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. ISSN 1611-8871 . Ausgabe 125 vom 26.05.2015 . # 01: Editorial . Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, "wir dürfen nicht länger wegsehen" - eigentlich müssten Journalisten diesen scheinbar so dringlichen Appell aus ihrem Repertoire streichen und auf die rote Liste setzen. Diese Formel wurde schon so oft benutzt, dass sie letztlich nur noch eine hohle Phrase ist. Und je öfter wir sie nutzen, desto mehr manifestieren wir ihre Wirkungslosigkeit. Dabei wollen wir doch eigentlich das Gegenteil erreichen, wenn wir über das Elend der Flüchtlinge, Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikale, Syrien, die Ukraine, Armut und alle Katastrophen dieser Welt berichten. Zu all diesen Themen hat in den vergangenen Monaten der eine oder andere unter uns gemahnt: "Wir dürften nicht länger wegsehen." Wir dürfen ja schon allein deshalb nicht "länger wegsehen", weil Journalisten grundsätzlich NIE wegsehen dürfen! Es ist ja gerade unsere Aufgabe, dass nicht Sichtbare sichtbar zu machen, das Verdeckte hervorzuziehen und zu fassen - in Worte zu fassen. Bei all diesen Themen, von denen wir und unsere Leser und Zuschauer uns vielleicht im ersten Reflex gerne abwenden würden, muss uns mehr gelingen als nur der hohle Appell, dass jetzt aber alle bitteschön hingucken mögen. Der Journalismus ist doch die Lupe, zuweilen auch das Brennglas. Wir müssen nahe bringen, verständlich machen, auch mal: Dampf machen, in jedem Fall konkret werden. Gelingt uns das? Ich finde, manchmal schon. Viele Kolleginnen und Kollegen berichten seit vielen Jahren über Flüchtlinge, sie müssen Bilder und Worte finden, inwiefern die Situation "immer dramatischer" wird. Und was es genau bedeutet für unsere Gesellschaft, dass die Zahlen der Flüchtlingsströme immer weiter anwachsen. Sie beschreiben das Elend, das doch eigentlich die Grenze des Unbeschreiblichen längst überschritten hat. Ich lese, sehe und höre viele Geschichten, die erlebbar machen und vor Augen führen, was diese größte Flüchtlingskatastrophe seit dem zweiten Weltkrieg bedeutet. Selbstverständlich, könnte man meinen, aber das ist es eben nicht. Schließlich gibt es genügend Beispiele, in denen es uns weniger gut gelingt, unserer journalistischen Verantwortung nahezu vorbildlich nachzukommen - die Germanwings-Katastrophe oder das Thema Islamismus sind da nur zwei Beispiele. Über all diese Themen, die besten Recherchen und über unser Handwerk wollen wir am 3. und 4. Juli in Hamburg bei unserer Jahreskonferenz diskutieren. Was darf Verdachtsberichterstattung und was nicht? Was ist dran am neuen alten Kampfruf und Vorwurf der "Lügenpresse"? Und müssen wir immer gleich kooperieren, statt nur zu recherchieren? Helena Bengtsson vom Guardian, Marina Walker und Mar Cabra vom International Consortium of Investigative Journalists, die Publizistin Carolin Emcke, Stefan Niggemeier, Journalist und Buchautor Ulrich Chaussy, Gregor Aisch von der New York Times oder Oscar-Preisträger Dirk Wilutzky ("Citizenfour") - das sind nur einige unserer Gäste, auf die wir uns schon jetzt sehr freuen. Bis dahin ist noch viel zu tun, der Countdown läuft! Bis bald in Hamburg, mit herzlichen Grüßen vom netzwerk-recherche Vorstand Julia Stein Albrecht Ude # 21: Journalismus und PR . Grenzfälle : Süddeutsche und RTL fallen durch Judith Rakers eröffnet eine McDonald‘s-Filiale, die Süddeutsche Zeitung druckt ein Anzeigenkuschelumfeld und Geo-Redakteure gehen demnächst auf Kreuzfahrt. Wo hört unabhängiger Journalismus auf und wo fängt abhängiger Journalismus an? Von Svenja Siegert und Matthias Daniel. - journalist 5/2015, 05.05.2015 http://www.journalist.de/aktuelles/meldungen/grenzfaelle-im-journalismus.html . Journalismus mit Sponsor : Kaffeefahrt mit Apple Technikunternehmen wie Samsung laden Journalisten gerne zu Reisen ein. Nicht alle gehen transparent mit solchen Geschenken um. Von Daniel Bouhs. - Tageszeitung, 26.04.2015 http://www.taz.de/Journalismus-mit-Sponsor/!158885/ . Google investiert 150 Millionen Euro in Journalismus in Europa heise.de, 28.04.2015 http://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-investiert-150-Millionen-Euro-in-Journalismus-in-Europa-2625392.html . PR der Unternehmen: Besser auf Augenhöhe mit Journalisten Gastbeitrag von Christoph Caesar. - W&V, 24.04.2015 http://www.wuv.de/medien/pr_der_unternehmen_besser_auf_augenhoehe_mit_journalisten . Druck von Anzeigenkunden: Wie BuzzFeed mit dem Konflikt zwischen Werbung und Redaktion umgeht Von Stefan Winterbauer. - Meedia, 20.04.2015 