14/06/2019

Blomenburg - Zur Erinnerung | Nabu SH u.a. 1998 Verbaut und versiegelt?


Zur Erinnerung | Nabu SH u.a. 1998
Verbaut und versiegelt?

Wiesen und Wald, Feuchtgebiete und Trockenbiotope, Kuppen und Senken, dazu die wohl größte Obstwiese des Kreises Plön prägen das 67 ha umfassende Blomenburg–Gelände bei Selent im Kreis Plön. Das um das ehemalige Jagdschloss des Grafen Blome gelegene, z. T. unter Denkmalschutz stehende Areal ist in seiner Strukturvielfalt nicht nur aus naturschutzpolitischer Sicht, sondern auch unter landschaftsästhetischen Aspekten unbedingt erhaltenswert.

Abendsegler und Rauhhautfledermaus, Wachtel und Neuntöter, Grünspecht und Baumfalke, Ringelnatter und Moorfrosch finden hier – noch – ihren Lebensraum.

Das Gelände befand sich bis 1996 im Landeseigentum und wurde dann an die Hartmann– GmbH veräußert.

Die hat damit nun nichts Besseres vor, als jede verfügbare Fläche in Bauland umzuwandeln. Mit 250 Wohneinheiten soll der »Blomenburg–Park« überzogen werden.

Der die Mitte des Geländes bildende Wald wird dann ringsum von Baugebieten eingeschlossen sein. Für Wohnhäuser sollen selbst Teile des Altwaldbestandes gerodet, ein Quellhang und eine mehrere Hektar große Trockenbrache mitsamt ihren Trockenrasenelementen versiegelt, 10–15 Jahre alte Aufforstungsflächen, Extensivweiden und eine Obstwiese überbaut werden.

Dass die Flächen sämtlich fern der Ortschaft und damit im nach dem Baugesetzbuch freizuhaltenden Außenbereich liegen, berührt ihn nicht; schließlich lässt sich die idyllische Lage gut vermarkten.

Diese absurde Planung wäre sicherlich schon in sich zusammengefallen – wenn nicht Gemeinde, Landrat und Landesregierung das Projekt massiv unterstützen würden. Dass dem Vorhaben nicht nur gravierende fachliche Vorbehalte, sondern auch etliche Bestimmungen des Naturschutz–, Forst–, Denkmalschutz– und Baurechts konzentriert entgegen stehen, stört dabei nicht – man wird ja wohl mal eine Ausnahme machen können …


In einer Zeit, in der ökologisch wertvolle Flächen knapp geworden sind und öffentliche Mittel kaum zur Verfügung stehen, sollte man eigentlich sicher sein können, dass mit Beidem äußerst sparsam umgegangen wird. Nicht so im Kreis Plön in der Gemeinde Selent. Land und Kreis opfern wertvolle, naturschutzwürdige Flächen, widmen diese kurzerhand zu Bauerwartungsland um, legen noch ca. 10 Millionen »Investitionszuschuss« oben drauf und ignorieren qualifizierte Gutachterstimmen, die vor der Verwirklichung des Projektes warnen.


Und 2008. Die schlimmsten Befürchtungen sind noch übertroffen.
Dafür hat Selent das "schönste Baugebiet Schleswig-Holsteins".


 http://www.selentia.de/blomenburg.php#.XQPJdriE6Ck

Foto Paukstadt 1998
In der beispiellosen Kumpanei von Land, Kreis Plön und Gemeinde Selent wurde das 68 ha große Naturgebiet in Zusammenarbeit mit skrupellosen Investoren in einer beispiellosen Aktionenfolge an Bauwillige verschachert und verkauft bis zu einer vollständigen Zersiedlung in eine 250 Parzellen große Ghettosiedlung, wie sie heute zu besichtigen ist 👥

Zitat Chronologie via Nabu Warnende Stimmen: Vom Land verschachert Zum 1.1.1997 veräußert das Land seine gesamte Liegenschaft für 4,5 Mio. DM an Dieter Hartmann. Treibende Kraft bei den Verkaufsverhandlungen ist der Chef der Staatskanzlei, Klaus Gärtner. Um dem Investor das Areal schmackhaft zu machen, hat Gärtner das Gelände kurzerhand zu »Bauerwartungsland « erklärt, ohne sich allzu viel Gedanken um dessen landschaftliche Wertigkeit zu machen oder die Meinung der Fachbehörden einzuholen. Im Sommer 1999 stellt Hartmann sein Nutzungskonzept vor, das eine Bebauung fast jeder Fläche außerhalb des Waldes vorsieht, ja selbst den Wald nicht verschont. 
 
