07/04/2017

NABU-Newsletter


NABU Newsletter

Berlin, 07. April 2017


Liebe Leserinnen und Leser, kaum ein Bereich der Politik hat so einen großen Einfluss auf Natur und Artenvielfalt wie die Landwirtschaft und die diese bestimmende Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP). Sie ist derzeit der mit Abstand wichtigste Grund für die Verarmung unserer Landschaften und Ökosysteme. Das Rebhuhn ist in Deutschland fast ausgestorben, ebenso geht es bald Feldhamster, Kiebitz und vielen Insektenarten. Die GAP ist nach Ansicht des NABU grandios gescheitert und bedarf eines grundsätzlichen Wandels. Sie ist weder naturverträglich, noch wird sie den Anforderungen des Klima- und Gesundheitsschutzes gerecht. Sie macht nicht einmal die Bauern selbst glücklich und kostet den Steuerzahler Unsummen an Geld. Wir brauchen dringend eine ambitionierte Reform und haben deshalb zusammen mit vielen Organisationen aus ganz Europa die Kampagne "LivingLand" gestartet. Unterstützt werden wir dabei von vielen Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, denn gesundes Essen, saubere Luft und sauberes Wasser, sowie intakte Böden und ein ambitionierter Klimaschutz sind immer mehr Bürgern und Unternehmen wichtig.

Bitte unterstützen Sie uns und beteiligen Sie sich an der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission. Nur durch ein breites Bündnis mit möglichst vielen Stimmen können wir der Agrarlobby die Stirn bieten und die Europäische Kommission dazu bringen, einen grundsätzlichen Wandel in der Landwirtschaft umzusetzen. Ich bitte Sie deshalb herzlich, uns dabei gleich jetzt ein Stück voranzubringen mit Ihrer Stimme: www.nabu.de/abstimmen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr Leif Miller
NABU-Bundesgeschäftsführer




Inhalt

1. SOS fürs Meer - Noch bis zum 8. April Protestmail an die Bundeskanzlerin schicken!
2. Jetzt für eine Reform der EU-Agrarpolitik stimmen!
3. Bis zu 2,8 Millionen Vögel kollidieren mit Freileitungen
4. Neue NABU-Position zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie an Land und auf See
5. Luftverschmutzung durch Schiffsabgase im Mittelmeer - Emissionskontrollgebiet ist überfällig
6. Der Weg ist noch weit zu einem Gesamtkonzept für die Elbe



NABU-Zahl des Monats April
Acht Prozent des Flächenzuwachses der Ökolandbaufläche in Deutschland durch den NABU



Aktuelle Terminhinweise

Politisches Mittagsgespräch: Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket: Wie ambitioniert ist Deutschland?
10. Mai 2017, 11:30 Uhr, Berlin, NABU-Bundesgeschäftsstelle
Zur Anmeldung


LivingLand-Konferenz und Vorstellung der Fitness-Check-Studie zur EU-Agrarpolitik in Brüssel
11. Mai 2017, 09:00 - 18:30 Uhr, Brüssel
Weitere Informationen und zum Programm



1. SOS fürs Meer - Noch bis zum 8. April Protestmail an die Bundeskanzlerin schicken!

Am 15. Mai entscheidet sich, ob der Meeresschutz in Deutschland endgültig auf der Strecke bleibt. Denn der Deutsche Bundestag stimmt über eine Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) beim Paragrafen 57 ab. Wird er geändert, verhindert dies einen effektiven Schutz unserer wertvollsten Meeresgebiete, den Natura-2000-Gebieten nach FFH- und EU-Vogelschutzrichtlinie. Denn den Ministerien für Landwirtschaft, Wirtschaft, Fischerei und Forschung soll eine sogenannte Einvernehmensregelung zugesichert werden. Das ist nichts anderes als ein Vetorecht. Beim Schutz von Schweinswalen, Seevögeln, Riffen oder Seegraswiesen würden also künftig die Fischerei-, Rohstoff- und Schifffahrtslobbys Schutzmaßnahmen blockieren können.

Was das bedeutet, lassen die Entwürfe der Schutzgebietsverordnungen erahnen, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden. Jedes Ministerium hat sich Ausnahmen in die Verordnungen schreiben lassen, so dass in den Schutzgebieten weiter gefischt, Sand- und Kies abgebaut oder mit lauten Schallkanonen nach fossilen Rohstoffen gesucht werden kann.

