03/07/2015

Griechisches Referendum: Taktlose Einmischung von Martin Schulz

Griechisches Referendum: Taktlose Einmischung von Martin Schulz

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Seit die griechische Regierung ein Referendum für kommenden Sonntag
angekündigt hat, gibt es immer mehr Stimmen aus Deutschland, die eine
andere Regierung wollen. Nach der offenen Forderung von
Europaparlamentspräsident Martin Schulz nach einer Ablösung von Tsipras
kommentiert Sven Giegold, Sprecher der deutschen Grünen im
Europaparlament:

Martin Schulzs Forderung eines Regimewechsel ist eine taktlose
Einmischung in das Referendum in Griechenland. Es ist skandalös, wenn
der Präsident des Europäischen Parlaments die Absetzung einer
demokratisch gewählten Regierung fordert. Schulz sollte sich raushalten
und die Griechen frei entscheiden lassen. Eine Einmischung von außen
spielt nur dem "Nein"-Lager in die Karten. Außerdem: Schulzs
Schwadronieren über Verhandlungen zwischen einer technokratischen
Übergangsregierung und den Gläubigern ist demokratisch höchst
fragwürdig. Als überparteilicher Parlamentspräsident hat Schulz den
Bogen deutlich überspannt. Er sollte lieber dazu beitragen, für
gegenseitiges Verständis über Grenzen hinweg zu werben, statt nationale
Einseitigkeiten zu bedienen,

Die Demokratie hat im gesamtem Prozess der Euro-Krisenpolitik schon
genug gelitten. Aus Respekt vor der griechischen Bevölkerung, sollten
wir daruf verzichten, den Griechen zu sagen, wie sie abstimmen sollen.
Denn die Entscheidung zwischen Austerität und Mitgliedschaft im Euro
ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Klar ist aber auch:
Direkte Demokratie funktioniert nur, wenn die Bürger eine informierte
Entscheidung treffen können. In der Kürze der Zeit und bei der
Unklarheit der Folgen der Abstimmungsentscheidung wird dieses Prinzip
arg strapaziert. Aber die Entscheidung, ob Griechenland im Euro bleibt
oder nicht, ist die Entscheidung der Menschen in Griechenland.

Viele sehen das Referendum in Griechenland als Abstimmung über eine
Kaputtsparpolitik, die in Brüssel von Regierungschefs und Ministern
hinter verschlossenen Türen entschieden wurde. Wenn diese Politik mit
Strafen nun nicht mehr durchgesetzt werden kann, darf die Antwort nicht
sein, regelmäßig die schwächsten Mitglieder aus der Runde zu werfen.
Dazu gibt es auch genausowenig eine Rechtsgrundlage, wie für das
Brechen anderer Regeln Europas. Wir müssen das schaffen, was dem Euro
fehlt: Eine gemeinsame und vor allem demokratische Wirtschafts- und
Finanzpolitik der Eurozone. Wo es die gemeinsame demokratische Politik
in Europa gibt wie beim Umweltschutz, der Gleichberechtigung und dem
Verbraucherschutz, da funktioniert es auch. Wenn wir diese Demokratie
auch für die Wirtschafts- und Finanzpolitik erreichen, können wir auch
dort weiterkommen.

Über dieses Wochenende stehe ich für Stellungnahmen und Rückfragen
gerne in Brüssel zur Verfügung.

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Sven Giegold MdEP
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