26/01/2019

Der Kohleausstieg ist beschlossen


Mehr Tempo beim Kohle-Ausstieg



Der Anfang ist gemacht: Deutschland hat endlich einen Fahrplan, wie das Land kohlefrei werden kann. Doch das gesetzte Enddatum 2038 ist inakzeptabel. Wir müssen daher weiter für einen schnelleren Ausstieg streiten!

 
 


Lieber Manfred Paukstadt,

nach 21 Stunden zäher Verhandlungen hat sich die Kohlekommission heute, am frühen Samstagmorgen, auf einen wichtigen, einen überfälligen Schritt geeinigt: In weniger als 20 Jahren wird das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland vom Netz gehen.

Nach Jahren im klimapolitischen Wachkoma bewegt sich Deutschland damit zumindest wieder. Durch den Druck zehntausender Demonstranten konnte Greenpeace gemeinsam mit anderen Umweltverbänden in diesem Kompromiss wichtige Teilerfolge durchsetzen.

Doch der Bericht hat einen gravierenden Fehler: Das Tempo stimmt nicht. Erst im Jahr 2038 aus der Kohle auszusteigen, ist für Greenpeace inakzeptabel. Das machen wir in einem Sondervotum des Kommissionsberichtes klar.

Der Konflikt um die Kohle und das nötige Tempo beim Klimaschutz wird nur enden, wenn der Ausstieg zu den Zielen des Pariser Abkommens passt. Dafür wird Greenpeace gemeinsam mit der Klimaschutz-Bewegung weiter streiten.



Klimaschutz-Bewegung zeigt Wirkung
 
Noch vor zehn Jahren gab es Pläne, in Deutschland rund 30 neue Kohlekraftwerke zu bauen. Wer damals vom Kohleausstieg redete, wurde schnell als verrückt bezeichnet. Doch viele engagierte Menschen haben dafür gesorgt, dass ein Großteil der geplanten Kraftwerke niemals gebaut wurde.

Ebenso haben zehntausende Demonstranten - ob bei den Schulstreiks der letzten Wochen oder im Hambacher Wald letzten Herbst - dafür gesorgt, dass der jetzt ausgehandelte Ausstiegs-Kompromiss überhaupt möglich wurde.

Der Druck der Klimabewegung hat Greenpeace und den anderen an der Kommission beteiligten Umweltverbänden geholfen, wichtige Teilerfolge im Abschlussbericht der Kohlekommission durchzusetzen:


ein zügiger Einstieg in den Ausstieg. Im Westen gehen in den kommenden drei Jahren bis zu 5 Braunkohlekraftwerke vom Netz, insgesamt wird ein Drittel der Kohlekraftwerke abgeschaltet,


es wird kein weiterer Tagebau mehr zugelassen,


es darf kein weiteres Kohlekraftwerk mehr gebaut und das Kraftwerk in Datteln nicht ans Netz gebracht werden,


es ist Wunsch der gesamten Kommission, den Hambacher Wald zu retten,


Dörfer wie Proschim, Keyenberg und Pödelwitz, die bislang von Braunkohlebaggern zerstört werden sollten, können erhalten bleiben.
 
Übersicht: Das hat die Kohle-Kommission erreicht



KEIN Tempolimit beim Kohleausstieg!
 
Der Kompromiss der Kohlekommission hat jedoch einen Haken: Die Kohleindustrie hat die Geschwindigkeit beim Kohleausstieg soweit gebremst, dass sie nicht mit den Pariser Klimazielen zu vereinbaren ist.

Wenn die Bundesregierung diesen Kompromiss nun in ein Kohleausstiegsgesetz gießt, muss sie sicherstellen, dass das Ausstiegstempo im Sinne des Pariser Klimaabkommens nachgeschärft werden kann.

Wir haben noch viel zu tun, bis sichergestellt ist, dass die Erderhitzung bei 1,5 Grad gebremst werden kann. Greenpeace hat dem halbgaren Kompromiss der Kohlekommission nur deshalb zugestimmt, weil wir es uns nicht leisten können, weitere kostbare Zeit beim Klimaschutz zu verlieren. Selbst diese ersten Schritte haben wir der Kohlelobby nur durch den enormen Druck der wachsenden Klimabewegung abringen können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Klimabewegung stark bleibt und weiter wächst.



Grund zur Hoffnung
 
Ich habe gestern in die Gesichter der anderen Kommissionsmitglieder geschaut und weiß, dass sie alle die Stimmen von 10.000 Jugendlichen vor dem Gebäude gehört haben: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, riefen die Schülerinnen und Schüler in der klirrenden Kälte vor dem Wirtschaftsministerium. Eine kleine Gruppe von ihnen kam anschließend zu uns in die Sitzung und sagte unmissverständlich was sie erwarten: wirksamen Klimaschutz durch einen schnellen Kohleausstieg.

Das hat mir Mut gemacht. Mit einer starken Umweltbewegung kann es uns gelingen, die Energiewende hin zu 100 Prozent sauberer erneuerbarer Energie schneller zu vollziehen, als es der Kohlelobby recht ist. Gemeinsam werden wir uns weiter für den schnellen Abschied von der Kohle einsetzen – so schnell, wie wissenschaftlich nötig, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. Und so schnell, wie es sich auch eine Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht.



Ich danke Ihnen, dass Sie sich gemeinsam mit uns für den Schutz des Klimas und den Ausstieg aus der dreckigen Kohle einsetzen und grüße Sie aus Berlin, 





Martin Kaiser
 

Martin Kaiser
Greenpeace-Geschäftsführer
 








 

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