Mit einem offenen Brief appellieren der NABU und weitere Naturschutzverbände an die Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem von ihr persönlich propagierten Meeresschutz mehr Gewicht zu verschaffen und eine Schwächung des Bundesnaturschutzgesetzes sowie inhaltsleere Schutzgebietsverordnungen zu verhindern. Unterstützen Sie unseren Protest unter www.sosfuersmeer.de. Noch bis zum 8. April können Sie unseren Protestbrief mit zeichnen. Signalisieren Sie der Bundeskanzlerin, dass Ihnen die Nord- und Ostsee am Herzen liegen!

Im Anschluss an den Protestbrief an die Kanzlerin nehmen wir unsere Bundestagsabgeordneten ins Visier. Denn sie werden am 15. Mai über das Gesetz entscheiden.

Mehr zum Thema

Zum Protestbrief an die Bundeskanzlerin

Blogbeitrag zur BNatSchG Novelle

Informationen zu den Schutzgebietsverordnungen



2. Jetzt für eine Reform der EU-Agrarpolitik stimmen!

Europaweit rufen immer mehr Verbände, Unternehmen und Institutionen EU-Agrarkommissar Phil Hogan dazu auf, einen mutigen Vorschlag für eine andere Landwirtschaftspolitik vorzulegen. Bereits über 200 Unternehmen und Verbände aus ganz Europa sind unter dem Motto "Living Land" einem Aufruf des NABU und anderer Umweltorganisationen gefolgt. Sie fordern gemeinsam eine zukunftsfähige Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik in Europa die fair, ökologisch nachhaltig, gesund und global verantwortungsvoll sein muss. Die derzeitige Agrarpolitik zwingt immer mehr Betriebe in eine immer intensivere Produktion, auf Kosten der Allgemeinheit und künftiger Generationen.

Jetzt besteht auch für Einzelpersonen, die Möglichkeit, die EU zum Umsteuern aufzufordern. Der NABU hat gemeinsam mit WWF, DNR und BUND, sowie vielen anderen Verbänden in Europa Antwortempfehlungen zur laufenden EU-Bürgerbefragung entwickelt. Diese lassen sich über www.nabu.de/abstimmen einfach nach Brüssel schicken. Die Aktion läuft noch bis zum 2. Mai 2017.

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Die Logos der bisherigen Unterstützer in der EU finden sich hier



3. Bis zu 2,8 Millionen Vögel kollidieren mit Freileitungen

Im Hoch- und Höchstspannungsnetz sind Kollisionen die fast ausschließliche Todesursache für Vögel an oberirdischen Stromleitungen. Seit einer Studie aus dem Jahr 1988 von H. Hoerschelmann gibt es jedoch keine aktuelle Abschätzung für das Bundesgebiet zum tatsächlichen Ausmaß dieser Gefährdungsart. Auch da die damals ermittelte Zahl zu den angenommenen Kollisionsopfern methodisch stark in Frage gestellt wird, beauftragte der NABU ein Gutachten ("Vogel-Kollisionsopfer an Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen in Deutschland - eine Abschätzung"), um eine valide Größenordnung für diesen Naturschutzkonflikt zu ermitteln. Die Gutachter berechneten, dass an Freileitungen des deutschen Hoch- und Höchstspannungsnetzes jedes Jahr 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel umkommen. Dabei sind die niedrigeren Mittel- und Niederspannungs- sowie Bahnleitungen noch gar nicht berücksichtigt.

Vor allem im Zuge des derzeit stark vorangetriebenen Übertragungsnetzausbaus muss der Vogelschutz daher äußerst ernst genommen werden. Die theoretische Berücksichtigung von Vögeln in der Trassenplanung, der Einsatz von Erdkabeln und technische Verminderungsmöglichkeiten an bestehenden Leitungen müssen sich nun auch in der Praxis wiederfinden.

