Die Ungarin hat vor der
Schlussrunde der Schacholympiade in Tromsö ihr Karriereende verkündet –
ein Match Polgar gegen Hou Yifan wird es danach nicht mehr geben
Mein Kollege Thomas Richter ist immer für Überraschungen gut. Und so
hat er in seinem Live-Bericht von der finalen Runde bei der
Schacholympiade in Tromsö auch gleich eine Top-News zu Beginn verkündet.
Er hatte nämlich für das Fehlen von Judit Polgar im Männer-Team der
Ungarn gegen d
ie Ukraine die plausible Erklärung! Die Magyarin, die ein
Vierteljahrhundert die Weltrangliste bei den Frauen anführte und in
ihrer besten Zeit sogar unter den TOP 10 der Männer war [ Platz 8!],
hatte am 13. August der Londoner Zeitung The Times „plötzlich
jedoch nicht ganz unerwartet ihr Karriereende verkündet hat – damit wird
ihre Niederlage gegen Jungstar Sam Shankland aus Runde 8 ihre letzte
Turnierpartie1.
Ich würde es Polgar gönnen, wenn sie bei der Siegerehrung noch einmal
fotografiert wird – dafür müsste Ungarn eine Medaille gewinnen“, so
Thomas in seiner Reportage [ http://www.chess-international.de/Archive/27419#more-27419
] Und so kam es dann ja auch, denn Ungarn, das 1978 sensationell in
Argentinien olympischen Gold gewonnen hatte, holte dank des 2:2 und der
besten Wertung von einem Quartett mit 17:5-Mannschaftspunkten vor
Indien, Russland und Aserbaidschan die Silbermedaille. Da dürfte bei der
38-Jährigen doch Freude aufgekommen sein, die 1988 und 1990 mit dem
Frauen-Team ihres Landes – dazu gehörten ihre beiden Schwestern und Zsuzsa
und – jeweils Gold geholt hatte. Danach mied Judit [23. Juli 1976]
konsequent alle Frauen-Veranstaltungen und trat nur noch bei
Männer-Wettbewerben und in Open an. In Erinnerung ist das Finalturnier
der FIDE-WM im Jahr 2005, bei dem sie nach einer Babypause als erste
Frau der Schachgeschichte um den Weltmeistertitel spielte. Judit, die
mit dem Tierarzt Gusztáv Font verheiratet ist und inzwischen zwei
Kinder hat, belegte damals zwar nur den achten und letzten Platz, aber
zwei Jahre zuvor war sie mit einer Elo von mehr als 2700 bereits in die
Reihe der Supergroßmeister aufgestiegen. Bei den Europameisterschaften
im April 2011 im französischen Aix-les-Bains errang Judit Polgar, die im Alter von 15 Jahren und 4 Monaten ihre letzte Großmeisternorm erkämpfte und damit den Rekord von Bobby Fischer
um einen Monat verbesserte, einen tollen dritten Platz. Auch mit
dieser Leistung war sie die erste Frau, die eine Medaille bei einer
offiziellen offenen Meisterschaft gewann.