Arkadij Naiditsch
will nicht mehr für Deutschland ans Brett gehen. Dass der 29 Jahre alte
Schachprofi am Pfingstwochenende in Baku einen gutdotierten Vertrag mit
dem aserbaidschanischen Verband unterschreibt, gilt als Formsache. Damit
verliert der Deutsche Schachbund sein sportliches Aushängeschild.
Zuletzt gelangen Naiditsch zwei Siege gegen Weltmeister Magnus Carlsen.
Mit dem Norweger hat er im Februar in Baden-Baden beim seit langem
bestbesetzten Turnier in Deutschland den ersten Platz geteilt. Mit einer
Weltklasseleistung führte er das deutsche Team 2011 zum überraschenden
EM-Sieg. Er ist hierzulande der Erste und Einzige, der mit über 2700
Elopunkten in der Weltrangliste geführt wird, und seit gut zehn Jahren
die nationale Nummer eins.
Unumstritten ist der Großmeister
allerdings nur sportlich. Vom Schachbund fühlte sich Naiditsch schlecht
behandelt und tat dies auch immer wieder öffentlich kund. Schon als er
als U-10-Europameister mit seiner Familie aus Riga nach Dortmund
übersiedelte, konnte sich der Verband nicht durchringen, sein größtes
Talent bestmöglich zu fördern. Für Trainer und ein Stipendium wurde
lokal gesorgt. Bei den Dortmunder Schachtagen konnte Naiditsch außerdem
von jung auf Erfahrung gegen die Weltklasse sammeln. 2005 errang er dort
als nominell Schwächster im Zehnerfeld seinen ersten großen
Turniersieg.