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Bis zu 2,8 Millionen tote Vögel pro Jahr


4. Neue NABU-Position zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie an Land und auf See

Der NABU sieht den Ausbau der Windenergie als wichtigen Beitrag zur Energiewende und folglich für den Klimaschutz. Leider kommt es aber immer wieder zu Konflikten mit dem Naturschutz. Die Ursachen liegen entweder in Planungsfehlern, bei den naturschutzfachlichen Überprüfungen oder Unterbesetzung der beteiligten Behörden. Fest steht, dass die gängige Praxis dringend auf den Prüfstand gestellt werden muss. In seinem neu veröffentlichten Positionspapier "Naturverträgliche Nutzung der Windenergie an Land und auf See" stellt der NABU vor, wie der Ausbau der Windenergie in Deutschland möglichst im Einklang mit den Zielen des Naturschutzes geschehen kann. Denn weder darf der Ausbau der Windenergie auf dem Rücken des Naturschutzes erfolgen, noch der Naturschutz als Verhinderungswerkzeug der Energiewende instrumentalisiert werden.

Das Ziel sollte sein, dass einerseits die bessere Einbindung naturschutzfachlicher Belange von Anfang an bei der Planung sichergestellt und andererseits dadurch die Rechts-und Planungssicherheit für die Vorhabenträger gewährleistet werden. Dafür sind klare Regeln notwendig. In dem neuen Positionspapier gibt der NABU Empfehlungen für die Praxis, für Naturschützer vor Ort aber auch für Windprojektierer, Regionalplaner oder Genehmigungsbehörden. Neben einer verbesserten Qualitätssicherung und -kontrolle in der Antrags- und Genehmigungspraxis, sollte vor allem die Standortwahl an erster Stelle stehen, damit Schutz von besonders gefährdeten Arten und deren Lebensräume gewährleistet werden kann. Dies kann aus NABU-Sicht zum Beispiel über eine verbindliche Regionalplanung mit klaren Ausschlussgebieten erfolgen. Als besonders wertvoll sieht der NABU fast alle Gebiete des europäischen Natura-2000-Netzwerks und solche Gebiete, in denen "windenergie-sensible" Arten wie zum Beispiel Fledermäuse, Rotmilan oder Schreiadler stark verbreitet sind.

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Zur NABU-Position

NABU-Video-Clip zum Thema naturverträglicher Ausbau der Windenergie


5. Luftverschmutzung durch Schiffsabgase im Mittelmeer - Emissionskontrollgebiet ist überfällig

Das Mittelmeer gehört zu den weltweiten Hotspots des Seeschiffsverkehrs. Mit zunehmendem Transportaufkommen verschärfen sich auch die negativen Auswirkungen der Schiffsabgase auf Umwelt, Klima und die menschliche Gesundheit. Anwohner von Hafenstädten leiden an hohen Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen in der Atemluft und dem ebenfalls gesundheitsschädlichen bodennahen Ozon, das infolge intensiver Sonneneinstrahlung in der Region verstärkt gebildet wird. Hinzu kommen Schäden an den einzigartigen Kulturdenkmälern der Antike sowie versauerte und überdüngte Böden und Gewässer, die unter anderem mit Ernteausfällen einhergehen. Kurzum: Das Problem zu hoher Luftschadstoffbelastung durch die Schifffahrt ist allgegenwärtig und umfassend.

Doch bisher wurde wenig bis nichts unternommen, um die Emissionen aus der Schifffahrt im Mittelmeerraum zu reduzieren. Während in Nord- und Ostsee sowie dem Ärmelkanal verschärfte Anforderungen an die Qualität von Schiffskraftstoff gestellt werden, existieren vergleichbare Regularien im Mittelmeer nicht. Der NABU hat nun ein Bündnis aus Umweltorganisationen ins Leben gerufen, die sich in den Anrainerstaaten des Mittelmeers für die Einrichtung eines Emissionskontrollgebiets (ECA), ein generelles Schwerölverbot und den Einsatz von moderner Abgastechnik einsetzen. Nun gewinnt die Idee durch einen entsprechenden Vorstoß der französischen Regierung an Bedeutung und gibt damit endlich Grund zur Hoffnung auf Besserung.

