01/02/2018

GroKo könnte zur großen Enttäuschung für Europa werden

GroKo könnte zur großen Enttäuschung für Europa werden


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Innerhalb der CDU ist ein Streit über die Europapolitik einer möglichen
künftigen Großen Koalition entbrannt. Im Zentrum der Debatte steht
unter anderem ein Europäischer Währungsfonds (EWF), der aus dem
heutigen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) hervorgehen soll.
Das Thema wird heute auch im Bundestag diskutiert, nachdem FDP, AfD und
Linke Anträge dazu eingereicht hatten. Dazu sagt der wirtschafts- und
finanzpolitische Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen
Parlament, Sven Giegold:


"Die Große Koalition könnte zu einer großen Enttäuschung für Europa
werden. Die deutsche Verweigerung einer demokratischen Eurozonen-Reform
käme Frankreichs Ablehnung der Verteidigungsunion nach dem zweiten
Weltkrieg gleich. Die Hand von Macron nicht anzunehmen, könnte zu einem
Fehler von historischer Dimension werden. Merkel fehlt europäischer
Mut. CDU/CSU lassen sich von der EU-Skepsis der FDP und AfD treiben.
Große Teile der CDU/CSU erteilen einer Vertiefung und Demokratisierung
der Eurozone eine Absage. Beim Thema Bankenunion hat das
Sondierungspapier eine große Leerstelle. Ohne Vollendung der
Bankenunion gibt es aber keine Einigung über eine echte gemeinsame
Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa.

Es fehlt nicht nur an Mut zu mehr gemeinsamer Politik, sondern auch
mehr Demokratie in Europa. Merkel will die EU-Institutionen schwächen,
indem sie den Europäischen Währungsfonds allein den nationalen
Regierungen unterstellen möchte. Ein wirklich demokratischer
Europäischer Währungsfonds müsste transparent arbeiten und unter die
Kontrolle und Mitbestimmung des Europaparlaments gestellt werden. Auch
bei der Eurogruppe sollen wichtige Reformen nicht angepackt werden: Um
die Eurogruppe demokratischer zu machen, sollte sie unter die Kontrolle
des Europaparlaments gestellt werden.

Zwar atmet das Sondierungspapier einen proeuropäischen Geist, im
Konkreten bleibt es aber kleingeistig und mutlos. Frankreich und
Italien wollen die Europawahlen durch transnationale Listen tatsächlich
europäisch machen. Im Sondierungspapier sucht man diesen großen Schritt
zu mehr Demokratie in Europa vergeblich. Wer in der heutigen Zeit
proeuropäisch sein möchte, muss Reformen entschlossen anpacken statt
auf Allgemeinplätzen zu verharren. Europas Zukunft wird nicht mit
Floskeln, sondern mit mutigen Taten gestaltet. Union und SPD müssen in
den Koalitionsverhandlungen kräftig nachlegen, sonst verpassen sie eine
historische europäische Chance."



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Sven Giegold, MdEP
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