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Von: Eckehard.Niemann <eckehard.niemann@gmx.de>
Datum: 4. April 2014 10:30
Betreff: Da muss man einfach mitmachen: Petition gegen geplanten Akkord-Großschlachthof in Bernberg
An: "eckehard.niemann" <eckehard.niemann@freenet.de>
Von: Eckehard.Niemann <eckehard.niemann@gmx.de>
Datum: 4. April 2014 10:30
Betreff: Da muss man einfach mitmachen: Petition gegen geplanten Akkord-Großschlachthof in Bernberg
An: "eckehard.niemann" <eckehard.niemann@freenet.de>
Hallo,
ich meine, diese Initiative muss man einfach unterstützen und massiv weiterverbreiten...
Beste Grüße
Eckehard Niemann
Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - AbL
im bundesweiten Initiativen- und Verbände-Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"
29553 Varendorf
Diesen Link bitte anklicken:
http://www.change.org/de/Petitionen/wirtschaftsminister-m%C3%B6llring-kein-akkordschlachthof-in-bernburg
Die in Gründung befindliche Initiative »Keine Schweinerei« hat unterdessen begonnen, Unterschriften gegen den Schlachthof zu sammeln. Sie strebt einen Bürgerentscheid an. Dafür benötigt sie bis zum 2. Mai 3000 Unterstützer aus der Stadt. Die Kritiker sind überzeugt, daß Sachsen-Anhalt keine weitere Anlage dieser Art benötigt. Denn in Halberstadt werden bereits täglich rund 800 Schweine geschlachtet, in der vom Tönnies-Konzern betriebenen Großschlachterei Weißenfels bis zu 15000. Ein beträchtlicher Teil der Tiere wird schon aus großer Entfernung angeliefert. In Sachsen-Anhalt selbst werden etwa 1,2 Millionen Schweine gehalten – so wenige wie in keinem anderen Bundesland. Die Gegner des neuen Betriebes fürchten auch, daß der Steuerzahler durch die Hintertür belastet wird, etwa mit den Kosten für eine neue Kläranlage oder Reparaturen für stärker befahrene Autobahnen und Straßen.
Für das meiste Aufsehen in der Angelegenheit sorgt indes eine 14jährige Schülerin. Lucia Grün aus Aschersleben will den Bau der Schlachterei mit einer Petition an den Bernburger Wirtschaftsdezernenten Holger Dittrich und Landesminister Möllring stoppen. In knapp drei Wochen unterstützten mehr als 45000 Menschen die Eingabe. Die Schweine für die Anlage würden wohl vor allem aus Osteuropa angeliefert, befürchtet die Schülerin – eine qualvolle, viele Tage dauernde Reise. Außerdem verdränge Billigfleisch der Konzerne immer mehr regionale Produkte.
kurzlink.de/Petitionschlachthof
Von Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft – AbL
Anmerkungen
ich meine, diese Initiative muss man einfach unterstützen und massiv weiterverbreiten...
Beste Grüße
Eckehard Niemann
Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - AbL
im bundesweiten Initiativen- und Verbände-Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"
29553 Varendorf
Diesen Link bitte anklicken:
http://www.change.org/de/Petitionen/wirtschaftsminister-m%C3%B6llring-kein-akkordschlachthof-in-bernburg
Die
PETITION:
Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg
ab!
1.
2.
Petition von
Aschersleben, Deutschland
Im
sachsenanhaltinischen Bernburg ist der Bau eines Akkordschlachthofes der
italienischen Kette "Bresaole
Pini" geplant, die u.a. bereits in Italien, Ungarn und Rumänien
vertreten ist.Stündlich sollen
dort ca. 1.000
Schweine geschlachtet werden, rund15.000
pro Tag. Die Schweine werden aus Osteuropa durch lange, qualvolle
Transporte angeliefert. Die Tiere vegetieren auf den wochenlangen Transporten
zwischen bereits
verendeten Tieren,
in ihren Fäkalien liegend und oft ohne
Trinkwasser dahin. "Bresaole
Pini" prahlt mit 2.500 neuen Arbeitsplätzen und Mindestlohn. Doch wer
möchte eigentlich täglich aus
der blutigen Hölle heimkommen? Ganz sicher eine Schockvorstellung für viele
Menschen. Somit wird der Fleischkonzern, wie schon viele vorher, Arbeitskräfte
aus Osteuropa holen.
Ich bin Lucia Grün, bin 14 Jahre alt und engagiere mich
schon seit vielen Jahren für den Tierschutz. Ich unterstütze
Gnadenhöfe, halte Vorträge zum Thema Umwelt und Tierschutz in der Schule und in
meiner Freizeit und habe auch schon viele Tiere retten können. Es
ist mein Anliegen, den Menschen die Augen zu öffnen und zum Nach-bzw. Umdenken
anzuregen. Dies war auch meine Motivation, diese Petition zu starten.
Den Tierschutz auf ein neues Level zu bringen - gemeinsam und für uns
alle.
Mir ist bewusst, dass die wirtschaftliche Entwicklung
für eine Region sehr wichtig ist. Doch in Bernburg überwiegen klar die
Nachteile: Das Akkordschlachthaus soll im Gewerbegebiet der A14
entstehen und 25
Millionen Eurokosten. Zudem ist noch gar nicht sicher, ob wirklich
2.500 Arbeitsplätze entstehen oder es am Ende nicht viel weniger werden! Neben
dem unbeschreiblichen Leiden der Tiere sorgen sich natürlich auch viele
Bernburger um die Umwelt. Wohin mit den nglaublichen Abwassermengen?
Wohin mit der ganzen Gülle? Durch
solch riesige Schlachthöfe sind Trinkwasserverschmutzungen und Luftverschmutzungen
vorprogrammiert.
Das produzierte Fleisch soll größtenteils europaweit
und nach Asien exportiert werden. Sachsen-Anhalt bzw. Bernburg ziehen
somit keine Vorteile aus dem Projekt, es sei denn, es fänden sich genug Leute,
die tagtäglich ihr Gewissen belasten wollen. Mittelständler der Region sehen
bereits ihre Unternehmen gefährdet. Riesige Firmen wie der Akkordschlachthof
könnten bald die regionalen Produkte gänzlich verdrängen. Dann gäbe es nur noch
billiges, importiertes "Supermarktfleisch" aus antibiotikaverseuchter
Massentierhaltung. Die wirtschaftlichen Vorteile wären dahin, wenn die
regionalen Waren durch importierte Massenware schwinden. Bernburg besitzt solch
gute Böden - warum lassen wir uns nicht etwas besseres einfallen als einen
riesigen Schlachthof?
Mit dem Akkordschlachthof Bernburg könnte "Bresaole
Pini" einer der Vorreiter für viele weitere solche Projekte in Sachsen
Anhalt und ganz Deutschland werden, sodass Kleinbetriebe den Konkurrenzkampf
verlieren werden.
Der Schlachthof gerade in der Planung, sodass unsere
Stimmen noch nicht zu spät kommen. Deshalb müssen wir jetzt
handeln!
Ich bitte alle, insbesondere die mit einem großen Herz
für Tiere und unsere Umwelt, aber auch die, die sich Sorgen um die Gesundheit
Deutschlands machen und natürlich alle Bernburger, denen ihre Stadt etwas
bedeutet, diese Petition zu unterzeichnen und dem Wirtschaftsministerium die
Augen zu öffnen, um den Bau dieses Akkordschlachthofes zu
verhindern!
BILD
Leipzig
36 000 UNTERSCHRIFTEN GESAMMELT
14-Jährige stoppt Bau von
Schlachthof
Hat im Netz mit Erfolg gegen den Mega-Schlachthof mobil
gemacht: Schülerin Lucia Grün (14)
Foto: Maike Glöckner
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24.03.2014 - 10:30 Uhr
· Von
JAN WÄTZOLD
Bernburg – Vor diesem Mädchen zittern die großen
Fleischproduzenten! Mit einer Petition im Internet hat Lucia Grün (14)
dafür gesorgt, dass der Bau eines Mega-Schlachthofs in Bernburg vorerst auf Eis
liegt.
„Ich bin da ganz naiv ran gegangen“, sagt Lucia, die in
Aschersleben (Salzlandkreis) das Gymnasium Stephaneum besucht. Als sie von den
Plänen des italienischen Fleischproduzenten „Bresaole Pini“ hörte, wollte sie
„irgendwas“ tun.
Die Aussicht, dass demnächst in der Nachbarstadt
täglich bis zu 15 000 Schweine getötet werden könnten, brachte die Tierschützerin auf 180: „Deshalb
habe ich im Internet diese Online-Petition
eingerichtet.“
Doch statt insgesamt einiger Dutzend, wie von Lucia
erwartet, kamen Tag für Tag Hunderte Gegner hinzu. Bis gestern stimmten im
Internet schon 36 000 Menschen gegen das Groß-Projekt an der A14. Die Kunde
davon machte rasch auch im Bernburger Stadtrat die
Runde.
Die Abgeordneten hatten dem Verkauf des 130 Hektar
großen Areals an die Italiener im November eigentlich schon zugestimmt. Die
Aussicht auf 2500 Arbeitsplätze ließ Warnungen von Tier- und Umweltschützern
zunächst verhallen.
Dank Lucia und einer Bürgerinitiative sieht das nun anders
aus. Letzte Woche entschied der Stadtrat, das Projekt zunächst einer
„Risiko-Analyse“ zu unterziehen.
Parallel wird nun von Bernburgern ein Bürgerentscheid
angestrebt. Lucia ist froh darüber. Aber die Aussicht, dass der Mega-Schlachthof
dann womöglich woanders gebaut wird, macht sie nicht glücklich: „Dagegen werde
ich genau so kämpfen.“
Mitteldeutsche Zeitung
Proteste in Bernburg
Widerstand gegen geplanten
Schlachthof
18.03.2014 08:09 Uhr | Aktualisiert 20.03.2014 07:30
Uhr
Dieses
Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen
Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten. (BILD: ENGELBERT
PÜLICHER)
VON STEFFEN HÖHNE UND KATHARINA
THORMANN
Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg
lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen
Inverstor ab. Der Bauernverband befürchtet lange Transportwege für die
Schlachttiere.
BERNBURG/MZ.
Der geplante Großschlachthof in Bernburg (Salzlandkreis)
stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern auf Ablehnung.
„Ein Betrieb in derartiger Größe lässt sich nur betreiben, wenn die Schweine von
Großbetrieben kommen. Eine derartige Agrarstruktur lehnen wir ab“, sagte
Bauernbund-Präsident Kurt-Henning Klamroth.
Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini beabsichtigt
nach MZ-Informationen, in einem Gewerbegebiet an der Autobahn 14 für
25 Millionen Euro einen Schlachthof zu bauen, in dem in der Endausbau-Stufe
stündlich 1 000 Schweine geschlachtet werden könnten. Dadurch sollen bis zu
2 500 Jobs entstehen. Das Unternehmen hat laut Magdeburger
Wirtschaftsministerium einen Förderantrag gestellt (die MZ berichtete). Laut Stadt laufen die
Verhandlungen zur Ansiedlung noch.
Allerdings hat der Stadtrat schon beschlossen, dem
Investor eine Fläche zur Verfügung zu stellen.
Der Bauernbund, der vor allem kleine Höfe vertritt, warnt
vor einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft. „Die Wertschöpfung
muss bei bäuerlichen Betrieben in der Region bleiben“, sagte Klamroth. Auch die
Landeschefin der Umweltschutzorganisation BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den
benötigten großen Mastbetrieben mit mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel
tierwidrige Aufstallungen“ statt.
Da noch unbekannt ist, was die italienische Firma konkret
plant, hält sich der Bauernverband Sachsen-Anhalt, der die Mehrzahl der
Landwirte vertritt, mit einer Einschätzung zurück. Einerseits könnten heimische
Mäster vielleicht durch steigende Schweinepreise und die Region durch neue
Arbeitsplätze profitieren, so Sprecher Christian Apprecht. Andererseits sei es
fraglich, „ob mitten im viehärmsten Bundesland dieser Schlachthof entstehen
muss. Denn lange Transportwege sind weder für die Schweine erwünscht, noch
ökologisch sinnvoll.“
In Bernburg will sich eine Bürgerinitiative gegen den
Schlachthof formieren. In 20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das
Projekt aus. Allein im Laden von Schlachthofgegner Holger Böttger haben bereits
mehr als 100 Bernburger unterschrieben. Eine Ascherslebener Schülerin hat
derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie
den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis
Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland
unterschrieben.
Im Land gibt es derzeit zwei Schlachthöfe. Im Tönnies-Werk
in Weißenfels werden täglich 15 000 Schweine geschlachtet. Halberstädter
Wurstwaren verarbeitet am Tag bis zu 800 Schweine.
Schlachthof-Projekt IHK
warnt vor Vorurteilen und Klischees
02.04.2014 18:46 Uhr | Aktualisiert 03.04.2014 17:48 Uhr
Dieses
Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen
Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten. (BILD: Engelbert
Pülicher)
Die
kompromisslose Ablehnung bestimmter Investitionen vor der eigenen Haustür
ignoriere die berechtigten Interessen der 14.000 arbeitslosen Menschen im
Salzlandkreis. Dieser Ansicht ist IHK-Geschäftsführer Manfred Piotrowsky.
Gemeint ist die Unterschriftensammlung gegen das Schlachthof-Projekt der
Fleischwarenfirma Pini in Bernburg.
bernburg/MZ/tad.
Die Industrie- und
Handelskammer Halle-Dessau (IHK) begrüßt den geplanten Bau eines Schlachthofs
durch die
italienische Fleischwarenfirma Pini in Bernburg. „Wir sollten
stolz sein darauf, dass unsere Region für bestimmte Branchen im internationalen
Wettbewerb klare Standortvorteile zu bieten hat“, betont Manfred Piotrowsky,
IHK-Geschäftsstellenleiter in Dessau-Roßlau. Die mühevoll erworbene
Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit - auch für internationale Investoren - dürfe
nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Keine Rosinenpickerei
möglich
Letztendlich werde die
Zulässigkeit von Investitionsvorhaben nach rechtstaatlich gesicherten Verfahren
mit Bürgerbeteiligung geprüft. „Alle Beteiligten sind gut beraten, erst einmal
die relevanten Informationen abzuwarten, weil man ohne sie keine ehrliche
Debatte führen, sondern nur Klischees und Vorurteile bedienen kann“, so
Piotrowsky weiter. Bislang hat sich Pini selbst noch nicht zu dem Vorhaben,
beispielsweise der Schlachtkapazität und der Arbeitsplatzzahl, geäußert.
Gesichert ist lediglich die Information, dass das Land Sachsen-Anhalt einen
Fördermittelantrag der Italiener, in dem von 140 Dauerjobs die Rede ist,
abschlägig beschieden hat. Dennoch sammelt eine
Bürgerinitiative bereits Unterschriften gegen das Vorhaben, um
damit einen Bürgerentscheid erzwingen zu können.
Die kompromisslose
Ablehnung bestimmter Investitionen vor der eigenen Haustür ignoriere die
berechtigten Interessen der 14.000 arbeitslosen Menschen im Salzlandkreis, die
davon profitieren könnten. „Wir sind nicht in einer so komfortablen Situation,
dass wir uns eine Rosinenpickerei leisten könnten. Jeder Investor sollte uns
herzlich willkommen sein“, sagt der
IHK-Geschäftsstellenleiter.
Starke
Ernährungsbranche
Das Ernährungsgewerbe mit
der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie Getränken hat sich neben
der Chemie zur wichtigsten Branche des Verarbeitenden Gewerbes im Süden
Sachsen-Anhalts entwickelt. Im Vorjahr gab es 62 Betriebe mit je mehr als 50
Beschäftigten. In diesen Firmen erwirtschafteten 12 187 Mitarbeiter einen Umsatz
von über 5,2 Milliarden Euro - 21 Prozent des gesamten Industrieumsatzes der
Region.
Bürgerinitiative in Bernburg
Listen gegen Schlachthof liegen
aus
27.03.2014 18:51 Uhr | Aktualisiert 27.03.2014
18:52 Uhr
Am Freitag ist eine weitere Aktion der Bürgerinitiative
(BI) gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Großschlachthof auf
dem Karlsplatz geplant. Unterschriftenlisten, um einen Bürgerentscheid zu
erzwingen, liegen aus.
BERNBURG/MZ/KT.
Die Gegner des geplanten Akkordschlachthofs in Bernburg
machen weiter mobil. In nunmehr 30 Geschäften im gesamten Stadtgebiet haben sie
die Unterschriftenlisten verteilt - insgesamt benötigen sie 3000 Signaturen, um
den Bürgerentscheid zu erzwingen. Erkennbar sind die Läden, darunter etliche
Apotheken, Bäckereien, Friseure, Schmuck- und Uhrenläden, Fleischereien und
Kneipen, an den Plakaten, die ab sofort an den Fensterscheiben hängen
werden.
Sie wurden am Donnerstag von Vertretern der Bürgerinitiative
(BI)ausgeteilt und zeigen die Aufschrift: „Ja zu einem
Bürgerbegehren! Wir sind gegen einen Großschlachthof in Bernburg“. „Wir bemühen
uns auch, Unterschriftenlisten in den Ortsteilen auszulegen“, heißt es in einer
Mitteilung der Bürgerinitiative.
Unterdessen will die BI ab sofort jeden Freitag auf dem
Bernburger Karlsplatz präsent sein. Auch dort können Bernburger auf einer der
Listen unterschreiben. Bereits am Freitag sind Vertreter der BI auf dem
Karlsplatz. Außerdem können sich auch Geschäftsinhaber melden und Listen
anfordern. Sie erhalten sie entweder im Bioladen von Holger Böttger,
Steinstraße, oder zum Herunterladen auf der Internetseite der
Bürgerinitiative.
Jetzt geht’s gegen die
Wurst
25.03.2014 18:02 Uhr
VON TORSTEN ADAM
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ strebt einen
Bürgerentscheid gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten
Akkordschlachthof an. Die Unterschriftenlisten für
BERNBURG/MZ.
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ will
demnächst damit beginnen, die ersten Unterschriften gegen den im Bernburger
Gewerbegebiet West geplanten Großschlachthof zu sammeln. „Jetzt geht’s um die
Wurst, oder besser gesagt gegen die Wurst“, sagte BI-Sprecher Holger Böttger der
MZ. Im Rahmen des angestrengten Bürgerbegehrens sind bis zum Freitag, 2. Mai,
3000 Unterschriften nötig, um eine Abstimmung über das umstrittene Projekt des
italienischen Fleischwarenkonzerns Pini per Bürgerentscheid zu erreichen. Ab
wann genau die Listen an den bekannten Stellen, zum Beispiel im Bioladen von
Holger Böttger, Steinstraße 3d, ausliegen werden, konnte die BI am Dienstag auf
Anfrage noch nicht mitteilen.
Auf den Sammellisten wird die geänderte Fragestellung nun
wörtlich lauten: „Sind Sie dagegen, dass der Großschlachthof gebaut werden
soll?“ Der Gesetzgeber hat nämlich vorgeschrieben, dass Befürworter eines
solchen Bürgerbegehrens diese Frage mit „Ja“ beantworten müssen. Wer die BI
unterstützen möchte, hat neben seiner Unterschrift auch Adresse und Geburtsdatum
auf den Listen zu hinterlassen, damit das Einwohnermeldeamt später die Identität
überprüfen kann. Mitmachen dürfen alle Bürger ab 16 Jahren, die in Bernburg und
ihren Ortsteilen wohnen.
Bürgerentscheid könnte am 15. Juni
stattfinden
Gleiches Wahlrecht gilt auch für den Bürgerentscheid.
Stellt der Stadtrat bei seiner Sitzung am 8. Mai fest, dass das Bürgerbegehren
zulässig ist, also mindestens 3000 gültige Unterschriften vorliegen, muss binnen
drei Monaten dieser Bürgerentscheid folgen. Der Termin der Kommunalwahl am 25.
Mai käme laut Stadtsprecher Wolfgang Knopf dafür zu früh, da die
Vorbereitungszeit zu knapp sei. Realistischer wäre das Datum 15. Juni. Für jenen
Sonntag ist eine mögliche Landrat-Stichwahl angesetzt.
Für die BI ist es von größtem Interesse, wenn der
Bürgerentscheid parallel zu einer anderen Wahl stattfinden würde, da sich so
mehr Menschen für den Urnengang mobilisieren lassen. Denn laut Gemeindeordnung
müssten mindestens 25 Prozent der rund 30 000 Wahlberechtigten - also 7500
Menschen - gegen den Schlachthof stimmen, um das Vorhaben zu verhindern. Und
gleichzeitig darf es keine Stimmenmehrheit derjenigen geben, die für die
Ansiedlung sind. Alle, die dem Bürgerentscheid fernbleiben, würden indirekt das
Projekt unterstützen.
Reaktionen auf geplanten Schlachthof in
Bernburg
"1.000 Schweine pro Stunde - Pfui
Teufel"
20.03.2014 12:06 Uhr | Aktualisiert 21.03.2014
11:36 Uhr
Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg
lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen
Inverstor ab. Auch die MZ-Leser sprechen sich in einer Umfrage deutlich gegen
den Bau aus. Es gibt jedoch auch Stimmen für den
Schlachthof.
