08/06/2016

Greepeace-Steinriff in der Nordsee voller Leben








Lieber Manfred Paukstadt,

für mich als passionierten Taucher und Meeresbiologen ist es jedes Mal ein bewegender Moment, wenn ich am Boden der Nordsee auf unsere wunderschön bewachsenen Greenpeace-Steine stoße. 2008 und 2011 haben Greenpeace-Aktivisten rund 320 Felsbrocken im Sylter Außenriff versenkt, um zumindest einen Teil dieses gebeutelten Meeresschutzgebiets endlich vor zerstörerischer Fischerei zu bewahren. Mit Erfolg, wie auch unsere jüngste Tauchexpedition im Mai gezeigt hat.
Unter Wasser: Greenpeace-Steinriff voller Leben
Bunte Anemonen wie Seenelken und Seedahlien, aber auch zahlreiche Fische, Krebse und andere kleine Tiere bevölkern das neu geschaffene Steinriff am Meeresgrund. Eine echte Oase, in der sich die Natur ihren Raum zurückerobern darf. Denn Fischer, die zuvor mitten im Schutzgebiet mit Schleppnetzen den Meeresboden durchpflügten, umfahren nun das Gebiet mit den Findlingen.

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Greenpeace setzt sich seit Jahren für echte Schutzgebiete ein, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt. Hierzulande hat sich die Schutzgebiets-Debatte zu einer Farce entwickelt: Neun Jahre nach der offiziellen Ausweisung der sogenannten Natura-2000-Schutzgebiete durch die EU sind von deutscher Seite aus noch immer keine Schutzmaßnahmen umgesetzt. Das heißt im Klartext: Diese Schutzgebiete in Nord- und Ostsee bestehen nur auf dem Papier. Fischerei, Ölausbeutung, Sand- oder Kiesabbau bleiben dort erlaubt.

Ans Licht gebracht: Geisternetze im Schutzgebiet
Auch die zunehmende Vermüllung belastet unsere Ozeane. Das meiste kommt von Land, aber man schätzt, dass weltweit rund 10 Prozent des Plastikmülls im Meer alleine auf das Konto der Fischerei geht. In der Nordsee fällt sogar mehr als die Hälfte des Plastikmülls im Wasser direkt auf See an – durch Fischerei, aber auch durch anderen Schiffsverkehr. Dabei geht es nicht nur um alte Netze oder Plastiktüten, die zur Todesfalle für die Meerestiere werden. Plastik zerfällt – teils über Jahrhunderte – in mikroskopisch kleine Partikel, zieht toxische Stoffe an und kann z.B. über Plankton in die Nahrungskette gelangen.

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Mit unserem Aktionsschiff Arctic Sunrise haben wir deshalb im Mai Stichproben mitten im Schutzgebiet Sylter Außenriff gemacht. An nur drei Schiffwracks haben wir binnen weniger Tage rund eine Tonne Fischernetze, Bojen und anderen Plastikmüll aus dem Wasser gezogen. In 30 Metern Tiefe stießen wir auf das erste Wrack. Es war über und über mit Fischernetzen bedeckt, die hängengeblieben oder schlicht entsorgt wurden. Mit Messern schnitten wir so viel Netz wie möglich los, schickten es mit luftgefüllten Hebesäcken an die Oberfläche und hievten es über Schlauchboote und Kran auf das Deck der Arctic Sunrise.

Die Probleme im Sylter Außenriff zeigen deutlich, dass Politik und Behörden in Deutschland den Meeresschutz nicht ernst genug nehmen. Wir brauchen ECHTE Schutzgebiete in der Nord- und Ostsee. Greenpeace bleibt deshalb weiter dran und kämpft dafür, dass unsere Ozeane den Schutz erhalten, den sie verdienen.

Vielen Dank, dass Sie unser Engagement unterstützen.


Herzliche Grüße aus Hamburg,
Thilo Maack
Meeresexperte Greenpeace e.V.


Larissa Beumer (Arktis-Expertin, Greenpeace e.V.)
Thilo Maack
Meeresbiologe, Greenpeace e.V.







 
 

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