25/01/2020

Habeck in Washington

Kritik, aber auch Zuspruch

Das Gespräch habe dann eine Stunde gedauert. Es folgte ein Gespräch im Verteidigungsministerium. Insgesamt sei seine Reise dadurch „schärfer gestellt“ worden.  Andere Gesprächspartner in Washington – Habeck nannte sie die „Transatlantiker“ – hätten ihn aber darin bestärkt, dass es gut sei, die Auseinandersetzung zu führen, weil man für „Schweigsamkeit“ und „Wegducken“ nichts bekomme. Im öffentlichen Teil der Visite sprach Habeck am Freitag zunächst beim „Center for American Progress“ über Klimapolitik. Sodann folgte eine Grundsatzrede an der Georgetown University.  Am Freitagabend flog er weiter nach Texas. In El Paso wollte er sich unter anderem über die Migrationspolitik informieren.

Robert Habeck bei seiner Rede in der Washingtoner Georgetown Universität.

Robert Habeck bei seiner Rede in der Washingtoner Georgetown Universität. : Bild: Majid, Sattar
2009 war der heute 50 Jahre alte Lübecker zum ersten Mal in Washington – unmittelbar nach dem Amtsantritt Barack Obamas. Eine „hoffnungsvolle Zeit“ sei das damals gewesen. Die Stichworte heute sind andere: Habeck spricht in der „Riggs Library“ der Universität über „die Rückkehr der Geopolitik“, die Erosion der liberalen Demokratie und das Erstarken von Nationalismus und Autoritarismus. Europa, sagte er, müsste in dieser Krise enger zusammenstehen, sei aber gelähmt – wirtschaftspolitisch und sicherheitspolitisch. Das bereite ihm Sorgen.
Zuvor hatte er versucht, den Kontext für seine Davoser Bemerkungen zu erläutern. Trump setze nicht auf multilaterale Institutionen, sondern auf bilaterale „Deals“. Er zerstöre den multilateralen Ansatz, für den Amerika immer gestanden habe. In diesem Sinne sei er der politische Gegner. Als Antiamerikanismus, mit dem in Deutschland parteipolitische Punkte zu machen sind, will Habeck seine Äußerungen nicht verstehen. Und so hebt er hervor: Die transatlantischen Beziehungen seien nicht auf die Trump-Regierung zu beschränken. Sie seien breiter und tiefer.
Quelle FAZ