BERNBURG/MZ/SUL.
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini
will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze
schaffen. Das stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern
auf Ablehnung.
Deutliches Ergebnis
Auch der Großteil der MZ-Leser spricht sich bei der
Online-Umfrage gegen den geplanten Bau aus. Von den insgesamt 1252 Teilnehmern,
sind 71 Prozent der Meinung, dass Sachsen-Anhalt keinen neuen Schlachthof dieser
Größenordnung braucht. Lediglich 25 Prozent sind für den Bau und 4 Prozent
wissen nicht, was sie von den Plänen halten sollen (Stand: 20.März 2014, 11
Uhr).
"1000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel! Das Ding in
Weißenfels ist schon schlimm genug. Informiert Euch mal über die Probleme, die
das in Weißenfels mit sich gebracht hat! Bester Ackerboden soll mit so einem
Alptraum zugebaut werden. Bernburger, jetzt heißt es kämpfen. Wehrt Euch gegen
diesen Wahnsinn.", so ein Leser. "Warum wird so ein Mega-Schlachthof im
Bundesland mit der geringsten Viehdichte Deutschlands gebaut? Da wird guter
Ackerboden zugebaut, damit die Tiere dann über hunderte Kilometer
herantransportiert werden müssen!" gibt ein anderer zu
bedenken.
"Noch mehr Platz damit noch mehr Tiere qualvoll sterben
müssen und noch mehr Dreck ins Abwasser kommt. Aber weniger Fleisch zu verzehren
und den Boden lieber für gesunde Pflanzen stehen zu lassen, das fällt niemanden
ein." lautet es unter dem Artikel. "Ein solches Projekt ohne Bürgerbeteiligung
"durchzuwinken" ist skandalös.", beschwert sich ein anderer
Leser.
Nicht alle dagegen
Trotz des eindeutigen Ergebnisses der Umfrage gibt es aber
auch Leser, welche die Aufregung nicht verstehen. " Wenn dieser Schlachthof
nicht hier gebaut wird, wird er 50 Kilometer weiter gebaut und wir haben
trotzdem die Viehtransporte über Bernburg. Ich frage mich echt, was einige
Menschen denken, wo unser Fleisch her kommt?", kommentiert ein MZ-Leser. "Die
meisten wollen Fleisch essen, aber das es auch hergestellt werden muss, will
dann keiner wahr haben und schon gar nicht vor der eigenen Haustür, und 20 Euro
für das Kilo Fleisch will (kann) auch keiner zahlen!" gibt ein Facebook-Nutzer
zu bedenken. "Mehr Fleisch für alle und neue Jobs. Worüber regt ihr euch
eigentlich auf? Ich bin dafür." positioniert sich ein anderer
Leser.
Proteste von mehreren Seiten
Der Bauernbund hatte vor einer weiteren Industrialisierung
der Landwirtschaft gewarnt. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation
BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit
mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt.
In Bernburg hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In
20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Eine
Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie
den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis
Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland
unterschrieben.
Bürgerinitiative in Bernburg
Bürgerentscheid gegen geplanten
Schlachthof?
24.03.2014 17:53 Uhr | Aktualisiert 24.03.2014
19:37 Uhr
VON TORSTEN ADAM
Die Bürgerinitiative (BI) „Keine Schweinerei“ will
weiterhin gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West geplanten Akkordschlachthof
vorgehen und strebt nun einen Bürgerentscheid dazu an. Dafür braucht die BI bis
zum 2. Mai 3.000 Unterschriften. Die bisherigen Listen sind
ungültig.
BERNBURG/MZ.
Die sich in Gründung befindliche Bürgerinitiative (BI)
„Keine Schweinerei“ - vertreten durch Hannelore Nickel, Ilse Reichmann und
Holger Böttger - macht weiter mobil gegen den im Bernburger Gewerbegebiet West
geplanten Akkordschlachthof und strebt nun einen Bürgerentscheid dazu an.
Voraussetzung dafür ist die Sammlung von 3000 Protestunterschriften im Rahmen
eines sogenannten Bürgerbegehrens. Dafür bleiben sechs Wochen Zeit seit dem
Starttermin am vergangenen Donnerstag - der ersten öffentlichen Bekanntmachung
zu dieser vorgesehenen Ansiedlung durch Oberbürgermeister Henry Schütze während
der Stadtratssitzung.
Zwar hat die BI bislang schon rund 1200 Unterschriften in
Geschäften, Arztpraxen und Kirchen gesammelt, doch sind diese nicht gültig.
Deshalb stimmten Vertreter am Montag mit der Stadtverwaltung den Inhalt der
neuen Listen ab, um einen formalen Fehler zu vermeiden. Kommen 3000
Unterschriften von wahlberechtigten Bernburgern zusammen, würde sich ein
Bürgerentscheid anschließen, bei dem dann in den bekannten Wahllokalen über die
Frage „Sind Sie gegen eine Großschlachtanlage in Bernburg?“ mit Ja oder Nein
abzustimmen wäre. Alternativ könnte auch der Stadtrat mit Zwei-Drittel-Mehrheit
einen Bürgerentscheid beschließen, sollte die BI die 3000 Protestunterschriften
nicht zusammenbekommen. An den Erfolg eines solches Entscheides, der für den
Stadtrat bindende Wirkung hat, sind wiederum zwei Bedingungen geknüpft:
Einerseits müssten mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten abstimmen und
von ihnen die Mehrheit die Ablehnung des Projektes
bekunden.
Mehrheit der Bernburger lehnt Schlachthof
ab
Die Meinungen der Bernburger zur Thematik sind durchaus
differenziert. Wie Bekundungen auf der MZ-Homepage und MZ-Facebook-Seite zeigen, halten sich
Befürworter und Gegner des Schlachthofes ungefähr die Waage. Eindeutiger ist
hingegen das Meinungsbild bei den Auswärtigen, die sich in die öffentliche
Diskussion einschalteten: Fast alle lehnen den Schlachthof
ab.
Ein Bürgerentscheid ist laut Gemeindeordnung nur zulässig,
wenn es um „eine wichtige Gemeindeangelegenheit“ geht. Darum handelt es sich
laut Stadtverwaltung, weil es für alle Bürger zu kurz- oder langfristigen
Gebühren- und Umlageerhöhungen kommen könnte durch die notwendige Erweiterung
des Klärwerks. Weiterhin könnten Geruchsbelästigungen auftreten. Im Rathaus
wolle man der BI deshalb keine Steine in den Weg legen, sagte Stadtsprecher
Wolfgang Knopf am Montag der MZ - wenngleich die Gemeindeordnung bei der
Definition einer „wichtigen Gemeindeangelegenheit“ viel Interpretationsspielraum
zulässt.
Der Stadtrat hatte am 12. Dezember 2013 mit 26:6-Stimmen
in nichtöffentlicher Sitzung befürwortet, dem italienischen Investor Pini ein
zehn Hektar großes Grundstück bereit zu stellen. Am 20. März wurde dieser
Beschluss durch den Passus ergänzt, dass der ausgehandelte Kaufvertrag der
Zustimmung des Rates bedürfe und konkrete Angaben zur Investition beinhalten
muss, die eine sachliche Bewertung zulassen.
Schlachthof und Hähnchenmast
Besorgnis bei
Kommunalpolitikern
24.03.2014 14:10 Uhr | Aktualisiert 24.03.2014
17:49 Uhr
VON DETLEF VALTINK
Die Pläne, einen Schlachthof in Bernburg und eine
Hähnchenmastanlage zwischen Bründel und Schackenthal zu bauen, rufen auch bei
den Kommunalpolitikern der Verbandsgemeinde Saale-Wipper Besorgnis hervor.
Zumindest beim Schackenthaler Vorhaben ist die Meinung der Verwaltung auch
gefragt.
GÜSTEN/MZ.
Die Pläne, einen Schlachthof in Bernburg und eine
Hähnchenmastanlage zwischen Bründel und Schackenthal zu bauen, rufen auch bei
den Kommunalpolitikern der Verbandsgemeinde Saale-Wipper Besorgnis hervor. So
fordert Güstens Bürgermeister Helmut Zander dazu auf, dass die Gemeinde zu
beiden Projekten eine ablehnende Position einnehmen und diese auch öffentlich
vertreten soll. Unterstützt wird er dabei von seinem Gierslebener Amtskollegen
Peter Rietsch: „Durch die Keime aus der Tierhaltung sterben heute viermal mehr
Menschen als im Straßenverkehr. Die Projekte sind eine Schande für unsere
Region.“
Saale-Wipper muss Stellungnahme
abgeben
Zumindest beim Schackenthaler Vorhaben ist die
Meinung der Verwaltung auch gefragt. Saale-Wipper muss eine Stellungnahme zu dem
Projekt abgeben, in der die Bedenken deutlich zum Ausdruck gebracht werden
sollen. Um diese sachlich und inhaltlich richtig aufzubauen, hat
Verbandsgemeindebürgermeister Steffen Globig sich der Unterstützung eines
Rechtsanwaltes und eines Gutachters gesichert. Er begründet diesen Schritt auch
mit den Erfahrungen, die im Zusammenhang mit den mittlerweile zurückgezogenen
Plänen zum Bau großer Schweinemastanlagen gemacht wurden. Trotzdem verwies
Globig darauf, dass hier nicht nur die Verwaltung in der Verantwortung steht:
„Wir können nur unsere Mitgliedsgemeinden vertreten. Die Bürger müssen ebenfalls
für sich kämpfen.“
Den Auffassungen wollte Ilberstedts Gemeindeoberhaupt
Lothar Jänsch in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses so nicht folgen. „Wir
sollten uns um Sachen kümmern, die uns betreffen“, meint Lothar Jänsch. Er
wünsche sich in Bezug auf den Schlachthof, dass man erst aktiv wird, wenn die
Fakten auf dem Tisch liegen oder man Expertenmeinungen eingeholt
habe.
Reaktionen auf geplanten Schlachthof in
Bernburg
"1.000 Schweine pro Stunde - Pfui
Teufel"
20.03.2014 12:06 Uhr | Aktualisiert 21.03.2014
11:36 Uhr
Zahlreiche Bauern, Umweltschützer und Anwohner in Bernburg
lehnen den geplanten Neubau eines Schlachthofes durch einen italienischen
Inverstor ab. Auch die MZ-Leser sprechen sich in einer Umfrage deutlich gegen
den Bau aus. Es gibt jedoch auch Stimmen für den
Schlachthof.
BERNBURG/MZ/SUL.
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini
will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze
schaffen. Das stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern
auf Ablehnung.
