09/04/2014

Fargau, ein beschauliches Dorf oder die Leute werden immer empfindlicher

Im Bau der sogenannte "Wellness-Stall" von Landwirt Petersen

gegenüber der  Fargauer Kirche. Anlass zahlreicher Kirchenaustritte

Aus dem Archiv der Kieler Nachrichten vom 14.12.2012 http://www.kn-online.de/Lokales/Ploen/Bau-des-Kuhstalls-umstritten
Fargau

Bau des Kuhstalls umstritten

Von Jessica Bunjes | 
Neuer Ärger: Der geplante Bau eines Kuhstalls schräg gegenüber der Fargauer Kirche ist der Auslöser.  Den Bau initiierte Landwirt Detlef Petersen, gerade zurück getretener Gemeindevertreter. 

Empörung machte sich in der Bürgerversammlung Luft. Doch am Freitag genehmigte die Gemeinde das Projekt.
Fargau-Pratjau. Der Kuhstall soll für 436 Tiere ausgerichtet sein. Doch Geruch und Fliegen direkt in Kirchennähe sind Hauptkritikpunkte der aufgebrachten Bürger, die gegen den Bau des Kuhstalls protestierten. Bürgermeister Hans-Joachim Lütt hingegen argumentierte: „Ein Landwirt baut einen Kuhstall, das ist ein ganz normaler Vorgang, die Leute werden immer empfindlicher.“ Petersen, der Land an zwei Betreiber der örtlichen Biogasanlage verkauft hat, an der er dritter Miteigentümer ist, erklärte auf der Sitzung: „Ich kann den Stall nicht woanders bauen, dann müsste ich täglich über das Gelände der Biogasanlage fahren, das ist eine Zersiedelung meines Betriebes und logistisch nicht möglich.“
Gemeindevertreter Udo Voß kritisierte, dass Eckhard Boll Mitbetreiber der Biogasanlage sei und damit ein „wirtschaftliches Interesse“ am Bau des Kuhstalls habe, weil die dort anfallende Gülle in der Biogasanlage verarbeitet werden soll. Sein Bruder Sönke Voß bekräftigte, dass auch Bürgermeister Lütt befangen sei, weil dessen Frau die Schwester von Bolls Ehefrau ist. Es kam zu einem Schlagabtausch: Voß unterstellte Amtsleiter Manfred Krumbeck, die Abstimmung beeinflussen zu wollen. Dierk Schüler erklärte, er fühle sich „teilweise verschaukelt“ wegen der schlechten Informationspolitik. Schließlich unterbrach Lütt die Sitzung.  Lütt und Boll erklärten sich für „befangen“. Der Bau wurde mehrheitlich des Stalls genehmigt.

Brief eines Fargauer Bürgers an den Kirchenvorstand Selent

Aus meiner Sicht wird durch die obige geplante Baumaßnahme eine der letzten Ruhe Oasen in unserem Dorf zerstört.
Der geplante Kuhstall ist ein reiner Industriebetrieb der durch seine Lage und Bewirtschaftung (direkt vor der Kirche), das Gesamtbild des Dorfes und die Friedhofsruhe zerstört.
Von Seiten der Kirche besteht nach meiner Meinung zu dem obigen Thema unbedingte Aufklärungsarbeit gegenüber ihren Gemeindemitgliedern und Besuchern der Fargauer Kirche sowie des FriedhofNach Sichtung der mir von der Bauaufsichtsbehörde zur Verfügung gestellten Bau- und Lageplänen zu obigem Bauvorhaben, bitte ich sie die Kirchenmitglieder über dieses Bauvorhaben zu informieren.
Die hierdurch zu erwartenden Auswirkungen und Beeinträchtigungen auf den Friedhofs- und Kirchenbesuch bitte ich sie neu zu überdenken. Ich glaube, dass sie diese bisher weit unterschätzen, vielleicht ist externer Sachverstand hilfreich.
Ich wünsche mir, dass sie dieser Informationspflicht in dem Gemeindebrief, oder in einer Extra-Mitteilung nachkommen, vielleicht können sie hierdurch weiteren Kirchenaustritten entgegenwirken.
Ich erwarte von Ihnen eine objektive, wertfreie Beurteilung zu dem Bauvorhaben und einen respektvollen Umgang mit den Besuchern des Friedhofes.
Ich persönlich fühle mich in meiner Trauerarbeit auf dem Friedhof von den zu erwartenden animalischen und maschinentechnischen Störungen mehr als unwohl und gestört.
Die zu erwartenden Emissionen, vorerst egal welcher Art und Größe, werden massiv die Friedhofsruhe stören (zerstören).
Von meiner Kirche erwarte ich eine klare Positionierung unter Berücksichtigung der anliegenden Baupläne und des Leitartikel Zitates, der von Frau Petersen verschickt wurde.
Bei ihren vorhandenen Flächenressourcen sollte es der Familie Petersen nicht schwerfallen einen für das Ortsbild akzeptablen Standort zu finden.
Dieser neu zu wählende Standort könnte meines Erachtens wesentlich zur Erhaltung des Dorffriedens und des Dorfbildes beitragen.
Hierzu erwarte ich ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Preuske