http://meedia.de/2015/04/20/druck-von-anzeigenkunden-wie-buzzfeed-mit-dem-konflikt-zwischen-werbung-und-redaktion-umgeht/ . # 22: Überwachung . Problemgewehr G36: Geheimdienst MAD sollte kritische Journalisten ausspähen Von Matthias Gebauer und Gerald Traufetter. - Spiegel Online, 06.05.2015 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g36-geheimdienst-mad-sollte-journalisten-ausspaehen-a-1032454.html . Von der Leyen zu G36-Affäre : Ministerin bestätigt Ausspähversuch Der Verdacht klang ungeheuerlich: Heckler&Koch soll den MAD aufgefordert haben, Quellen von Journalisten im Verteidigungsministerium auszuspähen. Ein Abteilungsleiter habe dies unterstützt. Jetzt bestätigt die Verteidigungsministerin: Dem war so. tagesschau.de, 07.05.2015 http://www.tagesschau.de/inland/leyen-mad-101.html . Wir können unsere Überwacher zurücküberwachen Was können wir gegen Datenspäher tun? Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus? Und wieso gelten Anonymous nicht als Terroristen? Fünf steile Thesen von der re:publica Von Patrick Beuth und Eike Kühl. - Zeit Online, 06.05.2015 http://www.zeit.de/digital/internet/2015-05/republica-thesen/komplettansicht . BND liefert NSA 1,3 Milliarden Metadaten – jeden Monat Selektoren? Die sind nicht das einzige Problem der BND-Affäre. Der Dienst sammelt für die USA auch Milliarden Metadaten. Und niemand prüft, was die NSA damit macht. Von Kai Biermann. - Zeit Online, 12.05.2015 http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bnd-nsa-milliarden-metadaten/komplettansicht . Was wir über die geheimen Operationen des BND wissen – und was nicht Die BND-Affäre weitet sich täglich aus. Doch was ist eigentlich genau geschehen, wer ist verantwortlich – und worin liegt der Skandal? Ein Überblick von Kai Biermann und Karsten Polke-Majewski. - Zeit Online, 04.05.2015 http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bnd-nsa-affaere-faq/komplettansicht . Es geht nicht um “wir gegen die” Von Wolfgang Kaleck. - Recht subversiv, 08.05.2015 http://blog.zeit.de/recht-subversiv/2015/05/08/bnd-es-geht-nicht-um-wir-gegen-die/ . Der "wohl im letzten Moment vereitelten Terroranschlag in Hessen" Die kritische Distanz im Journalismus schwindet, die FAZ hat erneut dafür ein peinliches Exempel statuiert Florian Rötzer. - Telepolis, 03.05.2015 http://www.heise.de/tp/artikel/44/44819/1.html . Kooperation von NSA und BND "Das ist ein riesiger Skandal" Gregor Gysi im Gespräch mit Christoph Heinemann. - Deutschlandfunk, 24.04.2015 http://www.deutschlandfunk.de/kooperation-von-nsa-und-bnd-das-ist-ein-riesiger-skandal.694.de.html?dram:article_id=318001 . Überwachung : Neue Spionageaffäre erschüttert BND Der US-Geheimdienst NSA hat offenbar über Jahre hinweg mit Wissen des Bundesnachrichtendienstes Ziele in Westeuropa und Deutschland ausgespäht. Die Erkenntnisse darüber behielt der BND nach SPIEGEL-Informationen lange für sich. Von Maik Baumgärtner, Hubert Gude, Marcel Rosenbach und Jörg Schindler. - Spiegel Online, 23.04.2015 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ueberwachung-neue-spionageaffaere-erschuettert-bnd-a-1030191.html . Bundesnachrichtendienst : Was sind eigentlich Selektoren? Jahrelang soll der BND europäische Politiker und Firmen für die NSA ausspioniert haben. Suchbegriffe spielten dabei eine zentrale Rolle. Wie setzte der BND sie ein? Von Kai Biermann und Patrick Beuth. - Zeit Online, 24.ß4.2015 http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2015-04/bundesnachrichtendienst-bnd-nsa-selektoren-eikonal . Gläserne Gesellschaft Das Verschwinden des Geheimnisses Nur Diktaturen fordern Transparenz von ihren Untertanen: Es ist fundamental für eine moderne Demokratie, dass nicht alle alles von allen wissen. Aber dieses Fundament ist bedroht. Von Michael Pauen und Harald Welzer. - Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.04.2015 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-glaeserne-gesellschaft-bedroht-die-demokratie-13543480.html . China Internet : Interne Dokumente belegen verschärfte Zensur Reporter ohne Grenzen, 22.04.2015 https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/interne-dokumente-belegen-verschaerfte-zensur/ , https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Presse/Downloads/Berichte_und_Dokumente/2015/150417_Chinese_censorship_orders__leaked_via_RSF.pdf (PDF-Datei, 5 S., 218 KB) Reporter ohne Grenzen veröffentlichen interne Dokumente zur chinesischen Zensur heise.de, 23.04.2015 http://www.heise.de/newsticker/meldung/Reporter-ohne-Grenzen-veroeffentlichen-interne-Dokumente-zur-chinesischen-Zensur-2617887.html . [Ende des Pressespiegel] |