16/08/2014

Bye, bye Judit

Die Ungarin hat vor der Schlussrunde der Schacholympiade in Tromsö ihr Karriereende verkündet – ein Match Polgar gegen Hou Yifan wird es danach nicht mehr geben
 
Mein Kollege Thomas Richter ist immer für Überraschungen gut. Und so hat er in seinem Live-Bericht von der finalen Runde bei der Schacholympiade in Tromsö auch gleich eine Top-News zu Beginn verkündet. Er hatte nämlich für das Fehlen von Judit Polgar im Männer-Team der Ungarn gegen dpolgar ie Ukraine  die plausible Erklärung! Die Magyarin, die ein Vierteljahrhundert die Weltrangliste bei den Frauen anführte und in ihrer besten Zeit sogar unter den TOP 10 der Männer war [ Platz 8!], hatte am 13. August der Londoner Zeitung The Times  „plötzlich jedoch nicht ganz unerwartet ihr Karriereende verkündet hat – damit wird ihre Niederlage gegen Jungstar Sam Shankland aus Runde 8 ihre letzte Turnierpartie1. Ich würde es Polgar gönnen, wenn sie bei der Siegerehrung noch einmal fotografiert wird – dafür müsste Ungarn eine Medaille gewinnen“, so Thomas in seiner Reportage [ http://www.chess-international.de/Archive/27419#more-27419 ] Und so kam es dann ja auch, denn Ungarn, das 1978 sensationell in Argentinien olympischen Gold gewonnen hatte, holte dank des 2:2 und der besten Wertung von einem Quartett mit 17:5-Mannschaftspunkten vor Indien, Russland und Aserbaidschan die Silbermedaille. Da dürfte bei der 38-Jährigen doch Freude aufgekommen sein, die 1988 und 1990 mit dem Frauen-Team ihres Landes – dazu gehörten ihre beiden Schwestern und Zsuzsa und – jeweils Gold geholt hatte. Danach mied Judit [23. Juli 1976] konsequent alle  Frauen-Veranstaltungen und trat nur noch bei Männer-Wettbewerben und in Open an. In Erinnerung ist das Finalturnier der FIDE-WM im Jahr 2005, bei dem sie nach einer Babypause als erste Frau der Schachgeschichte um den Weltmeistertitel spielte. Judit, die mit dem Tierarzt Gusztáv Font verheiratet ist und inzwischen  zwei Kinder hat, belegte damals  zwar nur den achten und  letzten Platz, aber zwei Jahre zuvor war sie mit einer Elo von mehr als 2700 bereits in die Reihe der Supergroßmeister aufgestiegen. Bei den Europameisterschaften im April 2011 im französischen Aix-les-Bains errang Judit Polgar, die im Alter von  15 Jahren und 4 Monaten ihre letzte Großmeisternorm erkämpfte und damit  den Rekord von Bobby Fischer um einen Monat verbesserte, einen tollen dritten  Platz. Auch mit dieser Leistung war sie die erste Frau, die eine Medaille bei einer offiziellen offenen Meisterschaft gewann.