Aus dem damaligen Kirchenblatt zum Thema:




Die alten Seilschaften sind bei der Kommunalwahl  2013 abgestraft worden. Sönke Voß von der Freien Wählergemeinschaft Fargau- Pratjau ist neuer Bürgermeister. Der Stall ist nach meinen Informationen für 597 Tiere ausgelegt, knapp unterhalb der von der Bundesregierung 2013 festgelegten Grenze. Von einem Einsatz der Grünen für artgerechte  Tierhaltung und allgemeines Tierwohl ist mir von der damaligen Bürgerversammlung nichts bekannt. Vehement unterstützt wurde das geplante Unternehmen allerdings von einer Fargauer Grünen, was viele Fargauer Bürger und auch mich erstaunte und zu einem Disput mit ihr führte.

http://grueneselent.blogspot.de/2013/11/ihre-unterschrift-fur-die-kuhe.html

http://klatschmohn-giessen.de/2013/05/neues-baurecht-begrenzt-agrarfabriken

Quelle: AbL-Pressemitteilung
 Als „weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Ende der Agrarfabriken und für eine flächengebundene und artgerechte Tierhaltung in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen “ bewertet dieArbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Einigung im Bundestag zum neuen Bundesbaugesetzbuch. Zu diesem Teilerfolg im Baurecht hätten neben vielen Bürgerinitiativen und Umwelt-, Tierschutz- und Agrar-Verbänden vor allem auch kommunale Spitzenverbände und bauern- und bürgernahe Parlamentarier aller Parteien beigetragen. AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann rief die Gemeinden auf, ihre neuen Rechte zu nutzen und keine Bebauungspläne mehr für gewerbliche Stallanlagen zu beschließen, die oberhalb der Grenzen von 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 30.000 Masthühner-, 15.000 Legehennen- , 15.000 Puten- oder 600 Rinderplätze lägen. Dies gelte auch für laufende Antragsverfahren.

Die bundesweit etwa 200 Bürgerinitiativen des Netzwerks „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“, auf deren Druck hin bereits mehr als 50 beantragte Tierfabriken direkt und mehrere hundert durch einen Rückzug potentieller Investoren verhindert worden seien, könnten die neuen Rahmenbedingungen nun umso erfolgreicher nutzen. Im Interesse bäuerlicher Betriebe liegen laut AbL auch die Filtererlasse für agrarindustrielle Großanlagen, die Vorgaben der EU zum Tierschutz und zur Verteilung der Fördergelder, ein Ende der Baurechts-Privilegierung auch für flächenstarke Großmastanlagen, eine echte Futterflächen-Bindung der Tierhaltung und die Beendigung der Systemabhängigkeit der Mast von Antibiotika.

Den Beschluss kommentiert der Vorsitzende des BÖLWFelix Prinz zu Löwenstein:

„Wir begrüßen die Entscheidung des Bundestags, dass mit dem neuen Baugesetzbuch eine Begrenzung gewerblicher Massentieranlagen ermöglicht wird. Mit den neuen Regeln können Kommunen künftig mitbestimmen, welche Art von Tierhaltungs-Betrieben auf ihren Flächen wirtschaften darf. Dass der Bau von Großställen im Außenbereich darüber hinaus an Auflagen geknüpft werden soll, ist ein wichtiger Schritt in Richtung bäuerliche Tierhaltung und ein Erfolg der Arbeit von Umweltverbänden, Bauern- und Bürgerinitiativen. Auch die Regelung, dass Betriebe wie Öko-Höfe, die flächengebunden arbeiten und einen Großteil des Viehfutters auf dem eigenen Acker anbauen, von den Auflagen ausgenommen werden, ist ein Schritt hin zu Bauernhöfen statt Agrarindustrie. Wir fordern Landwirtschaftsministerin Aigner auf sich sowohl auf Bundesebene als auch in Brüssel weiter für tiergerechte und standortangepasste Tierhaltung einzusetzen.“