Ob Tierschutz, Lebensmittelverschwendung oder Pestizide: Die Bundesagrarministerin hat in ihrem ersten Amtsjahr fast… https://t.co/RHWvvfjjTf via @tazgezwitscher— paukstadt (@paukstadt) April 19, 2019
BERLIN taz
| Das Symbol für Julia Klöckners erstes Jahr als Bundesministerin für
Ernährung und Landwirtschaft ist ein Pappkarton: Die CDU-Politikerin
pries Ende Februar im Bundestag eine 1,3 Liter kleine Faltschachtel
als Teil ihrer „Strategie gegen Lebensmittelverschwendung“ an. „Dazu
haben wir einiges entwickelt“, erzählte Klöckner stolz im Parlament,
„nicht nur unsere Beste-Reste-App, sondern auch die Beste-Reste-Box.“ In der können Restaurantgäste – man glaubt es kaum – Essensreste nach Hause transportieren!
Renate Künast,
ernährungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, konnte sich die
Bemerkung nicht verkneifen, dass etwa die Bundestagskantine auch ohne
Beste-Reste-Box Gästen Nicht-Verzehrtes mitgebe – wenn sie darum bitten.
Der Karton ist auch nicht erst nach Klöckners Amtsantritt am 14. März 2018, sondern bereits 2015
eingeführt worden. Die vermeintliche Wunderwaffe der Ministerin gegen
Lebensmittelverschwendung ist ein alter Hut. Sie hat sich auch nach vier
Jahren nicht durchgesetzt und bewahrt kaum Essen vor der Mülltonne. Die
braune, grün-orange bedruckte Pappbox ist so wie Klöckners Politik:
leer und altbekannt – aber fotogen.
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Das ist bedauerlich, weil Klöckner
für echte Probleme zuständig ist. Jährlich werden in Deutschland
mindestens 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, für deren
Produktion jede Menge Treibhausgase ausgestoßen werden. Gleichzeitig
hungern weltweit mehr als 800 Millionen Menschen.
Klöckner will diesem Skandal
außer mit der Pappschachtel zum Beispiel durch banale Verbrauchertipps
(bitte vor dem Besuch im Supermarkt einen Einkaufszettel schreiben!)
beikommen. Auch diese Kampagne läuft schon seit Jahren; laut
Bundesrechnungshof lässt sich jedoch nicht nachweisen, dass sie auch nur
eine Tonne Lebensmittelabfall vermieden hat. Ansonsten hofft Klöckner,
dass sich Unternehmen in Arbeitskreisen bereit erklären, die
Verschwendung zu reduzieren – freiwillig. Kann Jahre dauern, Ergebnis
ungewiss.
Klöckner packt hingegen nicht das
an, was die Lebensmittelverschwendung wirklich reduzieren würde. Sie ist
zum Beispiel gegen Gesetze, die Supermärkten verbieten würden, Lebensmi