14/02/2018

Spitzenkandidaten sind der Europa-Test für die mögliche neue GroKo

Spitzenkandidaten sind der Europa-Test für die mögliche neue GroKo

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Jean-Claude Juncker hat heute Vorschläge der EU-Kommission an die
Staats- und Regierungschefs vorgelegt, wie die EU-Institutionen noch
vor den Wahlen zum Europaparlament 2019 demokratischer werden können.
Die Staats- und Regierungschefs treffen sich am 23. Februar, um ihre
Position zu institutionellen Reformen und Demokratie in Europa zu
beraten.

Dazu sagt Sven Giegold, Berichterstatter für Transparenz,
Rechenschaftspflicht und Integrität in den EU-Institutionen im
Europäischen Parlament:

"Die Spitzenkandidaten sind der Europa-Test für die mögliche neue Große
Koalition. Es braucht jetzt ein positives Signal von der
Bundesregierung. Merkel sollte ihr Schweigen brechen und dem
Spitzenkandidatenprozess ihre Unterstützung zusagen. Die
Bundesregierung ist mitverantwortlich für eine Europawahl, die hält was
sie verspricht. Das klare Bekenntnis von Kommissionspräsident Jean-
Claude Juncker heute für Spitzenkandidaten bei der Europawahl sollte
ein Weckruf für die Koalitionäre in Berlin sein. An der Unterstützung
der europäischen Spitzenkandidaten zeigt sich, was die schönen Worte
zur Stärkung des Europaparlaments im Koalitionsvertrag wert sind. Das
Versprechen an die Wählerinnen und Wähler, mit den Spitzenkandidaten
der europäischen Parteienfamilien ihren nächsten Kommissionspräsidenten
zu wählen, darf nicht ausgehöhlt werden. Dafür müssen die Staats- und
Regierungschefs bei ihrem nächsten Treffen ihre Unterstützung für den
Spitzenkandidatenprozess signalisieren.

Die 2015 begonnene Reform des Europäischen Wahlrechts muss bis Mai 2018
abgeschlossen werden. Es ist gut, dass die Kommission die Reform bald
abschließen will, wie schon der Rat der Mitgliedstaaten letzte Woche im
Europaparlament signalisiert hat. Ein gemeinsamer europäischer
Wahlkreis für transnationale Listen würde mehr Fortschritt für Europa
bedeuten als eine Prozenthürde von 3 oder 5 Prozent, wie die Kommission
sie erneut aufgreift.

Der Wettkampf von Kommissionspräsident Juncker und dem französischen
Präsidenten Macron um die Frage, wer mehr Bürgerdialoge veranstaltet,
ist amüsant. Es kommt nicht auf die Zahl der Bürgerdialoge an, sondern
auf die Partizipationsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger an. An
den Dialogforen beteiligen wir uns gerne. Der Demokratie ist aber
besser gedient, wenn der Rat der Mitgliedstaaten künftig die Positionen
der einzelnen Regierungen bei Verhandlungen über neue EU-Gesetze
öffentlich macht. Dies hat die EU-Ombudsfrau gestern zu Recht vom Rat
gefordert. Denn öffentlich diskutieren, kann man nur, was transparent
ist."


HINTERGRUND

Empfehlung der EU-Kommission zur Europawahl 2019:
https://ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/files/recommendation-enhancing-european-nature-efficient-conduct-2019-elections_en.pdf

Mitteilung der EU-Kommission für effizientere EU-Institutionen:
https://ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/files/communication-institutional-options-for-making-the-european-union-work-more-efficient_en.pdf

In der Mitteilung erwähnt die EU-Kommission auch Prozenthürden für die
Europawahl:

"A key proposal was for a threshold of between 3 and 5 percent of votes
cast for single constituency Member States and constituencies of more
than 26 seats with a list system. Such thresholds help reduce political
fragmentation in the resulting Parliament, which makes decision-making
more efficient. Due consideration needs to be given to ensuring
representation of diverse opinions and respect for different Member
States' traditions in deciding on this proposal."


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http://www.sven-giegold.de:8080/r.html?uid=1.2bv.10od.8o6.r9knrlpba9
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Sven Giegold, MdEP
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