17/12/2019

LobbyControl


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LobbyControl e.V. - Newsletter vom 17. Dezember 2019

Lieber Manfred Paukstadt,
es war eine Punktlandung: kurz vor Ende des europäischen Wahljahres hat es Ursula von der Leyen doch noch geschafft, mit ihrer Kommission ins Amt zu kommen. Am Tag der ersten Kommissions-Sitzung machten wir mit zahlreichen Unterstützer*innen das "Gerangel" sichtbar, das hinter den meisten Brüsseler Entscheidungen steckt - direkt vor dem Kommissionsgebäude. Das ungleiche Tauziehen zwischen Lobbymaschinerie und Zivilgesellschaft sollte die Kulisse bilden für die Übergabe unseres Aufrufs "Europa nicht den Konzernen überlassen".
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Doch trotz mehrfacher Nachfragen war niemand aus der Kommission bereit, die über 31.000 Unterschriften unter unseren Appell entgegenzunehmen. Nicht mal der Portier durfte unser Anliegen weiterleiten. Und das, nachdem Von der Leyen angekündigt hatte, ihre Kommission werde in Sachen Bürgernähe und Demokratie besonders ehrgeizig sein. Um die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu schließen, hat die Kommission noch viel zu tun.
Ein Anfang ist jedoch gemacht: Wir haben das gesamte Wahljahr über gezeigt, wo es bei der EU hakt, welche positiven Ansätze es bereits gibt, und was wir von den neu gewählten Politikerinnen und Politikern erwarten (mehr dazu hier, mit Bildern unserer Aktion). Und nun können wir festhalten: Unsere Kritik wurde offenbar gehört. Jedenfalls finden sich in Ursula von der Leyens Arbeitsprogramm vielversprechende Aussagen zu unseren drei Hauptforderungen:
  1. Wir verlangen Fortschritte in puncto Lobbyregulierung. Die neue Kommissionspräsidentin will nun endlich das verpflichtende Lobbyregister für die drei Institutionen Kommission, Parlament und Europäischer Rat umsetzen.
  2. Wir wollen angemessenen Zugang zur Politik für alle - auch für all jene, die sich keine teure Lobbyvertretung in Brüssel leisten können. Bisher fanden 70% aller Lobbytreffen der Kommission mit Vertreter*innen von Unternehmen statt. In ihren Arbeitsanweisungen fordert Von der Leyen die Kommissar*innen nun dazu auf, bei ihren Lobbytreffen auch auf Ausgewogenheit zu achten.
  3. Wir fordern Schutz und Stärkung der Zivilgesellschaft in Europa. Diese Notwendigkeit sieht auch die neue EU-Kommission und will Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen eines Demokratiekongresses eine starke Stimme bei der Festlegung von politischen Prioritäten geben.
Wir wissen: Noch handelt es sich bei all dem nur um Versprechen. Wir werden die EU-Institutionen darauf festnageln müssen, ihre Zusagen auch umzusetzen. Dafür werden wir uns auch in den kommenden Jahren engagieren. Es braucht einen echten Kulturwandel in Brüssel, damit sich die massive Präsenz der Unternehmen vor Ort nicht ständig in Politik im Sinne kurzfristiger Konzerninteressen übersetzt. Das gilt übrigens auch für die Mitgliedstaaten: Diese setzen im undurchsichtigen Rat der EU häufig die Interessen nationaler Industrien durch, auf Kosten der Allgemeinheit.
Das ist ein Problem auch mit Blick auf das brennendste Thema unserer Zeit, die Klimakrise. Von der Leyen hat auch mit ihrem "Green Deal" ehrgeizige Ziele gesteckt - und weiß die Zivilgesellschaft hinter sich: Laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage wollen 92% der Europäer*innen die EU-Wirtschaft bis 2050 klimaneutral machen, indem die Treibhausgas-Emissionen auf ein Minimum gesenkt und die verbleibenden Emissionen kompensiert werden. Doch zahlreiche Unternehmen und Wirtschaftsverbände wollen nicht mitziehen. Sie bringen sich für die nächste Lobbyschlacht in Stellung, um den notwendigen Wandel hinauszuzögern und die Kosten auf Verbraucher*innen und Allgemeinheit abzuwälzen.
Das "Tauziehen" mit den Konzernen wird also weitergehen. Für Ihre bisherige Unterstützung möchten wir uns herzlich bedanken und wir hoffen, dass Sie uns auch in 2020 den Rücken stärken. Denn für uns ist das nicht nur ein frommer Weihnachtswunsch: Eine Politik, die das Allgemeinwohl in den Mittelpunkt stellt und den Profitinteressen von Konzernen Grenzen setzt – sei es beim Klima, bei der Bekämpfung von Steuerschlupflöchern oder beim Schutz vor giftigen Chemikalien.
Im neuen Jahr werden wir weiter daran arbeiten. Doch zuvor wünschen wir Ihnen schöne, friedliche Festtage und einen guten Rutsch!
Herzliche Grüße
Nina Katzemich, LobbyControl
Außerdem im Newsletter:
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Frohes Fest und guten Rutsch!

LobbyControl verabschiedet sich in die Weihnachtspause. Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben fröhliche, friedliche Festtage und einen guten Start ins neue Jahr!
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