Deutliches Ergebnis
Auch der Großteil der MZ-Leser spricht sich bei der
Online-Umfrage gegen den geplanten Bau aus. Von den insgesamt 1252 Teilnehmern,
sind 71 Prozent der Meinung, dass Sachsen-Anhalt keinen neuen Schlachthof dieser
Größenordnung braucht. Lediglich 25 Prozent sind für den Bau und 4 Prozent
wissen nicht, was sie von den Plänen halten sollen (Stand: 20.März 2014, 11
Uhr).
"1000 Schweine pro Stunde - Pfui Teufel! Das Ding in
Weißenfels ist schon schlimm genug. Informiert Euch mal über die Probleme, die
das in Weißenfels mit sich gebracht hat! Bester Ackerboden soll mit so einem
Alptraum zugebaut werden. Bernburger, jetzt heißt es kämpfen. Wehrt Euch gegen
diesen Wahnsinn.", so ein Leser. "Warum wird so ein Mega-Schlachthof im
Bundesland mit der geringsten Viehdichte Deutschlands gebaut? Da wird guter
Ackerboden zugebaut, damit die Tiere dann über hunderte Kilometer
herantransportiert werden müssen!" gibt ein anderer zu
bedenken.
"Noch mehr Platz damit noch mehr Tiere qualvoll sterben
müssen und noch mehr Dreck ins Abwasser kommt. Aber weniger Fleisch zu verzehren
und den Boden lieber für gesunde Pflanzen stehen zu lassen, das fällt niemanden
ein." lautet es unter dem Artikel. "Ein solches Projekt ohne Bürgerbeteiligung
"durchzuwinken" ist skandalös.", beschwert sich ein anderer
Leser.
Nicht alle dagegen
Trotz des eindeutigen Ergebnisses der Umfrage gibt es aber
auch Leser, welche die Aufregung nicht verstehen. " Wenn dieser Schlachthof
nicht hier gebaut wird, wird er 50 Kilometer weiter gebaut und wir haben
trotzdem die Viehtransporte über Bernburg. Ich frage mich echt, was einige
Menschen denken, wo unser Fleisch her kommt?", kommentiert ein MZ-Leser. "Die
meisten wollen Fleisch essen, aber das es auch hergestellt werden muss, will
dann keiner wahr haben und schon gar nicht vor der eigenen Haustür, und 20 Euro
für das Kilo Fleisch will (kann) auch keiner zahlen!" gibt ein Facebook-Nutzer
zu bedenken. "Mehr Fleisch für alle und neue Jobs. Worüber regt ihr euch
eigentlich auf? Ich bin dafür." positioniert sich ein anderer
Leser.
Proteste von mehreren Seiten
Der Bauernbund hatte vor einer weiteren Industrialisierung
der Landwirtschaft gewarnt. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation
BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit
mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt.
In Bernburg hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In
20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Eine
Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie
den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis
Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland
unterschrieben.
2.500 neue Jobs in Aussicht
Bald riesiger Schlachthof in
Bernburg?
10.03.2014 17:31 Uhr | Aktualisiert 10.03.2014 22:34
Uhr
Im
derzeit größten Schlachthof Sachsen-Anhalts, bei Tönnies in Weißenfels, werden
täglich 15 000 Schweine zerlegt. (BILD: PETER
LISKER)
VON STEFFEN HÖHNE UND TORSTEN
ADAM
Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini
will in Bernburg einen neuen Schlachthof bauen und bis zu 2.500 Arbeitsplätze
schaffen. In der Branche herrscht ein harter
Preiskampf.
BERNBURG/MZ.
Seit mehreren Monaten wird verhandelt, nun könnte die
Ansiedlung bald unterschriftsreif sein: Das italienische
Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini beabsichtigt, in Bernburg einen riesigen
Schlachthof mit angeschlossenem Verarbeitungsbetrieb zu bauen. Direkt am Kreuz
von A 14 und B 6n in einem Gewerbegebiet will das Unternehmen nach
MZ-Informationen 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2 500 Arbeitsplätze
schaffen. In der letzten Ausbaustufe könnten stündlich bis zu 1 000 Schweine
geschlachtet werden.
Das Unternehmen hat laut Magdeburger
Wirtschaftsministerium einen Förderantrag für den Fabrikbau bei der
Investitionsbank Sachsen-Anhalt gestellt. Bresaole Pini wollte sich am Montag
auf MZ-Anfrage nicht äußern.
Noch keine Unterschrift
„Noch ist die Ansiedlung nicht in trockenen Tüchern“,
sagte am Montag Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich. Laut dem
stellvertretenden Oberbürgermeister Paul Koller hat Sachsen-Anhalts
Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) die Italiener im Herbst 2013 nach
Bernburg vermittelt. „Für uns spricht die absolut verkehrsgünstige Lage, da
fährt kein einziger Viehlaster durch die Stadt“, sagt Dittrich. Nach
MZ-Informationen kam auch eine Fläche bei Schönebeck in die engere Auswahl,
Bernburg soll sich aber wegen der besseren Verkehrsanbindung inzwischen als
Favorit herauskristallisiert haben. Für den neuen Betrieb müsste das Klärwerk in
Bernburg erweitert werden.
Einen ähnlich modernen Schlachthof betreibt die Gruppe
seit 2010 bereits im polnischen Kutno - rund 120 Kilometer westlich von
Warschau. Im Zentrum der polnischen Schweinemast wurden 30 Millionen
investiert.
Das italienische Unternehmen hat 2010 bereits im
polnischen Kutno eine große Fleischfabrik eröffnet. (BILD: BRESAOLE
PINI)
Produkte für Europa und Asien
Bresaole Pini, im Jahr 1985 in Norditalien gegründet und
auch Hersteller von Fleischverpackungsmaschinen, expandierte in den vergangenen
Jahren in Europa. Tochterfirmen betreiben inzwischen auch Schlachthöfe in Polen,
Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Die künftig in Bernburg hergestellten
Produkte sollen in Europa und Asien verkauft werden. Dort wächst die
Fleisch-Nachfrage.
Branchenkenner sind dennoch überrascht über die
Großinvestition. Durch den geplanten Mindestlohn werden die Gehälter in der
Fleischindustrie deutlich steigen. In vielen großen deutschen Schlachthöfen
werden bisher viele Polen und Rumänen als einfache Bandarbeiter eingesetzt.
Diese werden über sogenannte Werkverträge beschäftigt.
Nur zwei Schlachthäuser blieben
bestehen
Nach der Wende hat es in Sachsen-Anhalt ein regelrechtes
Schlachthof-Sterben gegeben. Von den einst 17 regionalen Schlachthäusern sind
nur noch zwei geblieben: der Mittelständler Halberstädter Landwurst GmbH (Harz),
der täglich zwischen 400 bis 800 Schweine schlachtet, und Tönnies in Weißenfels
(Burgenlandkreis). Der Fleisch-Konzern aus Rheda-Wiedenbrück
(Nordrhein-Westfalen) schlachtet in Weißenfels nach eigenen Angaben täglich etwa
15 000 Schweine. Aktuell seien am Standort rund 2 200 direkt oder indirekt
Beschäftigte tätig. Die nötigen Schweine werden aus ganz Ostdeutschland
angeliefert. Das geplante Werk von Bresaole Pini in Bernburg hätte ähnliche
Dimensionen.
Der Geschäftsführer der Halberstädter Landwurst GmbH,
Stefan Kaufhold, sieht dies mit Sorge: „Durch einen so großen neuen Schlachthof
in unmittelbarer Nähe steigt der ohnehin hohe Konkurrenzdruck weiter.“ Der
200-Mann-Betrieb beliefere derzeit vor allem Kunden in der Region. Auch der
Fleischerverband Sachsen-Anhalt, der vor allem kleine Fleischerbetriebe
vertritt, spricht von einem „harten Wettbewerb“.
Viele kleine Betriebe
verschwunden
Nur noch etwa zehn kleine Fleischer in Sachsen-Anhalt
schlachten noch selbst. Die Handwerksbetriebe beziehen ihr Fleisch, welches sie
weiterverarbeiten, von den Schlachthöfen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl
der Fleischer, die vor allem mit den Supermarktketten konkurrieren, deutlich
gesunken. Im südlichen Sachsen-Anhalt gab es nach Angaben der Handwerkskammer
Halle im Jahr 1993 noch 670 Fleischerbetriebe. Im vergangenen Jahr waren es nur
noch 201.
Kommentar zu Schlachtbetrieb in
Bernburg
Alternativlos
10.03.2014 20:03 Uhr
Torsten Adam (BILD: MZ)
Torsten Adam betrachtet die mögliche Ansiedlung eines
Schlachthofes in Bernburg nüchtern.
Die Chancen auf eine neuerliche Millioneninvestition im
Bernburger Gewerbegebiet West sind groß. Ob aber die Ansiedlung eines
Schlachthofes der Stadt angesichts des Negativimages derartiger Betriebe zum
Ruhme gereicht, ist zu bezweifeln. Dass dort, wo Tiere getötet werden,
zwangsläufig Kritiker auf den Plan gerufen werden, liegt auf der Hand. Das
Schlachten eines Schweines auf einem Biohof dürfte jedoch kaum freudvoller sein.
Versachlicht man die Debatte, wird auch schnell deutlich, dass es keine
ernstzunehmenden Alternativen zur ausreichenden Versorgung des rasant wachsenden
Fleischhungers der Weltbevölkerung gibt. Alle Menschen zu Vegetariern zu
missionieren, ist Wunschdenken von realitätsfernen Träumern. Ebenso sicher ist,
dass der Investor an anderer Stelle bauen würde, sollte sich der Bernburger
Stadtrat dem Projekt verweigern.
Unterm Strich wäre die Ansiedlung eines modernen
Schlachthofes in der Region, der den neuesten Anforderungen an den Tierschutz
genügt, ein Gewinn: durch die Schaffung qualifizierter Jobs für Menschen aus der
Region und durch die Einnahme von Gewerbesteuern zur Finanzierung der
Infrastruktur.
Den Autor erreichen Sie unter: torsten.adam@mz-web.de
Weißenfels
1.000 Arbeiter des Tönnies-Werks kommen aus
Polen
28.11.2013 20:16 Uhr
Die
Walpol-Mitarbeiter, so auch Jacek Malecki (r.), zerlegen von 7 bis 16 Uhr (mit
Pausen) bei Tönnies Schweinebäuche und schneiden sie zu. (BILD: PETER
LISKER)
VON HEIKE RIEDEL
Im Weißenfelser Tönnies-Fleischwerk sind 1.000 Arbeiter
über Werkverträge beschäftigt, vor allem Menschen aus Polen. Dass sie mehr als
das Doppelte dessen, was sie in ihren Ländern verdienen würden, an Geld nach
Hause bringen, ist den meisten Werkvertragsarbeitern ausreichender Grund für ihr
Arbeitsverhältnis in der Ferne.
