11/06/2015

Rundbrief

Mit der Bitte um Weiterleitung an die Minister der angeschriebenen Ministerien

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,
sehr geehrte Frau Ministerin Scharf, sehr geehrter Herr Minister Schmidt, sehr geehrter Herr Minister Brunner,
sehr geehrte Damen und Herren,

heute Abend (bzw. gestern) drehte es mir angesichts eines Berichts im Rundschau-Magazin des BR nicht nur den Magen um, sondern mich erfasste wieder einmal pures Entsetzen und die blanke Wut.

Für Sie alle zu sehen ist der Beitrag im Rundschau-Magazin vom Mittwoch 10.06.2015, 21.45 Uhr in der BR-Mediathek, Link http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/rundschau-magazin100.html). Es geht darin um einen "Hühnerstall" = riesige dunkle versiffte Legebatterie grausamster Art mit toten und halbtoten und völlig verängstigten, gequälten Tieren auf engstem Raum  (die nun alle getötet werden bzw. sollte ich sagen von ihrem unsäglichen Leid erlöst werden).
Das alles wohlgemerkt in unserem schönen Bayern - wo der Himmel blau und die Wiesen grün und alles ganz wunderbar und die Welt noch in Ordnung ist.
 
Von hier aus wurden europaweit salmonellenverseuchte Eier verteilt und beim Anblick dieser Bilder wundert einen das überhaupt nicht.
Vielmehr stellt man sich die bange Frage, was die zuständigen Behörden bei ihren Kontrollen dort sahen bzw. übersahen und weshalb so ein Betrieb nicht schon längst geschlossen wurde, die Tiere konfisziert, der Betriebsinhaber massiv bestraft und am besten eingesperrt für lebensverachtendste Tierquälerei und Gefährdung der Verbrauchergesundheit. ?

Ich frage Sie alle:

Wann werden "Legebatterien" endlich verboten?
Wann wird die Haltung von Mastschweinen auf Spaltenböden verboten?
Wann wird das Töten männlicher Eintagsküken verboten?
Wann wird das betäubungslose Kastrieren oder "Enthornen" junger "Nutztiere" (schrecklicher Begriff) verboten?
Wann wird es verboten, dass Tiere lebenslang nicht ins Freie dürfen, nicht einmal ansatzweise artgerecht gehalten werden, sondern auf engstem Raum eingesperrt und zur puren Ware degradiert werden?
Und ergänzend erwähnt (aus eigener Erfahrung mit einem bayerischen Tierheim):
Wann werden die deutschen Tierheime durchgreifend von den Veterinärämtern kontrolliert, mit Blick auch hinter die Kulissen?
Wann wird Hinweisen und Anzeigen aus der Bevölkerung endlich nachgegangen und werden Strafanzeigen nicht mehr lapidar von der Justiz eingestellt, um Ruhe zu haben?

Ich könnte die Liste noch ellenlang fortsetzen. All diese Tierquälereien sind laut den Eingangsparagraphen des deutschen Tierschutzgesetzes ohnehin verboten, siehe
http://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__1.html
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Tierschutzgesetz

§ 1 

Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

§ 2 

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1.
muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2.
darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3.
muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

( Weitere Paragraphen widersprechen dann leider den Eingangsparagraphen, indem sie rein ökonomischen Interessen folgen - bei Massentierhaltung wäre Betäuben schlicht zu kostspielig:

Tierschutzgesetz
§ 5

(3) Eine Betäubung ist ferner nicht erforderlich
1.
für das Kastrieren von unter vier Wochen alten männlichen Rindern, Schafen und Ziegen, sofern kein von der normalen anatomischen Beschaffenheit abweichender Befund vorliegt,
1a.
(weggefallen)
2.
für das Enthornen oder das Verhindern des Hornwachstums bei unter sechs Wochen alten Rindern,

3.
für das Kürzen des Schwanzes von unter vier Tage alten Ferkeln sowie von unter acht Tage alten Lämmern,
4.
für das Kürzen des Schwanzes von unter acht Tage alten Lämmern mittels elastischer Ringe,
5.
für das Abschleifen der Eckzähne von unter acht Tage alten Ferkeln, sofern dies zum Schutz des Muttertieres oder der Wurfgeschwister unerläßlich ist,
6.
für das Absetzen des krallentragenden letzten Zehengliedes bei Masthahnenküken, die als Zuchthähne Verwendung finden sollen, während des ersten Lebenstages,

Diese ganz jungen Tiere haben demnach also kein Schmerzempfinden!? Würden Sie Ihr Baby betäubungslos kastrieren lassen?)

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Ich frage Sie zusammenfassend:

Wann kümmert sich die deutsche Politik auf Bundes- und Landesebene nicht mehr nur um Wachstum und Fortschritt - was ist das für ein Fortschritt bei solchen Zuständen? - und gibt nicht mehr nur schöne Lippenbekenntnisse ab, sondern setzt endlich angemessenen Tierschutz für alle Tiere durch, egal ob Wildtiere, Haustiere oder "Nutztiere"?


Der Tierschutz ist als Staatsziel im Grundgesetz verankert. DerartigeTierquälereien sind nicht nur für die betroffenen Tiere, sondern auch für alle fühlenden Bürger dieses Landes nicht zu ertragen!
Es reicht!

Mein ausdrücklicher Dank an das BR Rundschau-Magazin für diese offene Berichterstattung. Nur so hört dieses verborgene Tierelend auf.

Mit erschütterten Grüßen

Sabine Macht
 
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Dipl.-Biol. Sabine Macht
Josefihäuser 4
D-94566 Riedlhütte, Bayerischer Wald
Tel. 08553-6007