Offener Brief an den Landesbauernverband Brandenburg - Wolfsschutz Deutschland lehnt Forderung nach Abschuss eines Wolfsrudels ab
Hervorhebungen durch Webmaster
Sehr geehrte Herren Wendorff und Erstling,
hiermit
protestieren wir aufs Schärfste gegen Ihre aktuelle Forderung ein
gesamtes Wolfsrudel in der Prignitz zu „entnehmen“. Diese Forderung ist
absurd und unverantwortlich und zeugt einmal mehr von ökologischer und
ökonomischer Inkompetenz Ihres Verbandes und deren Führung. So versagen
Sie und der Deutsche Bauernverband als Ganzes seit Jahren, die
Interessen der deutschen Bauern gegenüber milliardenschweren
Industriellen und Investoren sowie deren Vollstreckern in der Politik zu
vertreten. Im Gegenteil machen Sie sich immer offener zum Werkzeug
genau dieser bauernfeindlichen Allianz. Es sind deren globalen
Finanzinteressen am Verkauf von Maschinen und Chemie, denen im Gegenzug
die deutsche Bauernschaft für Billigimporte von Agrarprodukten aus
Exportländern deutscher Industriewaren geopfert wird. Und in dieser für
deutsche Landwirte so existenzbedrohenden Realität, aktuell verstärkt
durch eine Alles bisher übertreffende Dürre in Folge bereits gewandelten
Klimas, fällt Ihnen beim Bauernverband nichts Besseres und zugleich
Dümmeres ein, als das Töten einer Wolfsfamilie zu fordern. Diese
populistische Hetze gegen eine Tierart, die sich im Heimatland von
Rotkäppchen so wunderbar als Prügelknabe frustierter Bauern eignet, ist
schlicht eine taktlose Kombination aus Skandal und Respektlosigkeit
gegenüber Natur und den davon abhängigen Bauern und allen Menschen und
Lebenwesen in diesem Land und auf dieser Erde. Auch Sie wissen ganz
genau, nicht der Wolf ist die Ursache für die immer bedrohlichere
wirtschaftliche Lage und den Niedergang vieler Landwirte in Deutschland,
sondern die katastrophale Agrarpolitik in diesem Land. Wenigen hundert
Rissen durch Wölfe im Jahr stehen deutschlandweit ca. 250 Millionen
verendete Nutztiere gegenüber, die aufgrund gieriger Profitinteressen
nutzlos und ungenutzt sterben mussten. So und nicht durch
Rotkäppchenaugen betrachtet, sehen millionenfaches Leid von Nutztieren
und riesige wirtschaftliche Schäden für Landwirte aus. Diese und die
vielen anderen Probleme in der Landwirtschaft zu ändern, sollten Sie
sich ins Zeug legen und ihre Mitglieder mobilisieren. Ebenso sollten Sie
endlich Ihre ganze Energie dafür einsetzen, den Ackerbau an die enormen
Herausforderungen des Klimawandels anzupassen, nämlich durch Umstellung
auf ökologischen Landbau als die einzige boden- und naturschützende
Form des Landbaus, die auch Dürren besser verkraftet. Belegt ist dies
durch unzählige internationale Wissenschaftsstudien. Gerne helfe ich
Ihnen dabei, diese zu lesen, zu verstehen und umzusetzen. Hierzu müssen
Sie allerdings von der Großindustrie unabhängig werden und sich den
tatsächlichen Problemen der Landwirtschaft in Gegenwart und Zukunft
stellen, anstatt den Wolf weiterhin zum Feind des deutschen Bauern zu
erklären. Deutschland ein Sommermärchen war einmal, jetzt ist es auch
für Sie an der Zeit, den Bauern Beistand gegen die wahren Feinde ihres
Berufsstandes zu leisten, nämlich den schier grenzenlos profitgierigen
Nadelstreifen im Wolfspelz.
Lassen
Sie mich hier mit dem Zitat eines Wolfsbeauftragten aus Brandenburg,
Herrn Dr. Reinhard Möckel, schließen: „Bis vor wenigen Jahren wurden
jährlich landesweit rund 27 Millionen Euro für den Zaunbau im Wald
ausgegeben, das Geld wird jetzt gespart. Der Wolf ist eines der
nützlichsten Tiere.“ Und der Nutzen von Wölfen für die Gesundung unserer
Wälder hat auch nachgewiesenen Einfluss auf mikroklimatische
Verhältnisse von Regionen und damit u.a. auf die Abminderung von
Dürreschäden durch vom Klimawandel veränderte Großwetterlagen. Der Wolf
ist ein Nützling der Natur, seine Abwesenheit schadet Ökosystemen und
letztlich uns Menschen.
Ihre
Abschussforderung gegenüber Wölfen ist unbedingt abzulehnen und so
werden wir dies auch gegenüber dem zuständigen Landesamt für Umwelt
vertreten.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Holger Liste