WEISSENFELS/MZ.
Werkverträge sind unter scharfe Kritik geraten. Im
Weißenfelser Tönnies-Werk werden sie seit den 1990er Jahren genutzt, zunächst
für Reinigungsdienstleistungen und Catering. Seit 2003 sind sie laut
Verwaltungsleiter Andreas Töpfer ein unverzichtbares Instrument, Arbeitskräfte
in der Zahl zu finden, die der stetig wachsende Schlacht- und Zerlegebetrieb
braucht. „Wir suchen stets Arbeitskräfte, doch der Markt bietet zu wenige.
Selbst die Ausbildungsplätze werden längst nicht mehr alle besetzt“, sagt
Töpfer.
„Wir brauchen die Werkverträge einfach“, spricht Markus
Eicher, Sprecher des Tönnies-Konzerns, Klartext. „Entweder wir holen uns die
Arbeitskräfte hierher oder wir müssen dorthin gehen, wo wir sie finden.“
Mittlerweile wird die Schlachtung und Zerlegung von 90 000 Schweinen pro Woche
in Weißenfels nur noch mit 1 000 zusätzlich über Werkverträge Beschäftigten
bewältigt. Aus Eichers Sicht sind die Beschäftigungsverhältnisse jetzt vor allem
wegen der Mindestlohndebatte an den Pranger geraten. „Weil davon ausgegangen
wird, dass das übliche Lohnniveau durch Werkverträge unterschritten wird“, meint
er. „Von unserer Seite nicht.“ Es werde für die Leistung so viel bezahlt, dass
die Vertragsfirmen ihre Arbeiter ebenso entlohnen können, wie Tönnies seine
direkt angestellten, versichert Eicher. Allerdings sei der Werkvertragspartner
ein völlig unabhängiges Unternehmen, das für sich über die Entlohnung seiner
Mitarbeiter entscheide.
Jacek Malecki packt fürs Wochenende und freut sich auf die
Familie. (BILD: PETER
LISKER)
Tönnies selbst zahle die branchenüblichen Löhne für seine
1 200 direkt im Weißenfelser Werk Beschäftigten. Und Mindestlöhne würden dort
auch bezahlt, wenn dies für die gesamte Branche gelte und somit nicht die
Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen beeinflusse.
Seit 2011 gilt innerhalb der EU die Freizügigkeit, so dass
sich jeder der im Werk jetzt tätigen EU-Bürger auch direkt bei Tönnies anstellen
lassen könnte. Doch die wenigsten der Ausländer, die in Weißenfels tagtäglich
ihrer Arbeit im Schlachthof nachgehen, wählen diesen Weg. „Sie stehen am Ende
finanziell besser da“, meint Bartosz Walilko - und das trotz ihrer zusätzlichen
Ausgaben für die rund 300 Kilometer lange Heimfahrt am Wochenende. Der
35-jährige Pole ist Mitinhaber von Walpol, einer der acht Werkvertragsfirmen,
die am Standort Weißenfels für Tönnies arbeiten. Seit etwa sieben Jahren ist ihm
Weißenfels so etwas wie zweite Heimat geworden. Er sieht sich in einer ähnlichen
Situation wie seine 90 Mitarbeiter hier. Zu Hause in Zielona Gora, wo eine
Fleischerei mit 40 Beschäftigten seiner Familie gehört, warten Frau und zwei
Kinder auf ihn, während er in Weißenfels Arbeit, Wohnung und andere zum
zeitweiligen Leben in Weißenfels nötige Voraussetzungen für die Werksverträgler
organisiert.
Einer seiner Mitarbeiter im Fleischwerk ist Jacek Malecki.
Er habe keine Probleme, sagt dieser mit den wenigen deutschen Worten, die er
kann, und erklärt sich dann weiter auf Polnisch. Wegen des guten Verdienstes sei
er bei Walpol, fahre jede Woche gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern
nach Weißenfels und freue sich aufs Wochenende, weil er dann zur Frau und
vierjährigen Tochter zurückkehre. Er hatte aus familiären Gründen eine
mehrjährige Pause bei den Auslandsreisen eingelegt, doch seine Brüder seien
Walpol seit sechs Jahren treu. Sie wohnten zusammen, während er sich ein Zimmer
in einer mit vier Männern belegten Zweizimmerwohnung mit Küche und Bad in der
Merseburger Straße teile.
Dass sie mehr als das Doppelte dessen, was sie in ihren
Ländern verdienen würden, an Geld nach Hause bringen, ist den meisten
Werkvertragsarbeitern ausreichender Grund für ihr Arbeitsverhältnis in der
Ferne. Sie interessiert nicht, was ihre deutschen Kollegen bekommen. Ihre
Familien sind noch zu den günstigeren Konditionen in ihren Heimatländern
versichert. Die Mietkosten in Weißenfels übernimmt vor allem Walpol. Es ist die
Ausnahme, dass jemand seine Familie nachholt. Doch einer der Walpol-Arbeiter hat
es getan, die Wohnung in Polen aufgegeben und sich in Weißenfels eine gemietet.
Die Frau kümmert sich jetzt hier um die beiden Kinder, wovon eines behindert
ist. Sie will noch Deutsch lernen und ein paar Stunden
arbeiten.
MDR
Geplanter Schlachthof
Bernburg spaltet
Blutiger Wahnsinn oder Zukunfts-Chance?
Blutiger Wahnsinn oder Zukunfts-Chance?
Ein italienischer
Fleischproduzent will in Bernburg einen Schlachthof bauen. Bis zu 24.000
Schweine könnten hier am Tag geschlachtet werden. Während die Stadt das Vorhaben
begrüßt, machen Bürger dagegen mobil. Gegner und Befürworter kamen im
MDR-Magazin "Fakt ist...!" in Magdeburg zu Wort. Dabei wurde klar: Die
Kontroverse geht weiter.
Eine Chance für die Region
mit vielen hundert Arbeitsplätzen oder ein Ort, an dem Tiere gequält werden und
die Umwelt verpestet wird? Seit bekannt ist, dass ein italienischer
Fleischproduzent an der A 14 bei Bernburg einen Riesenschlachthof für Schweine
bauen will, ist das Vorhaben ein Zankapfel. Deutlich wurde das erneut am
Montagabend in der MDR-Fernsehsendung "Fakt ist...!" aus Magdeburg. Gegner und
Befürworter des Millionen-Projekts lieferten sich einen
Schlagabtausch.
Schweinevermarkter:
Schlachthof ist sinnvoll
Schlachthof soll neue Jobs
bringen.
Heiko Plate vom
Schweinevermarktungsnetzwerk VzF hat sich hinter die Pläne des Investors
gestellt. Er sagte, der Schlachthof in Bernburg sei notwendig und sinnvoll, für
die deutschen Schweinezüchter sei das eine gute Nachricht. In vielen Regionen in
Deutschland machten Schlachthöfe dicht. Es gebe eine massive Marktkonzentration.
Plate versprach für die Verbraucher größtmögliche Transparenz. Dies fange in der
Landwirtschaft an und ende im Schlachthof. Er verstehe die Bürgerängste in
Bernburg, mit der Transparenz könnten die Ängste aber abgebaut
werden.
Bürgermeister sieht
positive Effekte für die Region
Der Bürgermeister von
Weißenfels, Robby Risch von den Linken, hat prinzipiell keine Bedenken gegen
einen Schlachthof. So habe seine Stadt mit dem Großschlachthof Tönnies insgesamt
gute Erfahrungen gemacht. Viele Arbeitsplätze seien entstanden. Aktuell stamme
die Hälfte der Mitarbeiter aus der Region, die andere Hälfte komme aus dem
Ausland. Weißenfels habe seine Einwohnerzahl konstant gehalten, zudem sei der
Ausländeranteil doppelt so hoch im Vergleich zu anderen Städten in
Sachsen-Anhalt. Davon profitiere auch der Wohnungsmarkt. Der Bürgermeister von
Weißenfels sieht aber keinen Bedarf für einen zweiten Großschlachthof in
Sachsen-Anhalt.
Gegner rechnen mit
massenweise Tiertransporten
Kritiker befürchten Massen-Tiertransporte aus
Osteuropa.
Scharfe Kritik an den
Schlachthofplänen kommt von Matthias Brümmer von der Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten. Für den Schlachthof seien 24.000 Schweine am Tag
nötig. Er wisse gar nicht, wo die herkommen sollten. Wahrscheinlich werde der
Investor die Tiere aus Osteuropa "herankarren". Dies sei Wahnsinn. Die meisten
Mitarbeiter würden aus Osteuropa kommen, die dann in Deutschland Schweine aus
Osteuropa verarbeiteten. Anschließend gehe das Fleisch dann zurück an Kunden in
Osteuropa.
Andere Schlachthöfe in Deutschland hätten bereits viele Arbeitsplätze in Dänemark oder den Niederlanden zerstört. In beiden Ländern werde kaum noch geschlachtet, so Brümmer. Es sei auch ein Irrglaube, dass der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten an der Marktkonzentration etwas ändern könne. Die Regeln würden eindeutig von der Fleischindustrie und dem Handel vorgegeben. Sie allein bestimmten, wie sich der Markt entwickele.
Andere Schlachthöfe in Deutschland hätten bereits viele Arbeitsplätze in Dänemark oder den Niederlanden zerstört. In beiden Ländern werde kaum noch geschlachtet, so Brümmer. Es sei auch ein Irrglaube, dass der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten an der Marktkonzentration etwas ändern könne. Die Regeln würden eindeutig von der Fleischindustrie und dem Handel vorgegeben. Sie allein bestimmten, wie sich der Markt entwickele.
BUND: Wo bleibt der
Tierschutz?
1.000
Schweine pro Stunde sollen geschlachtet werden.
Die Landesvorsitzende des
Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Undine Kurth, lehnt die Pläne für
einen Schlachthof in Bernburg ab. Sie verwies darauf, dass in der Debatte der
Tierschutz zu kurz komme.
Kurth sagte, der Schlachthof werde ein Rieseneinzugsgebiet haben. Es seien lange Transportwege nötig. Zudem sei unklar, woher das Futter für Millionen zusätzlich benötigter Schweine herkommen solle.
Kurth sagte, der Schlachthof werde ein Rieseneinzugsgebiet haben. Es seien lange Transportwege nötig. Zudem sei unklar, woher das Futter für Millionen zusätzlich benötigter Schweine herkommen solle.
Megaschlachthof Bernburg
erhitzt die Gemüter
- Video
31.03.2014, 22:05 Uhr | 43:41 min
Fakt ist...!
