Zur Erinnerung | Nabu SH u.a. 1998
Verbaut und versiegelt?
Wiesen und Wald, Feuchtgebiete
und Trockenbiotope, Kuppen
und Senken, dazu die wohl
größte Obstwiese des Kreises
Plön prägen das 67 ha umfassende
Blomenburg–Gelände bei
Selent im Kreis Plön. Das um
das ehemalige Jagdschloss des
Grafen Blome gelegene, z. T.
unter Denkmalschutz stehende
Areal ist in seiner Strukturvielfalt
nicht nur aus naturschutzpolitischer
Sicht, sondern auch
unter landschaftsästhetischen
Aspekten unbedingt erhaltenswert.Abendsegler und Rauhhautfledermaus, Wachtel und Neuntöter, Grünspecht und Baumfalke, Ringelnatter und Moorfrosch finden hier – noch – ihren Lebensraum.
Das Gelände befand sich bis 1996 im Landeseigentum und wurde dann an die Hartmann– GmbH veräußert.
Die hat damit nun nichts Besseres vor, als jede verfügbare Fläche in Bauland umzuwandeln. Mit 250 Wohneinheiten soll der »Blomenburg–Park« überzogen werden.
Der die Mitte des Geländes bildende Wald wird dann ringsum von Baugebieten eingeschlossen sein. Für Wohnhäuser sollen selbst Teile des Altwaldbestandes gerodet, ein Quellhang und eine mehrere Hektar große Trockenbrache mitsamt ihren Trockenrasenelementen versiegelt, 10–15 Jahre alte Aufforstungsflächen, Extensivweiden und eine Obstwiese überbaut werden.
Dass die Flächen sämtlich fern der Ortschaft und damit im nach dem Baugesetzbuch freizuhaltenden Außenbereich liegen, berührt ihn nicht; schließlich lässt sich die idyllische Lage gut vermarkten.
Diese absurde Planung wäre sicherlich schon in sich zusammengefallen – wenn nicht Gemeinde, Landrat und Landesregierung das Projekt massiv unterstützen würden. Dass dem Vorhaben nicht nur gravierende fachliche Vorbehalte, sondern auch etliche Bestimmungen des Naturschutz–, Forst–, Denkmalschutz– und Baurechts konzentriert entgegen stehen, stört dabei nicht – man wird ja wohl mal eine Ausnahme machen können …
In einer Zeit, in der ökologisch wertvolle Flächen knapp geworden sind und öffentliche Mittel kaum zur Verfügung stehen, sollte man eigentlich sicher sein können, dass mit Beidem äußerst sparsam umgegangen wird. Nicht so im Kreis Plön in der Gemeinde Selent. Land und Kreis opfern wertvolle, naturschutzwürdige Flächen, widmen diese kurzerhand zu Bauerwartungsland um, legen noch ca. 10 Millionen »Investitionszuschuss« oben drauf und ignorieren qualifizierte Gutachterstimmen, die vor der Verwirklichung des Projektes warnen.
Und 2008. Die schlimmsten Befürchtungen sind noch übertroffen.
Dafür hat Selent das "schönste Baugebiet Schleswig-Holsteins".
http://www.selentia.de/blomenburg.php#.XQPJdriE6Ck
Foto Paukstadt 1998 |
Zitat Chronologie via Nabu Warnende Stimmen:
Vom Land
verschachert
Zum 1.1.1997 veräußert das
Land seine gesamte Liegenschaft
für 4,5 Mio. DM an Dieter
Hartmann. Treibende Kraft
bei den Verkaufsverhandlungen
ist der Chef der Staatskanzlei,
Klaus Gärtner. Um dem Investor
das Areal schmackhaft zu
machen, hat Gärtner das Gelände
kurzerhand zu »Bauerwartungsland
« erklärt, ohne sich
allzu viel Gedanken um dessen
landschaftliche Wertigkeit zu
machen oder die Meinung der
Fachbehörden einzuholen.
Im Sommer 1999 stellt Hartmann
sein Nutzungskonzept
vor, das eine Bebauung fast jeder
Fläche außerhalb des Waldes
vorsieht, ja selbst den Wald nicht
verschont.
Entwicklung des Blomenburg-Venture-Park erweckt Misstrauen
Aus Schwarzbuch Bund der Steuerzahler SH 2004
Selent (Kreis Plön). In dem ländlichen 1.200-Einwohner-Ort Selent, ca. 25 km östlich
von Kiel, liegt die Blomenburg in einem reizvollen ca. 67 ha großen Park- und Waldgelände.
