Nur eine unverbindliche kleine Prognose: In
ein paar Tagen wird sich die SPD melden. Bei uns allen und bei der Union,
die mit nassem Hemd und mindestens einer nassen Bluse samt schreckgeweiteten
Augen in Berlin herumsitzt. Die Sozis werden etwas knurren wie: »Einer muss
es ja machen. Für Europa. Für die Demokratie. Gegen all die Despoten und
Irren in der Welt. Aber wenn wir es machen, dann nach unseren Bedingungen,
roger?«
Roger heißt in dem Fall: Angela Merkel. Der warf Olaf
Scholz, Hamburger Bürgermeister und SPD-Vize, gestern im ZDF bei »Markus
Lanz« ziemlich unmissverständlich Führungsschwäche vor: »Wir haben ein
Leadership-Problem in Deutschland«. Vorher hatten Gastgeber Markus
Lanz und der Journalist Wolfram Weimer unser verschmitzt
dauergrinsendes Stadtoberhaupt, nebenbei DER aktuelle Hoffnungsträger der SPD,
nach Kräften gelöchert. Warum er – also: die SPD – nicht doch über ihren
Schatten springe und sich erneut an einer Großen Koalition beteilige. Lanz:
»Sie können doch im Moment alles diktieren. Warum tun Sie es
nicht?«
Olaf Scholz verlegte sich zunächst darauf, in
Schachtelsätzen (Lanz: »Sie sprechen heute ein bisschen wie vom diplomatischen
Dienst«) auf den gefühlten Wählerwillen hinzuweisen: Mehr als die Hälfte
der Bevölkerung wolle Neuwahlen. Obwohl, andere sähen das anders. Man müsse das
bewerten... Dabei hatte Wolfram Weimer anfangs noch erzählt, Scholz sei bei der
entscheidenden SPD-Sitzung einer von zwei SPD-Männern gewesen, der abgeraten
habe, die Haltung der SPD dermaßen hart zu formulieren, dass man für eine
Große Koalition nicht mehr zur Verfügung stehe.
Nun konstatierte Weimer
schließlich: »Ich glaube, Sie wollen wirklich Neuwahlen – ich glaube nur, das
wird der SPD nicht gut bekommen.« Lanz: »Kommt darauf an, wer der
Parteivorsitzende ist.« Weimer: »Und der Kanzlerkandidat.«
Lanz (zu Scholz):
»Ist für Sie Martin Schulz als Kanzlerkandidat gesetzt?«
Scholz
antwortete mit einer typischen Scholz-Formulierung: »Der Parteivorsitzende hat
gesagt, die Frage wird beantwortet und entschieden, wenn es so weit ist. Und es
ist noch lange nicht so weit.« (Gelächter im Publikum.)
Lanz fasste dann
zusammen: »Olaf Scholz schließt die Große Koalition nicht aus.«
Und
schließlich sagte Scholz das mit dem Leadership-Problem.
Mal sehen, was in
ein paar Tagen passiert.