03/01/2018

Darts

»Dart wird nie aus den Kneipen verschwinden«
 

Die Dart-WM in England hat Millionen Zuschauer gefesselt: Phil »The Power« Taylor ist nach 16 Titeln entthront, der neue Weltmeister heißt Rob Cross und ist 30 Jahre jünger – in der Dartsportszene hat eine neue Ära begonnen. Einer, der darin eine Rolle spielen will, ist der 19-jährige Hamburger Nico Ziemann.

Elbvertiefung: Wie haben Sie die Dart-WM verfolgt?
Nico Ziemann: Ich habe mir fast jedes Spiel im Fernsehen angeguckt – meistens im Café Kö in Uhlenhorst, wo ich auch darte. Zum Halbfinale bin ich sogar nach London geflogen. Ich kenne sie ja alle, die da herumlaufen. Gegen einige habe ich sogar schon spielen dürfen. Die WM ist natürlich ein Riesenereignis. Eines Tages will ich da auch mitspielen. Das ist wohl das Ziel jedes Darters.

EV: Wie sind Sie denn zum Dartspielen gekommen?
Ziemann: Durch die WM. Die habe ich vor sechs Jahren zum ersten Mal im Fernsehen gesehen. Hinzu kam, dass meine Mutter vor 20 Jahren auch schon in der Hamburger Liga gedartet hat. Wir hatten also immer eine Scheibe da. Erst mal haben wir aber nur herumgedaddelt. Wir waren froh über jedes Bull, also jede Mitte, die wir geworfen haben. Im Fernsehen habe ich dann gesehen: Die machen das ganz anders. Die werfen immer oben auf den schmalen roten Streifen. Da habe ich versucht, mir so viel wie möglich abzugucken von den Profis. Das hat ganz gut funktioniert ... 2017 habe ich es direkt geschafft, mich für die U23-WM in England zu qualifizieren. Die war Anfang November; ich bin auf dem 33. Platz gelandet. Inzwischen trainiere ich, wenn es irgendwie geht, mehrere Stunden am Tag.

EV: Wie kommt es, dass Dart auf einmal so angesagt ist?
Ziemann: Die Leute verstehen jetzt erst so langsam, was das für ein geiler Sport ist – und welche Leistungen da auch erbracht werden. Das liegt sicher daran, dass Dart inzwischen auch im Fernsehen gezeigt wird, wenn sonst nicht so viel läuft. Außerdem ist es günstig und einfach; jeder kann zu Hause oder in der Kneipe selbst ein paar Darts werfen. Das alles macht es sehr leicht, sich für das Spiel zu begeistern.

EV: Im Fernsehen wird auch deutlich, dass Dartsportler, denken wir nur an Phil Taylor, nicht unbedingt den klassischen Athletentypus verkörpern müssen ...
Ziemann: (lacht) Es hat sich schon sehr viel verändert, wenn man sich die Jugendspieler anguckt, die sich jetzt für die großen Turniere qualifizieren. Auf Dauer kommt es wohl darauf an, wie professionell man die Sache angeht: Wenn man keinen weiteren Sport zum Ausgleich macht, nicht auf seine Ernährung achtet und seinen Tagesablauf nicht auf den Sport abstimmt, dann sieht man eben aus wie die da oben. Es kommt beim Dart auch nicht unbedingt auf die Statur an. Aber es hilft schon, wenn man körperlich fit ist.