11/10/2014

Skandinawisch gegen Stockfish - Unterminated


Skandinavisch mit 3...Dd6
Es ist noch gar nicht so lange her, da gehörte die Skandinavische Verteidigung keineswegs in den Kreis der vollends anerkannten Eröffnungen. Den Meistern des 20 Jahrhunderts war der frühe Ausflug der Dame ins Zentrum nicht richtig geheuer. Immerhin stammt die erste Erwähnung, die man in der Mega finden kann, aus dem 15. Jahrhundert. Allerdings gewinnt Weiß recht schnell. Aus dem Jahr 1858 ist eine Partie von Adolf Andersen überliefert, der im Wettkampf gegen Paul Morphy zur Skandinavischen Verteidigung griff und nach 3.Sc3 die Dame nach a5 zurück zog. In der frühern Turnierzeit wird die Skandinavische Verteidigung durchaus auch von starken Spielern immer mal wieder ausprobiert. In der Anwenderliste findet man Namen wie Tarrasch, Pillsbury, Blackburne, Schlechter, Marshall und besonders Mieses - nicht die schlechteste Referenzliste für eine Eröffnung. Später geriet die Skandinavische Verteidigung aber irgendwie in Verruf und verlor an Popularität. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kommt sie zwar sporadisch vor, aber die Aufnahme in den Kreis der angesehenen Eröffnungen wird ihr verweigert. Mitte der 1970er Jahre fangen aber einige Australier an, so zu spielen: Cecil Purdy, Peter Parr und Ian Rogers, zum Bespiel. Der junge Yasser Seirawan probierte Skandinavisch aus und auf dem GM-Turnier von Montreal 1979 spielt Bent Larsen gleich zweimal 1...d5 gegen stärkste Gegner - Spassky und Karpov, und den amtierenden Weltmeister schlägt der originelle dänische Weltmeister damit sogar- oder trotzdem.
Im Jahr 2005 wendet sich schließlich der niederländische Großmeister Sergey Tiviakov dieser Variante der Skandinavischen Verteidigung zu. In der regelmäßig aktualisierten Mega 2011 sind 101 Partien von ihm enthalten. davon hat er - wir reden über Schwarz - unglaubliche 48 gewonnen. 14 Partien gingen verloren. Dabei spielt Tiviakov 3...Dd6 nicht etwa als Überraschungswaffe, sondern als Hauptverteidigung, und zwar gegen jeden, auch stärkste Gegner, die sich vorher darauf einstellen und sich vorbereiten konnten. Tiviakov kam von der Drachenvariante, aber da der Wahlniederländer auch viel auf Open spielt, stellte sich diese Verteidigung als wenig nützlich heraus "Jeder Amateur weiß, wie man gegen den Drachen spielt", erläuterte Tiviakov gelegentlich. "Ich habe etwas gesucht, mit dem man als Großmeister gegen Amateure gut auf Gewinn spielen kann, das aber gleichzeitig sehr solide ist.