Liebe Leserinnen und Leser,
woran denken Sie, wenn
Sie den Begriff
„Darknet“ hören? Zugegeben, der Ruf dieses
finsteren Netzes könnte besser sein. Deutsche Medien beschäftigen sich mit dem
Darknet meist, wenn Ermittlungsbehörden ein Schlag gegen illegale Marktplätze
gelungen ist. Einige Medien kennen das Darknet hingegen aus einem anderen Grund.
Die Süddeutsche Zeitung etwa betreibt einen anonymen Briefkasten, der auf der
Technologie des Darknets basiert. Beliebt sind Darknet-Dienste auch bei
Exil-Medien. Typischerweise sitzt die Redaktion in einem sicheren Land, in das
Journalist*innen fliehen mussten. Sie haben Kontakte im Land, welche live vor
Ort Material sammeln können.
Wie bekommt man aber solch brisante
Aufnahmen aus einem Land, in dem das Internet vollständig überwacht wird? Auch
hier ebnet das
Tor-Netzwerk, welches die Nutzung des Darknet
ermöglicht, einen Weg heraus aus dem diktatorischen Land. In unseren
Trainings
für digitale Sicherheit schulen wir Journalist*innen aktiv
in der Nutzung der Tools – und sie sind in aller Regel begeistert ob der
Möglichkeiten, welche ihnen dieses anonyme Internet bietet. Im öffentlichen
Bewusstsein hat sich das dunkle Bild des Darknets hingegen verfestigt.
Das
Bundesinnenministerium will diesen schlechten Ruf
nun nutzen, um in nie dagewesener Schärfe gegen das Tor-Netzwerk vorzugehen –
und hofft, dass der Aufschrei ausbleibt. Mit dem sogenannten
Darknet-Paragrafen kann auch gegen Betreiber von Tor-Servern
vorgegangen werden, die das Netzwerk unterstützen. Dies zeigt eine
Analyse
von uns gemeinsam mit dem Rechtswissenschaftler Christian
Rückert und dem Verein Zwiebelfreunde, einem der weltweit größten Betreiber von
Anonymisierungsinfrastruktur.