06/12/2017

Reform der Eurozone: EU-Kommission stützt Macron statt Merkel

Reform der Eurozone: EU-Kommission stützt Macron statt Merkel


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Die Kommission hat heute ihr sogenanntes "Nikolauspaket" zur Reform der
Wirtschafts- und Währungsunion vorgestellt. Der Vorschlag beinhaltet
die Schaffung eines Europäischen Währungsfonds (EWF), integriert in das
EU-Recht. Der EWF soll aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus
(ESM) hervorgehen und zukünftig für Krisenstaaten und Banken in
finanziellen Nöten einspringen. Weiterhin schlägt die Kommission ein
Investitionsschutzprogramm (Investment Protection Scheme) als
makroökonomische Stabilisierungsfunktion für asymmetrische Schocks vor.
Damit will die Kommission in Zukunft öffentliche Investitionen während
Krisen weiter finanzieren, wenn Mitgliedsstaaten durch die
Haushaltsregeln eingeschränkt werden. Zudem wird diskutiert, die
Aufgaben von Kommissionsvizepräsident für den Euro, Chef der Eurogruppe
und Vorsitzendem des neuen Währungsfonds zu bündeln in der neuen
Funktion eines EU Wirtschafts- und Finanzministers. Die finanzielle
Unterstützung struktureller Reformen durch den EU Haushalt soll
verdoppelt und die Haushaltsregeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts
verschärft werden.


Dazu sagt der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der Grünen/EFA-
Fraktion im Europäischen Parlament, Sven Giegold:

"Die Vorschläge sind ein wichtiger Schritt zu einer stabileren und
demokratischeren Eurozone. Die EU-Kommission stützt den Kurs von Macron
statt die Mutlosigkeit von Merkel. Die Bundesregierung sollte den
Vorschlag der EU-Kommission zum Anlass nehmen, ihre Blockade
aufzugeben. Europa braucht Taten statt Warten. Jetzt liegt ein
konstruktiver Vorschlag auf dem Tisch. Nur durch mehr Investitionen und
mehr Demokratie wird die Eurozone fit für die Zukunft.

Aber: Die EU-Kommission macht nur einen halbherzigen Schritt in die
richtige Richtung. Die Pläne für einen Europäischen Währungsfonds
weisen noch Mängel auf: Der Währungsfonds soll zu fest im Griff der
nationalen Regierungen sein. Dem Währungsfonds wird ein großer Stein
ans Bein gebunden, wenn große Länder Entscheidungen weiterhin durch ein
Veto blockieren können. Wirklich demokratisch wäre der Währungsfonds
erst, wenn auch das Europäische Parlament umfangreiche Mitbestimmung
bekäme. Den zukünftigen Währungsfonds zu einer letzten Sicherung für
die gemeinsame Bankenabwicklung zu machen ist richtig, weil es dem
heutigen Abwicklungsmechanismus zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht.
Ohne letzte Absicherung ist der Abwicklungsmechanismus schon mit
mittelgroßen Banken überfordert, wie der Fall der spanischen Banco
Popular gezeigt hat.

Das Investitionsschutzprogramm ist ein positiver Schritt, um Krisen in
einzelnen EU-Ländern abzufedern. Bisher fehlte es an Möglichkeiten,
einer Krise durch Investitionen entgegenzuwirken. Das kann den Anstieg
von Armut und Arbeitslosigkeit in Krisenzeiten abmildern. Der Vorschlag
der Kommission geht allerdings nicht weit genug. Effektiver wäre eine
Vereinfachung und Anpassung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes, um
mehr antizyklische Ausgaben der Mitgliedstaaten zu ermöglichen. Der im
Paket enthaltene Vorschlag zur nationalen Fiskalpolitik atmet den Geist
der gescheiterten Austeritätspolitk: Eine Verschärfung der
Haushaltsregeln bei gleichzeitiger Flexibilisierung von Arbeitsmärkten
würde zu weiterer Prekarisierung unterer Einkommensschichten führen.
Die Kommission will mit der Unterstützung für strukturelle Reformen
zwar zu Recht rigide Strukturen aufbrechen. Wenn die Strukturreformen
im europäischen Semester eine neoliberale Schlagseite haben, so kann
das mehr schaden als nützen. Der Vorschlag zur Ausgestaltung des Posten
eines EU-Finanzministers geht in die richtige Richtung. Die
Rechenschaftspflicht eines EU-Finanzministers würde endlich Licht ins
Dunkel der bisher intransparenten Entscheidungsprozesse der Eurogruppe
bringen.

Nach dem Aufschlag der Kommission ist jetzt eine Reaktion von Merkel
gefragt. Die Bundesregierung sollte endlich auf den Kurs von Macron und
EU-Kommission einschwenken. Deutschlands Handlungsverweigerung
gefährdet die Stabilität Europas. Wir Grünen sind auch ohne
Regierungsbeteiligung bereit, Verantwortung für diese Reformen zu
übernehmen. CDU, SPD und FDP schaden Europa, wenn sie weiter sträuben.
Europa braucht mehr Demokratie und Stabilität durch eine Vertiefung der
Wirtschafts- und Währungsunion."



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