Fakt ist...!
- Video
31.03.2014, 11:00 Uhr | 03:22 min
MDR um 11
MDR um 11
Zuletzt aktualisiert: 01.
April 2014, 10:01 Uhr
Schlachthof
Bernburg
Investor ist der
italienische Fleischwarenproduzent Bresaole Pini.
Er will etwa 25 Mio. € in das Projekt an der Autobahn 14 stecken.
Die Rede ist von bis zu 2.500 neuen Arbeitsplätzen.
In der Anlage könnten mehr als 20.000 Schweine am Tag geschlachtet werden.
Das Land Sachsen-Anhalt stellte klar, dass es für den Schlachthof keine Fördermittel bereitstellen will. Ein Antrag von 7,3 Mio. € wurde bereits abgelehnt.
Er will etwa 25 Mio. € in das Projekt an der Autobahn 14 stecken.
Die Rede ist von bis zu 2.500 neuen Arbeitsplätzen.
In der Anlage könnten mehr als 20.000 Schweine am Tag geschlachtet werden.
Das Land Sachsen-Anhalt stellte klar, dass es für den Schlachthof keine Fördermittel bereitstellen will. Ein Antrag von 7,3 Mio. € wurde bereits abgelehnt.
MDR
Wirtschaft
Großschlachterei in Bernburg soll 2.500 Jobs
bringen
In
Bernburg horcht man derzeit auf. Nach Medienberichten soll dort ein
Millionenprojekt entstehen. Ein gigantischer Schlachthof, der 2.500 neue Jobs
schaffen soll. Tausende Schweine täglich sollen dort geschlachtet werden. Was
ist dran an der Geschichte - unsere Reporterin
berichtet.
von
Elisabeth Ihme
Der italienische
Fleischkonzern Bresaole Pini möchte 25 Millionen Euro in den neuen Schlachthof
im Bernburger Gewerbegebiet investieren. Ganz in der Nähe der A14. Das
Unternehmen soll bereits einen Förderantrag beim Wirtschaftsministerium
Sachsen-Anhalt gestellt haben, schreibt die "Mitteldeutsche Zeitung". Darin
heißt es auch, endgültig unterschrieben sei aber noch
nichts.
Großbetriebe fürchten
Konkurrenz
Aber offenbar hat der
italienische Konzern in Bernburg großes vor. Nämlich einen Schlachthof zu bauen,
in dem stündlich bis zu 1.000 Schweine geschlachtet werden. In Sachsen-Anhalt
gibt es bisher nur zwei große Schlachthöfe. Beim mittelständischen Unternehmen
Halberstädter Wurstwaren werden täglich 800 Schweine geschlachtet. Beim
Großbetrieb Tönnies in Weißenfels sind es täglich 15.000 Schweine. Mit dem
italienischen Konzern würde also eine weitere Großschlachterei entstehen. Die
Fleischwaren sollen dann nach Europa und Asien geliefert werden. Der
italienische Konzern hat bereits in Polen 2010 einen ähnlich großen Betrieb
eröffnet. Betreibt auch Schlachtereien in Ungarn, Rumänien und der
Slowakei.
Konzern verspricht
Mindestlohn
Überraschen mag, dass
Bresaole Pini nach eigenen Angaben am Standort Bernburg Mindestlohn bezahlen
möchte. Bisher ist die Fleischindustrie nicht für faire Löhne bekannt. Häufig
werden Schlachter und Zerleger aus Osteuropa eingekauft, die für Niedriglöhne
arbeiten. Der Mindestlohn wird meist durch so genannte Werksverträge umgangen.
Bei der Halberstädter Landwurst GmbH befürchtet man nun, dass der
Konkurrenzdruck in der Fleischbranche Sachsen-Anhalts
wächst.
Offener Brief: Bewohner in
Sorge
Befürchtungen gibt es
offenbar auch unter den Bürgern. Ein offener Brief des "Bernburger
Montagsforums" an die Stadtverwaltung hat auch MDR INFO erreicht. Die
überparteiliche Gruppe möchte unter anderem wissen, wie stark Lärm und
Geruchsbelästigung durch den neuen Schlachtbetrieb wären, wer den notwendigen
Ausbau der Infrastruktur bezahlt und ob die ortsansässigen Schlachtbetriebe
Nachteile von dem neuen Betrieb hätten.
Zuletzt aktualisiert: 11.
März 2014, 17:35 Uhr
Junge
Welt
01.04.2014 / Inland / Seite 4Inhalt
Schnitzel im
Akkord
Anwohner und
Tierschützer kämpfen gegen geplante Großschlachterei eines italienischen
Konzerns in Bernburg (Sachsen-Anhalt). Pro Tag sollen 15000 Schweine verarbeitet
werden
Von
Susan Bonath
Eine
Überproduktion von billigem Schweinefleisch gibt es in der BRD schon
lange
Foto:
Heinz von Heydenaber dpa/lnw
|
Der
italienische Fleischkonzern Bresaole Pini will nach Sachsen-Anhalt expandieren.
In Bernburg plant er einen Megaschlachthof, in dem pro Stunde bis zu 1000
Schweine getötet werden sollen. Die müßten von weither angeliefert werden, weil
in der Umgebung nur wenige Mäster ansässig sind. Das Fleisch will das
Unternehmen vor allem ins europäische und asiatische Ausland exportieren.
Politiker haben grünes Licht für das Vorhaben gegeben, Bürger wollen es
verhindern.
Die Befürworter in der Landes- und Kommunalpolitik, darunter Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), halten sich vor allem am Argument »Arbeitsplätze« fest. Anfang März machte die Zahl von 2500 neuen Jobs die Runde in den Medien. Kurz darauf korrigierte der Minister dies weit nach unten, und zwar auf lediglich 140. So habe es Breasaole Pini im Fördermittelantrag angegeben. Außerdem habe die Firma zugesagt, den Mindestlohn zu zahlen. Bisher ist die Fleischindustrie nicht für faire Löhne bekannt. Und Grund zur Freude gibt es wenig: Ab Juli soll in der Branche in der BRD eine Lohnuntergrenze von gerade mal 7,75 Euro pro Stunde gelten. Darauf hatten sich die Tarifparteien im Februar geeinigt. Das Bundesarbeitsministerium will demnächst einen Gesetzentwurf zur Aufnahme von »Schlachten und Fleischverarbeitung« als neunte Branche in das Arbeitnehmerentsendegesetz den Bundestag und den Bundesrat passieren lassen.
Bereits im Dezember hatte der CDU-dominierte Bernburger Stadtrat mit 26 Ja- und sechs Nein-Stimmen befürwortet, dem Investor ein zehn Hektar großes Grundstück am Stadtrand zu überlassen. Am 20. März ergänzte er seinen Beschluß um den Passus, daß der anstehende Kaufvertrag der gesonderten Zustimmung des Rates bedürfe. Er müsse konkrete Angaben zur Investition beinhalten, an welchen es bisher mangele. Vergangene Woche rügten der Linke-Stadtrat Eberhard Balzer und der Linke-Bundestagsabgeordnete Jan Korte die Informationspolitik der Stadt. Weder die Bürger noch das Parlament seien bisher angemessen aufgeklärt worden, sagten sie gegenüber dem MDR. Die Initiative »Bernburger Montagsforum« kritisiert dies ebenfalls in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos). Sie verlangt unter anderem konkrete Aussagen zur erwarteten Lärm- und Geruchsbelästigung und darüber, wer den Ausbau der Infrastruktur finanziert.
Die Befürworter in der Landes- und Kommunalpolitik, darunter Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), halten sich vor allem am Argument »Arbeitsplätze« fest. Anfang März machte die Zahl von 2500 neuen Jobs die Runde in den Medien. Kurz darauf korrigierte der Minister dies weit nach unten, und zwar auf lediglich 140. So habe es Breasaole Pini im Fördermittelantrag angegeben. Außerdem habe die Firma zugesagt, den Mindestlohn zu zahlen. Bisher ist die Fleischindustrie nicht für faire Löhne bekannt. Und Grund zur Freude gibt es wenig: Ab Juli soll in der Branche in der BRD eine Lohnuntergrenze von gerade mal 7,75 Euro pro Stunde gelten. Darauf hatten sich die Tarifparteien im Februar geeinigt. Das Bundesarbeitsministerium will demnächst einen Gesetzentwurf zur Aufnahme von »Schlachten und Fleischverarbeitung« als neunte Branche in das Arbeitnehmerentsendegesetz den Bundestag und den Bundesrat passieren lassen.
Bereits im Dezember hatte der CDU-dominierte Bernburger Stadtrat mit 26 Ja- und sechs Nein-Stimmen befürwortet, dem Investor ein zehn Hektar großes Grundstück am Stadtrand zu überlassen. Am 20. März ergänzte er seinen Beschluß um den Passus, daß der anstehende Kaufvertrag der gesonderten Zustimmung des Rates bedürfe. Er müsse konkrete Angaben zur Investition beinhalten, an welchen es bisher mangele. Vergangene Woche rügten der Linke-Stadtrat Eberhard Balzer und der Linke-Bundestagsabgeordnete Jan Korte die Informationspolitik der Stadt. Weder die Bürger noch das Parlament seien bisher angemessen aufgeklärt worden, sagten sie gegenüber dem MDR. Die Initiative »Bernburger Montagsforum« kritisiert dies ebenfalls in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos). Sie verlangt unter anderem konkrete Aussagen zur erwarteten Lärm- und Geruchsbelästigung und darüber, wer den Ausbau der Infrastruktur finanziert.
Die in Gründung befindliche Initiative »Keine Schweinerei« hat unterdessen begonnen, Unterschriften gegen den Schlachthof zu sammeln. Sie strebt einen Bürgerentscheid an. Dafür benötigt sie bis zum 2. Mai 3000 Unterstützer aus der Stadt. Die Kritiker sind überzeugt, daß Sachsen-Anhalt keine weitere Anlage dieser Art benötigt. Denn in Halberstadt werden bereits täglich rund 800 Schweine geschlachtet, in der vom Tönnies-Konzern betriebenen Großschlachterei Weißenfels bis zu 15000. Ein beträchtlicher Teil der Tiere wird schon aus großer Entfernung angeliefert. In Sachsen-Anhalt selbst werden etwa 1,2 Millionen Schweine gehalten – so wenige wie in keinem anderen Bundesland. Die Gegner des neuen Betriebes fürchten auch, daß der Steuerzahler durch die Hintertür belastet wird, etwa mit den Kosten für eine neue Kläranlage oder Reparaturen für stärker befahrene Autobahnen und Straßen.
