Die allgemeine Umorientierung von Investitionen in Richtung
Energieeffizienz und Reduzierung von CO2-Emissionen wäre die notwendige
technologische und Akkumulationsbasis zur Schaffung von Millionen von
Arbeitsplätzen und für einen neuen gesellschaftlichen Konsens.
Ein bereits lautstark geforderter »grüner New Deal« dient als Antwort
auf Finanz- und Wirtschaftskrise, Reproduktions-, Job- und ökologische
Krise – und zur Relegitimierung der Marktwirtschaft. Ein grüner New
Deal erschließt neue Akkumulationsfelder für das nach
Investitionsmöglichkeiten suchende Kapital durch das weitere
Zur-Ware-Machen von natürlichen Ressourcen im Bereich von Biodiversität
oder Gentechnologie. Er sucht nach Technologien zur ökologischen
Effizienzsteigerung in Produktion und Energieversorgung, neue
Investitions- und Absatzmärkte im Zertifikats- bzw. Emmissionshandel
und im ökologischen Konsum (Bio-Lebensmittel, ökologischer Hausbau,
umweltfreundlichere Autos usw.). Der Markt für Investitionen in
emissionsarme Energien und grüne Technologien verspricht auf etliche
Billionen Dollar anzuwachsen.
Doch wenn Natur und Umweltschutz zur Ware werden, werden dann auch die
Möglichkeiten zur Lösung der ökologischen Krise beschränkt? Eine
Umwälzung der gesamten Produktionsstruktur, der Praxis und Kultur des
Konsumismus, der Ökonomie der Autogesellschaft, der Struktur unserer
Städte, unseres gesellschaftlichen Verhältnises zur Natur ohne die
kapitalistische Produktionsweise als solche anzutasten –
reproduziert dies nicht nur deren Widersprüche?
Ralf Fücks bekleidete mehrere politische und
Parteiämter für Die Grünen, war Sprecher des Bundesvorstands, Senator in
Bremen und Mitglied der Grundsatzprogrammkommission der Partei. Seit
1996 ist er Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.
Elmar Altvater ist ehemaliger Professor für
Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der FU-Berlin und Autor
zahlreicher globalisierungs- und kapitalismuskritischer Bücher. Er war
Gründungsmitglied der Grünen und ist heute in Der Linken aktiv."
Quelle > Rosa Luxemburg Stiftung