der Tierbestände.
Diese Weltmarkt-Orientierung der Fleischkonzerne führt auch angesichts der wachsenden Konkurrenz der brasilianischen und US-Fleischkonzerne zu einer Verschärfung der deutschen und europäischen Schweinemarktkrise Zu hiesigen Preisen produzieren und zu brasilianischen Billigpreisen auf dem Weltmarkt verkaufen – diese Rechnung kann nicht aufgehen. Bei den in Brasilien und den USA herrschenden Umwelt-, Sozial- und Klimabedingungen lässt sich Schweinefleisch um ein Drittel billiger als in Europa erzeugen (4). Zudem baut Russland mit Hilfe ausländischer Konzerne (u.a. auch Tönnies) seine eigene Schweineproduktion rasch aus und wird in wenigen Jahren selbst Schweinefleisch exportieren. Auch China strebt die Selbstversorgung an und kauft in großem Umfang den Sojamarkt leer.  
Einen „holprigen Weg“ und ein Absinken der Schweinepreise (bei anhaltend hohen Futterkosten) sagt denn auch die AMI-Marktberichterstattung voraus –wegen rückläufigen Verbrauchs, weiter steigendem Angebot und einer gedämpften Nachfrage im Export (5). Offen ist, inwieweit die ab 2013 EU-weit verbindlich vorgeschriebene Umstellung auf die Gruppenhaltung der Sauen zu einem weiteren Ausscheiden von Sauenhaltern führt und inwieweit der Bau neuer Stallkapazitäten diesen Rückgang kompensiert oder überkompensiert. Zu befürchten ist, dass solche Vorgaben ohne begleitende Umstellungs-Förderprogramme den Strukturwandel weiter fördern.          
Wenn in dieser Situation trotzdem weiter eine große Zahl neuer Schweine-Anlagen gebaut wird, dann liegt das einerseits daran, dass viele Verbandspolitiker und Investoren diese strukturelle Krise immer noch als vorübergehende Schwächeperiode betrachten, und andererseits daran, dass agrarindustrielle Investoren und Futtermittelkonzerne mit Blick auf eine spätere Marktmacht weitere Agrarfabriken mit Tausenden von Sauen und Zehntausenden von Mastschweinen aufbauen.
Der holländische Agrarindustrielle Adrianus Straathof hält vor vor allem an Standorten der ehemaligen DDR-Agrarindustrie bereits etwa 35.000 Sauen (Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe 48/2010). Jeweils viele tausende Sauenplätze haben weitere niederländische Investoren wie van Gennip, van Asten, Johannes Maria Straathof, van Nooren, Poels, van Dijck, van der Velde, van Genugten oder Verschelde, daneben auch dänische Investoren (Kirketerp) oder westdeutsche Unternehmen wie ZNVG eG, Einer Schweinezucht, RVV Twistringen eG, WULFA Dinklage, Woestmann, Oberhoff, Kläne Menke, Görtz, Ahlers, Grundkötter sowie direkte Nachfolgebetriebe der so genannten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften aus DDR-Zeiten.
Bei den Schweinemast-Konzernen mit Zigtausenden von Stallplätzen findet man viele der obigen Namen wieder, außerdem Unternehmen wie Arts und Bolder, Schmidt/SAZA, Kronseder, Osterhuber oder Thiermann (6).
In welchem Umfang Futtermittel- und Genetik-Konzerne (wie Hendrix, Fleming & Wendeln oder GS agri) bei Agrarfabriken beteiligt oder dominant sind, ist schwer abzuschätzen. Berater gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der deutschen Schweinebestände bereits in verdeckter Lohnmast gehalten wird. Nach Einschätzung des niedersächsischen Kammerberaters Arnold Krämer befindet sich ein großer Teil der Sauenanlagen mit 800 und mehr Plätzen in Niedersachsen und im Osten schon nicht mehr in der Hand der ursprünglichen Investoren, sondern bereits in zweiter oder sogar dritter Hand. Bei Kaufpreisen von 50 bis 80 Prozent der Baukosten könnten die Übernehmer solche Anlagen mit geringeren Kapitalkosten weiter bewirtschaften. Betriebsleitern rät Krämer zu Vorsicht bei großen Investitionen (7).
Angesichts der rasanten Industrialisierung im Schweinesektor scheint klar: Wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann beherrschen in wenigen Jahren Konzerne auch die Schweinehaltung - wie jetzt schon in der Geflügelbranche. Allein im Jahre 2011 sank die Zahl der schweinehaltenden Betriebe weiter um 2.000 auf 30.900 (8), im ersten Halbjahr 2012 um weitere 800.