Für das meiste Aufsehen in der Angelegenheit sorgt indes eine 14jährige Schülerin. Lucia Grün aus Aschersleben will den Bau der Schlachterei mit einer Petition an den Bernburger Wirtschaftsdezernenten Holger Dittrich und Landesminister Möllring stoppen. In knapp drei Wochen unterstützten mehr als 45000 Menschen die Eingabe. Die Schweine für die Anlage würden wohl vor allem aus Osteuropa angeliefert, befürchtet die Schülerin – eine qualvolle, viele Tage dauernde Reise. Außerdem verdränge Billigfleisch der Konzerne immer mehr regionale Produkte.
kurzlink.de/Petitionschlachthof
Wirtschaft | 02.04.2014
Italiener plant
Großschlachthof in Sachsen-Anhalt
Der
italienische Fleischproduzent Bresaole Pini will in Sachsen-Anhalt einen neuen
Schlachthof bauen. Die Anlage auf dem zehn Hektar großen Grundstück soll
stündlich 1.000 Schweine schlachten. Die ISN übt Kritik.
25 Millionen Euro will der Fleischproduzent aus Italien
für die Großschlachtanlage in Bernburg investieren.
© Mühlhausen/landpixel.de
© Mühlhausen/landpixel.de
Wie die
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland (ISN) berichtet, will das
italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini in Bernburg, Sachsen-Anhalt,
einen neuen Schlachthof bauen. Damit will das Unternehmen bis zu 2.500 neue
Arbeitsplätze schaffen.
Auf der
Anlage sollen künftig mehrere tausend Schweine geschlachtet werden, in der
letzten Ausbaustufe stündlich 1.000 Schweine, schreibt die Mitteldeutsche
Zeitung (MZ). Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten, meldet die ISN. Bei
zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern stoße das 25 Millionen
Euro schwere Projekt auf Ablehnung.
In
Bernburg hat sich bereits eine Bürgerinitiative formiert und macht gegen den
geplanten Schlachthof mobil. Wie die MZ berichtet, strebt die Initiative einen
Bürgerentscheid an. Kommen bis 2. Mai die Unterschriften von 3.000
wahlberechtigten Bernburgern zusammen, schließt sich ein Bürgerentscheid an.
Für und Wider zum neuen
Wettbewerber
Nach
Ansicht der ISN sei die Schlachtbranche in Deutschland schon heute auf wenige
große Unternehmen konzentriert. Die vier größten Schweineschlachter haben laut
ISN einen Marktanteil von annähernd 60 Prozent. Da sei aus Sicht der
Schweinehalter ein zusätzlicher, leistungsfähiger Spieler auf dem Markt durchaus
zu begrüßen.
"Auf
der anderen Seite ist jedoch auch keinem damit geholfen, wenn die
Schlachtunternehmen in dem harten Wettbewerb mit Dumpingpreisen um die Gunst der
wenigen großen Lebensmitteleinzelhändler buhlen", so die ISN. Es bleibe
abzuwarten, wie der italienische Konzern auf dem deutschen Markt klar kommen
wird.
Zudem
sollte laut ISN die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Projektes erlaubt sein,
wenn auf der einen Seite Fördergelder in Millionenhöhe in einen
Schlachthofneubau gesteckt werden und auf der anderen Seite gleichzeitig
bestehende Produktionskapazitäten, wie zuletzt die Vion-Standorte in
Kasel-Golzig und Weimar, stillgelegt werden.
Für
Schweinehalter sei wichtig, dass sie sich auf die Zahlungssicherheit verlassen
können. Die Klassifizierung und auch die Abrechnung müssen klar geregelt sein.
Die ISN wird nach eigenen Angaben ein wachsames Auge auf den Betrieb haben.
Volksstimme
Geplanter
Super-Schlachthof bei Bernburg
Woher kommen die
Schweine?
28.03.2014 07:38 Uhr
Ein Schlachthof-Projekt
erregt aktuell die Gemüter in Bernburg. Die enorme Kapazität der Anlage wirft
die Frage auf: Wo kommen die Tausende Schweine her, die dort täglich
geschlachtet werden sollen? Aus Sachsen-Anhalt offenbar
nicht.
Von
Oliver Schlicht
Magdeburg l Die
Internet-Petition einer 14-jährigen Schülerin mit mehreren zehntausend
"Unterschriften" gibt es schon, ein offizielles Bürgerbegehren einer
Bürgerinitiative "Keine Schweinerei" wird auch gerade vorbereitet. In Bernburg
herrscht aktuell große Aufregung unter besorgten Bürgern, nachdem das
Schlachthof-Projekt des italienischen Fleischwaren-Produzenten Bresaole Pini
bekannt geworden ist.
Bereits am 12. Dezember
hatte der Bernburger Stadtrat nicht öffentlich beschlossen, für die Ansiedlung
ein zehn Hektar großes Grundstück in einem Gewerbegebiet an der A 14 nahe der B
6n bereitzustellen, vorausgesetzt eine sachliche Bewertung befürwortet am Ende
das Projekt. Inzwischen ist das Projekt zwar öffentlich bekannt. Aber sachlich
bewerten kann man bislang wenig.
Entschieden sei überhaupt
noch nichts, sagt Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich: "Es gab
lediglich Vorgespräche. Ein Genehmigungsverfahren wurde noch nicht eingeleitet."
So ein Verfahren würde sich etwa ein knappes Jahr hinziehen. Erst dann stünden
wirklich Entscheidungen an.
Fördermittelantrag wurde
abgelehnt
Die Rede ist davon, dass die Italiener etwa 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2500 Arbeitsplätze schaffen wollen. Über 20000 Schweine könnten in der hochmodernen Anlage täglich geschlachtet werden. Fördermittel vom Land gibt es für die Investition nicht, sagte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring gestern im Landtag. Ein entsprechender Antrag in Höhe von 7,3 Millionen Euro wurde abgelehnt.
Die Rede ist davon, dass die Italiener etwa 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2500 Arbeitsplätze schaffen wollen. Über 20000 Schweine könnten in der hochmodernen Anlage täglich geschlachtet werden. Fördermittel vom Land gibt es für die Investition nicht, sagte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring gestern im Landtag. Ein entsprechender Antrag in Höhe von 7,3 Millionen Euro wurde abgelehnt.
Das Projekt wirft -
unabhängig von ökologischen und tierschutzrelevanten Bedenken - eine
entscheidende Frage auf, die der Investor und auch beteiligte Kommunalpolitiker
in Bernburg nicht beantworten wollen oder können: Woher will der Schlachthof
Tausende von Schweinen täglich beziehen? Ist doch in der Bernburger
Beschlussvorlage eindeutig von einem "Schlachtbetrieb" und nicht von einem
"Zerlegebetrieb" die Rede.
Es gibt bislang weder in
Sachsen-Anhalt noch in den neuen Bundesländern entsprechende
Produktionskapazitäten. "Nach der Wende wurde von den Genossenschaften vor allem
in den Ackerbau und nicht in die teure Modernisierung von Stallungen
investiert", erzählt Michael Lohse, Sprecher des Deutschen Bauernverbandes in
Berlin. Inzwischen sei die Marktlage bei Schweinefleisch wenig rosig. Lohse:
"Noch in den 1970er Jahren wurde in der alten Bundesrepublik nur etwa 75 Prozent
des Eigenbedarfs an Schweinefleisch produziert. Heute sind wir bei 120 Prozent
und exportieren Schweinefleisch."
Der Preisdruck auf dem
internationalen Markt verlangt nach immer effektiveren Schweinezucht- und
Mastbetrieben. Im Trend liegen Agrar-Industriebetriebe mit Kapazitäten von
mehreren zehntausend Schweinen. Ereignisse, wie aktuell der Ausbruch von
afrikanischer Schweinepest bei polnischen Wildschweinen und das damit verbundene
russische Importverbot für EU-Schweine, setzten den Markt stark unter Druck.
"Nur wegen eines Schlachthofes investiert heute niemand in eine neue
Schweinemast-Anlage", so Michael Lohse.
Mit einem aktuellen Bestand
von 1,2 Millionen Schweinen rangiert Sachsen-Anhalt immerhin bundesweit auf
Platz 6 und ist Spitzenreiter unter den Neuen Ländern. Der Bestand war 1990 in
Sachsen-Anhalt mit 1,95 Millionen Tieren noch fast doppelt so hoch, brach dann
aber ein - 1996 gab es in Sachsen-Anhalts Ställen noch 711000 Schweine. Auf
diesem Niveau liegen die Schweinebestände in den anderen Neuen Ländern
überwiegend bis heute. In Sachsen-Anhalt hat die insgesamt positive Entwicklung
der Feldwirtschaft und der Ernährungsindustrie (Futter- und Düngegrundlage) der
Schweine-Produktion wieder etwas mehr auf die Sprünge geholfen.
Kritischer Agrarbericht 2013
Jahresrückblick auf den Schweinesektor
Jahresrückblick auf den Schweinesektor
Auch nachdem die Preise für Mastschweine von Juli bis September 2012 von 1,63 auf 1,90 Euro pro
Kilogramm Schlachtgewicht stiegen
und die Ferkelpreise auf 54 Euro, blieben sie doch unter der Schwelle der
Kostendeckung von 2 Euro pro Kilogramm bzw. 65 Euro pro Ferkel (1). Nur
eine Ursache lag in den parallel dazu gestiegenen Einkaufspreisen für
Schweinemast-Mischfutter (das immerhin 50 Prozent der Kosten ausmacht) von
Januar 2012 bis September 2012 von 250 Euro pro Tonne im Januar 2012 auf über
300 Euro pro Tonne im September 2012. Dabei war der Preis von
Sojaschrot sogar um 50 Prozent auf 500 Euro pro Tonne gestiegen. Vor
allem infolge dieser explodierenden Futterpreise und auch wegen Tierschutz- und
Umweltauflagen sank die Zahl der in Deutschland geschlachteten Schweine von
29,16 Millionen (im 1. Halbjahr 2011) auf 28,91 Mio. (im 1. Halbjahr 2012) –
also um etwa 1 Prozent (laut Boerderij vom 11.10.2012 sanken auch die
Schlachtzahlen in der EU um 1 Prozent). Dies bestätigte einmal mehr sehr
deutlich die agrarökonomische Erkenntnis, dass eine Verringerung der
Angebotsmenge zu einer weit überproportionalen Erzeugerpreis-Steigerung führt.
