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Bildquelle: Heil |
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Thüringens Ex-Bauernpräsident verkauft seine
Agrargesellschaft an einen Aldi-Erben. Das sorgt für hitzige Diskussionen.
Zurecht, sagt top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann.
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T hüringens
früherer Bauernpräsident Klaus Kliem hat seine Agrargesellschaft einer
privaten Stiftung des Aldi-Erben Theo Albrecht Junior verkauft. Wie der
Unternehmenssprecher von Aldi-Nord, Florian Scholbeck, MDR THÜRINGEN
bestätigte, übernimmt die Boscor Land- und Forstwirtschafts GmbH die
ADIB in Bad Langensalza.
Boscor gehört zur Lucas Stiftung des Aldi
Erben Theo Albrecht Junior. Mit einer bewirtschafteten Fläche von rund
6.000 ha ist dies die größte Übernahme eines Agrarbetriebes in
Thüringen. Nach MDR-Informationen hat das Geschäft ein Volumen von rund
40 Mio. Euro - darin enthalten ist auch die Übernahme von Altschulden in
Millionenhöhe.
Die ADIB bewirtschaftet rund um Bad Langensalza
rund 4.000 ha Fläche, davon 1.500 ha im Eigenbesitz, berichtet der
Sender. Ebenfalls zur ADIB gehörte die Dröbitschauer Agrargesellschaft
in Ostthüringen mit 1.800 ha. Alle rund 60 Gesellschafter der ADIB haben
dem Verkauf zugestimmt. Klaus Kliem, der 22 Jahre den Thüringer
Bauernverband führte und dessen Ehrenpräsident ist, hatte an der ADIB
einen Gesellschafteranteil von 52 %. Auf MDR-Anfrage teilte Kliem mit,
man habe sich für den Verkauf an einen finanzstarken Käufer entschieden,
um den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu
sichern.
Der Aldi Nord-Sprecher sagte MDR THÜRINGEN es gehe der
Lucas Stiftung von Aldi um eine Investition für die nächsten
Generationen.
ABL fordert Politik zum Handeln auf
Die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (Abl) beschäftigt sich
schon länger mit Landgrabbing. Als im letzten Jahr die Lucas Stiftung
von Aldi die Geithainer Landwirtschaftsgesellschaft kaufte, ebenfalls
von der Adib, schrillten bei der Abl die Alarmglocken. Seit Jahren
müssen die Klein- und Biobauern zusehen, wie die Landwirtschaft zur
Spekulationsmasse wird. Sie fordern in einem Positionspapier eine echte
Regulierung des Bodenmarktes. Das heißt zum Beispiel: Ein
Genehmigungsverfahren, eine Ausschreibungspflicht und ein Vorkaufsrecht
für bäuerliche Betriebe.
Kritik von Agrarminister Hoff (Linke)
Thüringens Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke)
kritisierte am Donnerstag den Verkauf der Agrargesellschaft Adib. Solche
Verkäufe seien verantwortlich für den unverhältnismäßigen Anstieg der
Bodenpreise, erklärte er. Zudem kritisierte Hoff den Ehrenpräsidenten
des Thüringer Bauernverbandes Kliem persönlich, weil der seine privaten
Gewinninteressen über die Bedürfnisse des Thüringer Bauernstandes
gestellt habe.
Auch der Thüringer Bauernverband (Tbv) kritisierte Kliems Entscheidung.
"Als Thüringer Bauernverband hätten wir uns gewünscht, dass das
Unternehmen in den Händen von Thüringer Landwirt*innen verbleibt.", so
Dr. Klaus Wagner, Präsident des Tbv. Die CDU bezeichnete den Verkauf an
die Aldi Stiftung als "ärgerlich" und "unnötig". Die Verlierer seien
dabei die Landwirte. Sie laufen Gefahr, einen fairen und bezahlbaren
Zugang zu der Ressource zu verlieren, die ihnen das Einkommen sichert,
heißt es in einer Stellungnahme. Ob ein Agrarstrukturgesetz, wie nun von
fast allen gefordert aber das hält was es verspricht, ist nicht sicher.
Es könnte verfassungswidrig sein, sich in private Geschäfte
einzumischen, vermutet der Bauernverband.
Hohe Bodenpreise haben Stabilisierung der Adib verhindert
Ländergesetze, selbst wenn sie in ganz Ostdeutschland gelten, könnten
den Druck auf andere Regionen in Deutschland erhöhen, vermutet man in
den Ländern. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hält sich
aber zurück. Das Problem aber sind auch die Größenordnungen der
ostdeutschen Landwirtschaft. Die Einheiten sind einfach zu groß und zu
unbezahlbar für Neulandwirte. Auch die Adib hatte versucht, sich durch
Zukäufe zu stabilisieren. Letztlich aber sind die Bodenpreise davon
geeilt und durch die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt werden eben
Investoren angelockt. Der Aldi-Sprecher sagte nebenbei im Gespräch mit
dem MDR: "Immer noch besser, als wenn die Amerikaner oder Chinesen sich
in der deutschen Landwirtschaft einkaufen."
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