Nostalgie. Ein Wort, das der Duden
wie folgt definiert: "vom Unbehagen an der Gegenwart ausgelöste, von
unbestimmter Sehnsucht erfüllte Gestimmtheit, die sich in der
Rückwendung zu einer vergangenen, in der Vorstellung verklärten Zeit
äußert, deren Mode, Kunst, Musik o. Ä. man wieder belebt". Es klingt ja
schon nach seiner Bedeutung.
Wie es so dunkel anfängt, mit dem O, und dann über das sanfte A bis zum
fröhlich-ausklingenden I immer heller wird. Je weiter man fortschreitet
in die Vergangenheit, desto
besser wird es. Ein Sog, ein Gefühl, das wie eine Droge wirkt.
An keinem Tag ist der Nostalgierausch so ausufernd wie an diesem lächerlichsten aller Feiertage, dem 31. Dezember. Ein Tag, der praktisch dazu gedacht ist, zurückzuschauen. Dieses Jahr ganz besonders. Weil die rauschende Party ohnehin ausfällt, mit der man sich sonst nach vorne ballert. Weil nicht zwanzig Leute in der Küche stehen und Raketen aus dem Fenster schießen, weil nicht jemand viel zu laut von zehn runterzählt, weil er das mal bei O.C. California gesehen hat. Anders gesagt: Silvester 2020 wird ein Fest für Nostalgiker. Ein Fest, bei dem man nicht nur auf das vergangene Jahr blickt, auf das vergangene Leben gar, sondern dazu auch noch auf vergangene Silvesterfeiern, die man auch hervorragend typologisieren kann.
https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2020-12/silvester-nostalgie-jahreswechsel-corona-pandemie