Entwicklung des Blomenburg-Venture-Park erweckt Misstrauen
Aus Schwarzbuch Bund der Steuerzahler SH 2004
Selent (Kreis Plön). In dem ländlichen 1.200-Einwohner-Ort Selent, ca. 25 km östlich von Kiel, liegt die Blomenburg in einem reizvollen ca. 67 ha großen Park- und Waldgelände. Das Herrenhaus wurde über Jahrzehnte vom Land Schleswig-Holstein als Kinderheim genutzt. Man war froh, sich zum 1. Januar 1997 für rd. 2,3 Mio. Euro von Haus und Grundstück trennen zu können, um die Unterhaltungsaufwendungen zu sparen. Der Investor begeisterte Gemeinde, Kreis Plön und das Land mit seinem Vorhaben, in der Blomenburg ein Technologie- und Gründerzentrum einrichten zu wollen. Nennenswerte Gewerbebetriebe, wirtschaftsnahe Infrastruktur oder gar Forschungseinrichtungen gibt es zwar weit und breit nicht. Als Standortvorteil sahen die Planer in Selent aber die Möglichkeit, dass sich die Existenzgründer gleich in dem reizvollen Schlosspark in unmittelbarer Nähe ihres neuen Unternehmensstandortes ansiedeln könnten. Dafür wurde die Planung von 200 Wohneinheiten genehmigt. Die Befürworter erwarten sogar, mit dem Projekt mehr als 200 Arbeitsplätze und ca. 700 zusätzliche Einwohner für den Ort Selent gewinnen zu können. Der private Eigentümer selbst hat lediglich 10 Prozent der Gesellschaftsanteile der „Blomenburg-Venture-Park Trägergesellschaft“ gezeichnet. 80 Prozent trägt der Kreis Plön, 10 weitere Prozent die Gemeinde Selent. Für den Umbau des Landschlosses zum Existenzgründerzentrum sollen 8,2 Mio. Euro investiert werden, die zu gut 97 Prozent aus öffentlichen Mitteln stammen. Nur 3 Prozent des Risikos trägt der private Grundeigentümer. Trotz der dringenden Empfehlung des Landesrechnungshofes, in Schleswig-Holstein auf weitere Technologiezentren zu verzichten, genehmigten Land, Kreis und Gemeinde die Fördermi ttel.

Während aber mit der Fertigstellung des Venture-Parks nicht vor Ende 2005 zu rechnen ist, hat die Vermarktung der Grundstücke bereits im August 2003 begonnen. Mit großen Anzeigenaktionen wird nach Käufern von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften gesucht. Der Bund der Steuerzahler hatte bereits vor der Förderung des Venture-Parks gewarnt. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Grundstücksverkäufe von der Technologieförderung abgekoppelt werden sollen. Denn der private Investor erzielt bei Vermarktung der Grundstücke ein Vielfaches dessen, was er für den Kauf von Herrenhaus und Grundstück an das Land bezahlt hat. Er könnte es sich dann auch leisten, seine Beteiligung von 10 Prozent an der Trägergesellschaft und von 3 Prozent an den Investitionskosten abzuschreiben. Auch ohne ein funktionierendes Existenzgründerzentrum hätte der Investor ein einträgliches Geschäft gemacht. Möglich gemacht hat das der Steuerzahler.




Die öffentliche Vorstellung des Projektes durch die Gemeinde stieß auf heftigen bürgerlichen Protest

Willkommen bei der Bürgerinitiative Blomenburg-Gelände 2002

WIR WOLLTEN NICHT, DASS SCHON WIEDER EIN STÜCK UNSERER NATUR VERNICHTET WIRD!
Wir sind 2002  mit unserer Initiative gescheitert. Mein Dank gilt heute allen Mitstreitern, die damals mit grossem Einsatz und vielen Aktionen gekämpft haben gegen die Pläne eines skrupellosen Investors und die aberwitzigen Erwartungen des Landes, des Kreises Plön und des Selenter Gemeinderates in das Projekt Blomenburg. Wir traten an, um unsere Natur zu erhalten. Heute stehen Land, Kreis und Gemeinde Selent vor dem Scherbenhaufen einer Millionen Euro teuren Investitionsruine. Grosse Flächen wertvoller Naturareale sind zugunsten des Investors unter dubiosen Umständen in Bauland umgewidmet und rücksichtlos vernichtet worden http://www.selentia.de/2blomenburg.php, darunter ein gerade erst 10 Jahre alter hoffnungsvoller Mischwald. Auch das einmalige Biotop Röfkamp wäre der Bebauung zum Opfer gefallen, hätten sich die Bebauungspläne des Investors nicht als eine Schimäre erwiesen.
Manfred Paukstadt

 So sollte das Blomenburg-Gelände nach den Plänen des Investors einmal aussehen. Der Selenter Gemeinderat stimmte diesem Plan mit Mehrheit zu. Nur der Tatsache, dass sich nur etwa 15 von erwarteten 250 Bauinteressenten bisher angesiedelt haben, ist es zu verdanken, dass dieser Horrorplan bis heute nicht Wirklichkeit geworden ist.
Screenshots: Bürgerinitiative Blomenburg-Gelände 2002