Sehr geehrter Herr Paukstadt,
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zahlreiche
Abgeordnete haben ihre Transparenzpflichten bei den Nebentätigkeiten verletzt.
Das haben wir in gemeinsamen Recherchen mit ZEIT ONLINE vergangene Woche
herausgefunden.
Unter
den Regelbrecher:innen finden sich auch prominente Abgeordnete, von denen einige
Nebenjobs in einflussreichen Lobbyorganisationen
nachgehen:
- Ex
Verkehrsminister Peter Ramsauer
(CSU) etwa sitzt im Vorstand der „Initiative Deutsche
Infrastruktur". Der Zusammenschluss aus Versicherungen und Pensionskassen mit
einem Anlagevermögen von über 200 Milliarden Euro verspricht seinen Mitgliedern
„Zugang zu Netzwerken in Politik und
Wirtschaft".
- Der
Grünen-Politiker Cem Özdemir ist Vorstandsmitglied in der
„Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen". Die Lobbyorganisation
bringt Wirtschaftsverbände und Unternehmen mit hochrangigen Politiker:innen
zusammen – Mitglieder sind u.a. Konzerne wie BASF, Bayer sowie Verbände der
Banken- und Tabaklobby.
- Der
abrüstungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im
Bundestag Karl-Heinz Brunner und
der CDU-Abgeordnete Ingo Gädechens sind beide Präsidiumsmitglieder des
Rüstungslobbyvereins
"Deutsche Gesellschaft für
Wehrtechnik".
Nachdem
unsere Recherchen vergangene Woche öffentlich geworden sind, haben zahlreiche
Politiker:innen der zuständigen Bundestagsverwaltung ihre Nebentätigkeiten
nachgemeldet.
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Wohl
keine Sanktionen zu befürchten |
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Sanktionen
für die Verletzung der Transparenzpflichten haben die Abgeordneten wohl aber
nicht zu befürchten – immer wieder sind Regelbrecher:innen in der Vergangenheit
straffrei ausgegangen. In einem Fall ließ ein CSU-Politiker die Öffentlichkeit
sogar jahrelang über seine Zuverdienste im Dunkeln – mit dem Wissen der
Bundestagsverwaltung.
Dabei
haben unsere Recherchen erst vor einiger Zeit belegt, dass die Zahl grober
Verstöße gegen die Offenlegungspflichten in den letzten Jahren sogar stark
angestiegen ist. Ein Grund dürfte dabei auch die nachlässige Kontrolle
der Bundestagsverwaltung
sein.
Weil
wir mehr Licht in die Kontrolle durch Schäubles Verwaltung bringen wollen, haben
wir schon vor drei Jahren Klage eingereicht. Im Februar dieses Jahres hat das
zuständige Berliner Verwaltungsgericht schließlich zu Gunsten von
abgeordnetenwatch.de entschieden – die Bundestagsverwaltung muss uns mitteilen,
in wie vielen Fällen sie Verstößen gegen die Transparenzpflichten
nachgeht.
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Doch
auch nach unseren jüngsten Offenlegungen und dem Erfolg vor Gericht bleibt ein
wesentliches Problem bestehen: Schäuble und seine Stellvertreter:innen im
Bundestagspräsidium sitzen allesamt selbst als Abgeordnete im Bundestag. Somit
haben sie die Aufgabe, die eigenen (Partei-)Kolleg:innen zu kontrollieren.
Diesen
Interessenkonflikt hat gerade erst wieder die Staatengruppe gegen Korruption des
Europarats (GRECO) scharf kritisiert.
Was
also tun?
Nach
den zahlreichen Lobbyskandalen der jüngsten Zeit, soll nun das
Abgeordnetengesetz reformiert werden. In der Folge soll es auch
schärfere Transparenzpflichten bei den Nebeneinkünften geben. Als es dazu
kürzlich eine Anhörung im Bundestag gab, wurden wir als Expert:innen gehört und
haben nochmal die Notwendigkeit einer unabhängigen Kontrollinstanz
angemahnt.
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Mit
herzlichen Grüßen von |
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