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Nähere Informationen zur "Umweltzone auf See"



6. Der Weg ist noch weit zu einem Gesamtkonzept für die Elbe

Seit Jahren wird um die Zukunft der Elbe gerungen. Das im Januar von Bund und Ländern formal als "Gesamtkonzept" beschlossene und Ende März in Magdeburg auf einer Regionalkonferenz vorgestellte Konzeptpapier ist dabei nach NABU-Einschätzung nicht mehr als ein Etappenziel, dessen tatsächlicher Wert sich erst in den kommenden Monate erweisen wird. Zeitdruck und inhaltliche Beschränkungen - dem politischen Willen geschuldet, vor Ende der Legislaturperiode Zählbares vorlegen zu können - waren nicht hilfreich für den Prozess, denn für den Naturschutz zentrale Fragestellungen wurden zwar benannt, aber bisher nicht beantwortet. Die vorliegenden Arbeiten können aber durchaus wertvoll sein, wenn sie die Grundlage für einen intensiven Folgeprozess darstellen. Mit der Ausgestaltung dieses Folgeprozesses steht und fällt jedoch die Sinnhaftigkeit dessen, was in den letzten Monaten mühevoll und unter hohem persönlichem Einsatz der Beteiligten aus Verwaltung und Verbänden erarbeitet wurde.

Insbesondere die aus Naturschutzsicht essentielle kurzfristige Stabilisierung und mittelfristige Wiedererhöhung der Gewässersohle, die Frage zum Umgang mit der sogenannten "Reststrecke" in Niedersachsen und die Berücksichtigung des Elbeseitenkanals werden dabei im aktuellen Konzeptpapier nicht geklärt. Es bedarf daher aus NABU-Sicht weiterer umfassender Bearbeitungsschritte, um den Ansprüchen der zwischen Bund und Ländern vereinbarten Eckpunkte für ein Gesamtkonzept Elbe gerecht zu werden. Die Zukunft der Elbe steht momentan am Scheideweg und die Politik ist dringend aufgefordert, eine qualitativ hochwertige Bearbeitung sicherzustellen anstatt mit wahlkampfmotivierter Effekthascherei unausgegorenen Aktionismus zu befeuern.

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NABU-Zahl des Monats April

Acht Prozent des Flächenzuwachses der Ökolandbaufläche in Deutschland durch den NABU

Das NABU-Projekt "Gemeinsam Boden gut machen" unterstützt von der Alnatura Bio-Bauern-Initiative konnte acht Prozent zum Flächenzuwachs der Ökolandbaufläche in Deutschland im Jahresvergleich 2014 auf 2015 beitragen.

Der Vergleich zwischen dem Flächenzuwachs ökologisch bewirtschafteter Fläche durch die Umstellungsbetriebe der DNR- und NABU-Bewerbungsrunden in 2015 (insgesamt 3461 ha) mit dem Gesamtflächenzuwachs in Deutschland von 2014 auf 2015 (41.205 ha), zeigt, dass das Projekt "Gemeinsam Boden gut machen" insgesamt acht Prozent zum Flächenzuwachs der Ökolandbaufläche in Deutschland im Jahresvergleich 2014 auf 2015 beigetragen konnte.

Die Ökolandwirtschaft erfährt u.a. nach Studien der BÖLW (2015) und des Bundesministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz ("Ökolandbau: Mehr Betriebe, größere Fläche" aus 2016) nach wie vor Zuspruch von Verbrauchern und eine gesteigerte Akzeptanz bei Landwirten.

Der NABU engagiert sich auch auf EU-Ebene für eine naturverträglichere Agrarpolitik. Unter der von europäischen Umwelt- NGOs gegründeten Initiative LivingLand sprechen sich europaweit Organisationen und Unternehmen für einen Wandel der EU-Agrarpolitk aus und beteiligen sich daher an der öffentlichen Konsultation der EU zur Zukunft der Agrarpolitik.

Weitere Informationen und Bewerbungsbedingungen



Alle vier Wochen informiert die NABU-Bundesgeschäftsstelle über relevante Gesetzesvorha-ben, politische Debatten, aktuelle Stellungnahmen und verbandseigene Projekte und Aktivitäten. Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zum "NABU-Newsletter Umweltpolitik", dann schreiben Sie uns bitte per E-Mail an newsletter-umweltpolitik@nabu.de. Wenn Sie diesen oder andere Newsletter abonnieren oder abbestellen wollen, klicken Sie bitte hier.
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