»Dart wird nie aus den Kneipen
verschwinden«
Die Dart-WM in
England hat Millionen Zuschauer gefesselt: Phil »The
Power« Taylor ist nach 16 Titeln entthront, der neue Weltmeister heißt
Rob Cross und ist 30 Jahre jünger – in der Dartsportszene hat eine neue
Ära begonnen. Einer, der darin eine Rolle spielen will, ist der 19-jährige
Hamburger Nico Ziemann.
Elbvertiefung: Wie haben Sie die
Dart-WM verfolgt?
Nico Ziemann: Ich habe mir fast jedes Spiel im
Fernsehen angeguckt – meistens im Café Kö in Uhlenhorst, wo ich auch darte. Zum
Halbfinale bin ich sogar nach London geflogen. Ich kenne sie ja alle, die da
herumlaufen. Gegen einige habe ich sogar schon spielen dürfen. Die WM ist
natürlich ein Riesenereignis. Eines Tages will ich da auch mitspielen. Das ist
wohl das Ziel jedes Darters.
EV: Wie sind Sie denn zum Dartspielen
gekommen?
Ziemann: Durch die WM. Die habe ich vor sechs Jahren zum
ersten Mal im Fernsehen gesehen. Hinzu kam, dass meine Mutter vor 20 Jahren auch
schon in der Hamburger Liga gedartet hat. Wir hatten also immer eine Scheibe da.
Erst mal haben wir aber nur herumgedaddelt. Wir waren froh über jedes Bull, also
jede Mitte, die wir geworfen haben. Im Fernsehen habe ich dann gesehen: Die
machen das ganz anders. Die werfen immer oben auf den schmalen roten Streifen.
Da habe ich versucht, mir so viel wie möglich abzugucken von den Profis. Das hat
ganz gut funktioniert ... 2017 habe ich es direkt geschafft, mich für die U23-WM
in England zu qualifizieren. Die war Anfang November; ich bin auf dem 33. Platz
gelandet. Inzwischen trainiere ich, wenn es irgendwie geht, mehrere Stunden am
Tag.
EV: Wie kommt es, dass Dart auf einmal so angesagt
ist?
Ziemann: Die Leute verstehen jetzt erst so langsam, was das
für ein geiler Sport ist – und welche Leistungen da auch erbracht werden. Das
liegt sicher daran, dass Dart inzwischen auch im Fernsehen gezeigt wird, wenn
sonst nicht so viel läuft. Außerdem ist es günstig und einfach; jeder kann zu
Hause oder in der Kneipe selbst ein paar Darts werfen. Das alles macht es sehr
leicht, sich für das Spiel zu begeistern.
EV: Im Fernsehen wird auch
deutlich, dass Dartsportler, denken wir nur an Phil Taylor, nicht unbedingt den
klassischen Athletentypus verkörpern müssen ...
Ziemann: (lacht)
Es hat sich schon sehr viel verändert, wenn man sich die Jugendspieler anguckt,
die sich jetzt für die großen Turniere qualifizieren. Auf Dauer kommt es wohl
darauf an, wie professionell man die Sache angeht: Wenn man keinen weiteren
Sport zum Ausgleich macht, nicht auf seine Ernährung achtet und seinen
Tagesablauf nicht auf den Sport abstimmt, dann sieht man eben aus wie die da
oben. Es kommt beim Dart auch nicht unbedingt auf die Statur an. Aber es hilft
schon, wenn man körperlich fit ist.