Präsident Macron will das Abkommen nicht ratifizieren https://t.co/Tmj2NMZ5rg via @zeitonline— paukstadt (@paukstadt) July 15, 2019
"Das Ganze klingt zunächst nach dem
typischen Protektionismus der Franzosen, die sich immer vor ihre Bauern
stellen. Dieses Motiv indes verbindet Macron mit dem Schutz des
brasilianischen Regenwaldes – und genau das macht seine Haltung dann
doch interessant.
Seine Argumentation:
Das Mercosur-Abkommen wird für ein verstärktes Angebot an Lebensmitteln
in der EU sorgen, weil die in Südamerika billiger produziert werden.
Allein der Fleischimport in die EU soll sich, so prognostiziert die
EU-Kommission, in den kommenden Jahren verdreifachen. Um künftig noch
mitzuhalten, müssen die europäischen Bauern also billiger werden. Das
wiederum verträgt sich jedoch nur schlecht mit mehr Klimaschutz. Denn
wer den ernst nimmt, der muss weniger Dünger auf die Felder bringen und
wenigere Tiere halten. Das macht die Landwirtschaft teurer.
Besonders schwierig
wird es, wenn die europäischen Bauern gegen Konkurrenten antreten, die
nur deswegen billig sind, weil sie ausbeuterisch arbeiten. Und genau das
könnte passieren: Schon in der kurzen Amtszeit von Präsident Jair
Bolsonaro in Brasilien haben die politischen Morde massiv zugenommen,
besonders Umweltschützer werden bedroht. Wenn die Südamerikaner ihre
Lebensmittel künftig weitgehend zollfrei nach Europa liefern können,
nimmt der Terror vielleicht noch zu, weil es sich mehr auszahlt,
Urwälder abzuholzen. Auf der Fläche lässt sich schließlich alles
Mögliche für den Export anbauen, nicht zuletzt das Soja, das dann an
europäische Kühe verfüttert wird, deren Milch die EU nach China
verkauft.
Früher hätte man dazu gesagt: Das ist eben Globalisierung. In Zeiten der Klimakrise aber ist
das schwieriger. Deswegen fordert Macron zu Recht Nachbesserung oder konkret: die Möglichkeit,
Importe zu stoppen. Auch im neu gewählten Europaparlament regt sich Widerstand gegen das
Abkommen. In Verhandlungen mit den Regierungen und dem Parlament könnte tatsächlich
nachgebessert werden."