27/01/2018

Die neuen Grünen-Vorsitzenden Baerbock und Habeck dürfen sich erst einmal feiern lassen - müssen dann aber an die Arbeit. Und aus wolkigen Visionen Realpolitik machen.

Die neuen Grünen-Vorsitzenden Baerbock und Habeck dürfen sich erst einmal feiern lassen - müssen dann aber an die Arbeit. Und aus wolkigen Visionen Realpolitik machen.
Ein Kommentar von Andrea Müller, ARD-Hauptstadtstudio
Ganz ehrlich: Gut geht es den Grünen nicht. Das Wahlergebnis mau, die Träume vom Mitregieren bei Jamaika geplatzt und nun kleinste Oppositionspartei im Bundestag.
Und trotzdem hat sich die Partei in Hannover in Bestform präsentiert. Die Delegierten haben ein starkes Team an die Spitze gewählt. Robert Habeck - schon jetzt fast ein Medienstar, cool, lässig, regierungserfahren. Annalena Baerbock - lebhaft, kämpferisch und engagiert bis in die Haarspitzen.
Es wird vieles anders bei den Grünen, versprechen sie. Ihre Idee: Ein neuer grüner Weg. Realpolitik machen, ohne die Ziele, die Ideale aus dem Blick zu verlieren. Macht kommt von machen, nicht von wollen, sagt Habeck. Die Grünen sind längst reif dafür, in den Ländern und Kommunen stellen sie es tagtäglich unter Beweis.

Delegierte für Veränderungen bereit

Nun machen sich zwei Realos auf, die Bundespartei zu verändern. Und die Delegierten scheinen mehr als bereit zu sein.
War es Mut, war es Einsicht oder mangelnde Alternativen? Der Parteitag hat den alten Flügelproporz über Bord geworfen und hat sich locker gemacht beim Thema Ämterhäufung. Robert Habeck bekommt seine Übergangsfrist für den Abschied aus dem Umweltministerium in Kiel.
Der Wechsel an der Parteispitze ist ein Aufbruch, und den haben die Grünen gut hinbekommen. Die Jamaika-Sondierung hat sie zusammengeschweißt, diese Einigkeit hat auf dem Parteitag gut gehalten.

Wahlergebnis, Parteiprogramm, Wählerschichten

Angekommen aber sind die Grünen noch lange nicht. Die Fehler im Wahlkampf sind noch nicht analysiert, die vielen Kompromissangebote an Union und FDP nicht aufgearbeitet. Das alte Parteiprogramm passt in vielen Punkten nicht mehr zu den Umbrüchen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Auf das gefeierte Dreamteam kommt viel Arbeit zu. Aus den, bei Habeck, oft sehr wolkigen Visionen muss am Ende dann doch ein konkretes Politik-Angebot werden. Nicht nur fürs grüne Milieu. Die Grünen müssen neue Wählerschichten überzeugen. Wie schwer das ist, weiß Annalena Baerbock selbst am besten. Sie kommt aus Brandenburg - kein grüner Hotspot und noch dazu Braunkohlerevier. Ausgerechnet dort wirbt Baerbock für den Ausstieg aus der Kohle.
Noch darf sich das neue Duo ein bisschen feiern lassen - den Medienhype kann die kleinste Opposition im Bundestag fürs Erste gut brauchen.
In die Rolle des Messias aber sollte sich vor allem Robert Habeck nicht heben lassen. Das kann böse enden. Wir wissen das von der SPD.

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