28/04/2014

Bauernhöfe statt Agrarfabriken



---------- Weitergeleitete Nachricht ----------
Von: Eckehard.Niemann <eckehard.niemann@gmx.de>
Datum: 26. April 2014 23:11
Betreff: Herumeiern und Ursachenklitterei des Bauernverband-"Bauernblatts" Schleswig-Holstein zum Raiffeisenverbands-Agrarfabriken-Kurs
An: "eckehard.niemann" <eckehard.niemann@freenet.de>

Mit freundlichen Grüßen z.K.
Eckehard Niemann, AbL Niedersachsen/Bremen
29553 Varendorf

Das bauernverbandsgeprägte "Bauernblatt" Schleswig-Holstein eiert mit vagen Ausführungen herum bei der Frage der auch bauernverbandsverursachten Agrarindustrialisierung und verschiebt die Verantwortung dafür auf den (nur angeblichen) Widerstand gegen neue bäuerliche Milchviehanlagen und die dabei anfallenden Genehmigungskosten...
Hervorhebungen durch mich:

Kommentar Bauernblatt Schleswig-Holstein
25.04.2014 -  

Ade Familienbetrieb?

Liebe Leser, mit einer Botschaft, die aufhorchen lässt und nachdenklich stimmt, wartete Manfred Nüssel in der Woche vor Ostern auf. Der  Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes   sagte  bei  der Eröffnung der  Milchviehanlage in der Agrargenossenschaft Heideland in  Kemberg (Sachsen-Anhalt): „Die deutschen Milcherzeuger sind gut für die quotenfreie Zeit gerüstet.“ Da hat er recht.  Vor dem geneigten Publikum erklärte der gebürtige Oberfranke aber zugleich: „Die Zukunftsinvestition in ein leistungsstarkes Melkzentrum für  1.200 Kühe  stellt einen Meilenstein für den unternehmerischen Erfolg dar und ist die richtige Antwort auf den Wegfall der Milchquotenregelung im Jahr 2015.“ Wollte Nüssel  nur nett gegenüber den Gastgebern sein, oder meinte er es ernst mit dem Meilenstein 1.200 Kühe? Wir wissen es nicht.

Was wir aber wissen, ist: Der typische bäuerliche Familienbetrieb, der noch immer die deutsche Landwirtschaft prägt, zeigt seit Generationen, dass er durchaus Meilensteine des unternehmerischen Erfolges zu setzen in der Lage ist. Bislang in aller Regel mit deutlich weniger als 1.200 Kühen. Das Management des Hofes, das Können und die Leidenschaft des Betriebsleiters zählen. Die Herdengröße steht   dabei nicht unbedingt an erster Stelle. Größe gibt keine Antwort auf den künftig quotenfreien Milchmarkt, wenn die  Rentabilität nicht stimmt. Hinzu kommt: Der bäuerliche Familienbetrieb spiegelt – noch –  das Strukturbild wider, das Gesellschaft und Politik aus gutem Grund auch in der Zukunft erhalten wollen. Einig sind sich Politik, Agrarwissenschaft, Beratung und Verbände: Die mittelständischen Betriebe bilden das Rückgrat der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes.  Wird das auch so bleiben?

Gerade diese Höfe stehen vor großen Herausforderungen. Haben sich die vorigen Generationen mit moderaten Entwicklungsschritten dem Wettbewerb angepasst, sind sie heute quasi gezwungen, zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Nicht von ungefähr rechnet Dr. Willy Boß, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften, damit, dass sich der Strukturwandel in der Tierhaltung weiter beschleunigt (Seite 10). Das will die Politik zwar nicht, doch trägt sie maßgeblich die Verantwortung dafür. Denn der Wettbewerb ist nur ein Teilgrund dieser Entwicklung. Boß argumentiert, die wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung und ein steigender Aufwand für Genehmigungsverfahren – vom ungebrochenen Widerstand gegen Stallbauten abgesehen – „begünstigen tendenziell große Einheiten“. Sprich, Investitionen in Großanlagen rechtfertigten am ehesten die „Zusatzkosten“, die bei der Realisierung des Vorhabens anfallen.

Das heißt nichts anderes, als dass die Politik kraft ihrer Administration indirekt größere Stallanlagen protegiert, die offenkundig ihrer gegenwärtigen agrarstrukturellen Vorstellung widersprechen. Das erinnert an die Bürger zu Schilda, von denen der Volksmund noch heute spricht. Schildbürgertum und Politik scheinen mitunter seelenverwandt zu sein. Dieser Umstand zwingt zum Handeln. Bezogen auf den Strukturwandel müssen Politik, aber vor allem auch Agrarökonomen und Berufsstand das Leitbild für die deutsche Landwirtschaft schärfen und gegenüber der Gesellschaft klarer kommunizieren. Welche Betriebsform und -größe  sollen es künftig  sein, welche Standards sollen dann gelten ...? 1.200 Kühe als Meilenstein zu bezeichnen ist produktionstechnisch sicherlich angemessen, agrarstrukturell und gesellschaftlich  sorgt das  für Irritationen.  Ade bäuerlicher Familienbetrieb? Ralph Judisch

Mitglied im Landesnetzwerk SH
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