Das Herrenhaus wurde über Jahrzehnte vom Land Schleswig-Holstein als
Kinderheim genutzt. Man war froh, sich zum 1. Januar 1997 für rd. 2,3 Mio. Euro von
Haus und Grundstück trennen zu können, um die Unterhaltungsaufwendungen zu
sparen. Der Investor begeisterte Gemeinde, Kreis Plön und das Land mit seinem
Vorhaben, in der Blomenburg ein Technologie- und Gründerzentrum einrichten zu
wollen. Nennenswerte Gewerbebetriebe, wirtschaftsnahe Infrastruktur oder gar Forschungseinrichtungen
gibt es zwar weit und breit nicht. Als Standortvorteil sahen die
Planer in Selent aber die Möglichkeit, dass sich die Existenzgründer gleich in dem
reizvollen Schlosspark in unmittelbarer Nähe ihres neuen Unternehmensstandortes
ansiedeln könnten. Dafür wurde die Planung von 200 Wohneinheiten genehmigt. Die
Befürworter erwarten sogar, mit dem Projekt mehr als 200 Arbeitsplätze und ca. 700
zusätzliche Einwohner für den Ort Selent gewinnen zu können.
Der private Eigentümer selbst hat lediglich 10 Prozent der Gesellschaftsanteile der
„Blomenburg-Venture-Park Trägergesellschaft“ gezeichnet. 80 Prozent trägt der
Kreis Plön, 10 weitere Prozent die Gemeinde Selent. Für den Umbau des Landschlosses
zum Existenzgründerzentrum sollen 8,2 Mio. Euro investiert werden, die
zu gut 97 Prozent aus öffentlichen Mitteln stammen. Nur 3 Prozent des Risikos trägt
der private Grundeigentümer. Trotz der dringenden Empfehlung des Landesrechnungshofes,
in Schleswig-Holstein auf weitere Technologiezentren zu verzichten,
genehmigten Land, Kreis und Gemeinde die Fördermi ttel.
Während aber mit der Fertigstellung des Venture-Parks nicht vor Ende 2005 zu rechnen
ist, hat die Vermarktung der Grundstücke bereits im August 2003 begonnen. Mit
großen Anzeigenaktionen wird nach Käufern von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften
gesucht. Der Bund der Steuerzahler hatte bereits vor der Förderung
des Venture-Parks gewarnt. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Grundstücksverkäufe
von der Technologieförderung abgekoppelt werden sollen. Denn der private Investor
erzielt bei Vermarktung der Grundstücke ein Vielfaches dessen, was er für den Kauf
von Herrenhaus und Grundstück an das Land bezahlt hat. Er könnte es sich dann
auch leisten, seine Beteiligung von 10 Prozent an der Trägergesellschaft und von 3
Prozent an den Investitionskosten abzuschreiben. Auch ohne ein funktionierendes
Existenzgründerzentrum hätte der Investor ein einträgliches Geschäft gemacht. Möglich
gemacht hat das der Steuerzahler.
Die öffentliche Vorstellung des Projektes durch die Gemeinde stieß auf heftigen bürgerlichen Protest
Willkommen bei der Bürgerinitiative Blomenburg-Gelände 2002
Wir sind 2002 mit unserer Initiative gescheitert. Mein Dank gilt heute allen Mitstreitern, die damals mit grossem Einsatz und vielen Aktionen gekämpft haben gegen die Pläne eines skrupellosen Investors und die aberwitzigen Erwartungen des Landes, des Kreises Plön und des Selenter Gemeinderates in das Projekt Blomenburg. Wir traten an, um unsere Natur zu erhalten. Heute stehen Land, Kreis und Gemeinde Selent vor dem Scherbenhaufen einer Millionen Euro teuren Investitionsruine. Grosse Flächen wertvoller Naturareale sind zugunsten des Investors unter dubiosen Umständen in Bauland umgewidmet und rücksichtlos vernichtet worden http://www.selentia.de/2blomenburg.php, darunter ein gerade erst 10 Jahre alter hoffnungsvoller Mischwald. Auch das einmalige Biotop Röfkamp wäre der Bebauung zum Opfer gefallen, hätten sich die Bebauungspläne des Investors nicht als eine Schimäre erwiesen.
Manfred Paukstadt
So sollte das Blomenburg-Gelände nach den Plänen des Investors einmal aussehen. Der Selenter Gemeinderat stimmte diesem Plan mit Mehrheit zu. Nur der Tatsache, dass sich nur etwa 15 von erwarteten 250 Bauinteressenten bisher angesiedelt haben, ist es zu verdanken, dass dieser Horrorplan bis heute nicht Wirklichkeit geworden ist.
Screenshots: Bürgerinitiative Blomenburg-Gelände 2002