Die niederländischen und belgischen Schweinehalter-Verbände setzen sich in dieser Lage klar für die Interessen ihrer Mitglieder ein - auch gegenüber genossenschaftlichen Schlachtunternehmen: zum Beispiel mit ihrer Forderung nach einer gezielten Reduzierung der von den Landwirten gehaltenen Schweine mit dem Ziel einer Erzeugerpreis-Erhöhung. Im Gegensatz dazu verfolgt der Deutsche Bauernverband weiter eine Partnerschafts-Strategie der gemeinsamen „Wertschöpfungskette“ mit den Fleischkonzernen. Die vier größten von ihnen (Tönnies, VION, Westfleisch, D&S-DanishCrown) haben bereits 60 Prozent Marktanteil. Sie nutzen aktuell die Überschuss-Situation und ihre Marktmacht aus, indem sie - entgegen den mit den Mästern vereinbarten Preisregelungen – Schweine zu niedrigeren „Hauspreisen“ aufkaufen oder die Zahlungsziele verlängern.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sah kürzlich sogar deutliche Anzeichen dafür, dass die von den Schlachtunternehmen gemeldeten Schlachtgewichte deutlich über den tatsächlichen lagen – vermutlich um auf diese Weise eine ausreichende Versorgung des Schweinefleischmarktes zu suggerieren und weitere Preissteigerungen zu verhindern (9). Laut ISN wurde angesichts zu hoher Erzeugerpreise von einigen großen Schlachtunternehmen eine Einschränkung der Schlachtungen für die nächste Vermarktungswoche angedroht, wenn der Preis nicht um 5 Cent auf 1,88 Euro pro Kilogramm  falle (10).
Kostendeckende und auskömmliche Erzeugerpreise sind nur möglich, wenn die Überschussproduktion abgebaut wird. Aktuell bestehen hierfür wichtige Möglichkeiten: Die anstehende Novellierung des Bundesbaugesetzes kann den weiteren Bau großer gewerblicher Schweineanlagen mit mehr als 1.500 Mast- und 560 Sauenplätzen bremsen oder sogar verhindern und damit auch die damit verbundene Überschuss-Ausweitung. Auch Umwelt- und Tierschutzforderungen wirken in diese Richtung: Der Tierschutzplan der niedersächsischen Landesregierung ist Ausdruck der Tatsache, dass die EU-Kommission nunmehr auf die Einhaltung ihrer Schweinehaltungs-Richtlinien drängt und diese im Rahmen der EU-Agrarreform zur Voraussetzung der Prämienzahlungen macht. Das Abschneiden (Kupieren) der Schweineschwänze, um die haltungsbedingt gestressten Tiere am Schwänzebeißen zu hindern, wäre zukünftig EU-weit nicht mehr möglich. Man wird den Tieren deshalb nicht nur mehr Platz, sondern auch Stroh (wie von der EU gefordert) und Auslauf geben müssen. Hierzu sind jetzt Umstellungs- und Förderungsprogramme nötig.                                
Genau diese Forderungen nach einer artgerechten Tierhaltung auf „Bauernhöfen statt in Agrarfabriken“ werden von einer starken gesellschaftlichen Bewegung unterstützt. Diese sind nicht gegen Bauern gerichtet, sondern könnten und müssten jetzt von Bauern genutzt werden: Eine an Futterflächen gebundene, antibiotika-unabhängige Tierhaltung mit mehr Platz, Stroh und Auslauf für die Tiere senkt nicht nur europaweit die Überschüsse - diese Forderungen können nur Bauernhöfe und nicht Agrarfabriken ausfüllen.
Von Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft – AbL
Anmerkungen
(1)    Alle Preisangaben aus: Kohlmüller, Matthias (2012):Landvolk: Schweinepreise sind zu niedrig. Agrarmarkt-Informationsgesellschaft AMI. Pressemeldung zum Vortrag beim DBV-Veredlungstag in Schweringen am 13.9.2012. In: agrarheute.com  vom 16.7.2012
(2)    BMELV, Statistik und Berichte, Tabelle 280 - Versorgung mit Fleisch, 21.2.2012 sowie Kohlmüller, siehe Anm. 1
(3)    Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländl. Räume: Agrarmärkte 2011/2012, Schwäbisch Gmünd
(4)    Hesse, Dirk (2010): Weltweite Trends in den Schweineproduktion, Vortrag vor DLG-Ausschuss Schweineproduktion.Manuskript
(5)    Kohlmüller, siehe Anm. 1
(6)    Niemann, Eckehard (2010): Die verschwiegene Agrarindustrialisierun. In: Kritischer Agrarbericht Landwirtschaft 2010, AgrarBündnis (Hg.), Hamm, S. 46-50
(7)    top agrar, März  2012, Sauen –Wege aus der Krise
(8)    Statistisches Bundesamt – Destatis, BMELV, Pressemitteilung vom 12.1.2012
(9)    agrarheute 8.10.2012: ISN zweifelt Schlachtstatistik an
(10)ISN - Internetseite, 12.10.2012: Warum fällt der Schweinepreis?
Viele Grüße

Rita Heß

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