So liegt die wesentliche Ursache der seit fünf Jahren Jahren
nicht mehr kostendeckenden Erzeugerpreise für Ferkel und Mastschweine in der
massiven Überproduktion. Der Selbstversorgungsgrad von Schweinefleisch ist seit
2010 von 110 auf nunmehr 120 Prozent angestiegen.(2) Diese
Überschüsse werden von den Schlachtkonzernen systematisch angeheizt, um sie auf
dem „Weltmarkt“, vor allem in Russland und Hongkong, zu Billigpreisen
abzusetzen. Auch in der EU ist der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch
2011 auf 112 Prozent gestiegen (3). Eine solche Überschuss-Erzeugung nützt
allenfalls den Umsätzen der Fleischkonzerne und den daran gekoppelten Gehältern
von Managern, drückt aber angesichts einer stagnierenden und sogar leicht
sinkenden Binnen-Nachfrage dauerhaft die Erzeugerpreise der Landwirte.
Entsprechend stark waren Betriebsaufgaben und eine weitere Konzentration der
Tierbestände.
Diese Weltmarkt-Orientierung der Fleischkonzerne führt auch
angesichts der wachsenden Konkurrenz der brasilianischen und US-Fleischkonzerne
zu einer Verschärfung der deutschen und europäischen Schweinemarktkrise Zu
hiesigen Preisen produzieren und zu brasilianischen Billigpreisen auf dem
Weltmarkt verkaufen – diese Rechnung kann nicht aufgehen. Bei den in Brasilien
und den USA herrschenden Umwelt-, Sozial- und Klimabedingungen lässt sich
Schweinefleisch um ein Drittel billiger als in Europa erzeugen (4). Zudem
baut Russland mit Hilfe ausländischer Konzerne (u.a. auch Tönnies) seine eigene
Schweineproduktion rasch aus und wird in wenigen Jahren selbst Schweinefleisch
exportieren. Auch China strebt die Selbstversorgung an und kauft in großem
Umfang den Sojamarkt leer.
Einen „holprigen
Weg“ und ein Absinken der Schweinepreise (bei anhaltend hohen Futterkosten) sagt
denn auch die AMI-Marktberichterstattung voraus –wegen rückläufigen Verbrauchs,
weiter steigendem Angebot und einer gedämpften Nachfrage im Export (5).
Offen ist, inwieweit die ab 2013 EU-weit verbindlich vorgeschriebene Umstellung
auf die Gruppenhaltung der Sauen zu einem weiteren Ausscheiden von Sauenhaltern
führt und inwieweit der Bau neuer Stallkapazitäten diesen Rückgang kompensiert
oder überkompensiert. Zu befürchten ist, dass solche Vorgaben ohne begleitende
Umstellungs-Förderprogramme den Strukturwandel weiter fördern.
Wenn in dieser Situation trotzdem weiter eine große Zahl
neuer Schweine-Anlagen gebaut wird, dann liegt das einerseits daran, dass viele
Verbandspolitiker und Investoren diese strukturelle Krise immer noch als
vorübergehende Schwächeperiode betrachten, und andererseits daran, dass
agrarindustrielle Investoren und Futtermittelkonzerne mit Blick auf eine spätere
Marktmacht weitere Agrarfabriken mit Tausenden von Sauen und Zehntausenden von
Mastschweinen aufbauen.
Der holländische Agrarindustrielle Adrianus Straathof hält
vor vor allem an Standorten der ehemaligen DDR-Agrarindustrie bereits etwa
35.000 Sauen (Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe 48/2010). Jeweils viele
tausende Sauenplätze haben weitere niederländische Investoren wie van Gennip,
van Asten, Johannes Maria Straathof, van Nooren, Poels, van Dijck, van der
Velde, van Genugten oder Verschelde, daneben auch dänische Investoren
(Kirketerp) oder westdeutsche Unternehmen wie ZNVG eG, Einer Schweinezucht, RVV
Twistringen eG, WULFA Dinklage, Woestmann, Oberhoff, Kläne Menke, Görtz, Ahlers,
Grundkötter sowie direkte Nachfolgebetriebe der so genannten
Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften aus DDR-Zeiten.
Bei den Schweinemast-Konzernen mit Zigtausenden von
Stallplätzen findet man viele der obigen Namen wieder, außerdem Unternehmen wie
Arts und Bolder, Schmidt/SAZA, Kronseder, Osterhuber oder Thiermann (6).
In welchem Umfang Futtermittel- und Genetik-Konzerne (wie
Hendrix, Fleming & Wendeln oder GS agri) bei Agrarfabriken beteiligt oder
dominant sind, ist schwer abzuschätzen. Berater gehen davon aus, dass etwa ein
Drittel der deutschen Schweinebestände bereits in verdeckter Lohnmast gehalten
wird. Nach Einschätzung des niedersächsischen Kammerberaters Arnold Krämer
befindet sich ein großer Teil der Sauenanlagen mit 800 und mehr Plätzen in
Niedersachsen und im Osten schon nicht mehr in der Hand der ursprünglichen
Investoren, sondern bereits in zweiter oder sogar dritter Hand. Bei Kaufpreisen
von 50 bis 80 Prozent der Baukosten könnten die Übernehmer solche Anlagen mit
geringeren Kapitalkosten weiter bewirtschaften. Betriebsleitern rät Krämer zu
Vorsicht bei großen Investitionen (7).
Angesichts der rasanten Industrialisierung im Schweinesektor
scheint klar: Wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann beherrschen in wenigen
Jahren Konzerne auch die Schweinehaltung - wie jetzt schon in der
Geflügelbranche. Allein im Jahre 2011 sank die Zahl der schweinehaltenden
Betriebe weiter um 2.000 auf 30.900 (8), im ersten Halbjahr 2012 um weitere 800.
Die niederländischen und belgischen Schweinehalter-Verbände
setzen sich in dieser Lage klar für die Interessen ihrer Mitglieder ein - auch
gegenüber genossenschaftlichen Schlachtunternehmen: zum Beispiel mit ihrer
Forderung nach einer gezielten Reduzierung der von den Landwirten gehaltenen
Schweine mit dem Ziel einer Erzeugerpreis-Erhöhung. Im Gegensatz dazu verfolgt
der Deutsche Bauernverband weiter eine Partnerschafts-Strategie der gemeinsamen
„Wertschöpfungskette“ mit den Fleischkonzernen. Die vier größten von ihnen
(Tönnies, VION, Westfleisch, D&S-DanishCrown) haben bereits 60 Prozent
Marktanteil. Sie nutzen aktuell die Überschuss-Situation und ihre Marktmacht
aus, indem sie - entgegen den mit den Mästern vereinbarten Preisregelungen –
Schweine zu niedrigeren „Hauspreisen“ aufkaufen oder die Zahlungsziele
verlängern.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands
(ISN) sah kürzlich sogar deutliche Anzeichen dafür, dass die von den
Schlachtunternehmen gemeldeten Schlachtgewichte deutlich über den tatsächlichen
lagen – vermutlich um auf diese Weise eine ausreichende Versorgung des
Schweinefleischmarktes zu suggerieren und weitere Preissteigerungen zu
verhindern (9). Laut ISN wurde angesichts zu hoher Erzeugerpreise von einigen
großen Schlachtunternehmen eine Einschränkung der Schlachtungen für die nächste
Vermarktungswoche angedroht, wenn der Preis nicht um 5 Cent auf 1,88 Euro pro
Kilogramm falle (10).
Kostendeckende und auskömmliche Erzeugerpreise sind nur
möglich, wenn die Überschussproduktion abgebaut wird. Aktuell bestehen hierfür
wichtige Möglichkeiten: Die anstehende Novellierung des Bundesbaugesetzes kann
den weiteren Bau großer gewerblicher Schweineanlagen mit mehr als 1.500 Mast-
und 560 Sauenplätzen bremsen oder sogar verhindern und damit auch die damit
verbundene Überschuss-Ausweitung. Auch Umwelt- und Tierschutzforderungen wirken
in diese Richtung: Der Tierschutzplan der niedersächsischen Landesregierung ist
Ausdruck der Tatsache, dass die EU-Kommission nunmehr auf die Einhaltung ihrer
Schweinehaltungs-Richtlinien drängt und diese im Rahmen der EU-Agrarreform zur
Voraussetzung der Prämienzahlungen macht. Das Abschneiden (Kupieren) der
Schweineschwänze, um die haltungsbedingt gestressten Tiere am Schwänzebeißen zu
hindern, wäre zukünftig EU-weit nicht mehr möglich. Man wird den Tieren deshalb
nicht nur mehr Platz, sondern auch Stroh (wie von der EU gefordert) und Auslauf
geben müssen. Hierzu sind jetzt Umstellungs- und Förderungsprogramme
nötig.
Genau
diese Forderungen nach einer artgerechten Tierhaltung auf „Bauernhöfen statt in
Agrarfabriken“ werden von einer starken gesellschaftlichen Bewegung unterstützt.
Diese sind nicht gegen Bauern gerichtet, sondern könnten und müssten jetzt von
Bauern genutzt werden: Eine an Futterflächen gebundene, antibiotika-unabhängige
Tierhaltung mit mehr Platz, Stroh und Auslauf für die Tiere senkt nicht nur
europaweit die Überschüsse - diese Forderungen können nur Bauernhöfe und nicht
Agrarfabriken ausfüllen. Von Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft – AbL
Anmerkungen
(1)
Alle
Preisangaben aus: Kohlmüller, Matthias (2012):Landvolk: Schweinepreise sind zu
niedrig. Agrarmarkt-Informationsgesellschaft AMI. Pressemeldung zum Vortrag beim
DBV-Veredlungstag in Schweringen am 13.9.2012. In: agrarheute.com vom
16.7.2012
(2)
BMELV,
Statistik und Berichte, Tabelle 280 - Versorgung mit Fleisch, 21.2.2012 sowie
Kohlmüller, siehe Anm. 1
(3)
Landesanstalt
für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländl. Räume: Agrarmärkte 2011/2012,
Schwäbisch Gmünd
(4)
Hesse,
Dirk (2010): Weltweite Trends in den Schweineproduktion, Vortrag vor
DLG-Ausschuss Schweineproduktion.Manuskript
(5)
Kohlmüller,
siehe Anm. 1
(6)
Niemann,
Eckehard (2010): Die verschwiegene Agrarindustrialisierun. In: Kritischer
Agrarbericht Landwirtschaft 2010, AgrarBündnis (Hg.), Hamm, S.
46-50
(7)
top
agrar, März 2012, Sauen –Wege aus der Krise
(8)
Statistisches
Bundesamt – Destatis, BMELV, Pressemitteilung vom
12.1.2012
(9)
agrarheute
8.10.2012: ISN zweifelt Schlachtstatistik an
(10)ISN
- Internetseite, 12.10.2012: Warum fällt der Schweinepreis?
Viele Grüße
Rita Heß
www.unsbuergernstinkts.de
email: bi@unsbuergernstinkts.de
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Bauernhöfe statt Agrarfabriken
Rita Heß
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