24/12/2014

Jans Kolumne Ist Damengambit das neue Russisch?

http://www.jan-gustafsson.de/nc/jans-kolumne/beitrag/ist-damengambit-das-neue-russisch/
Schacheröffnungen sind schon komisch. Vor ungefähr zehn Jahren noch griff die Weltspitze überwiegend zu 1.e4. Wegen fieser Kramnik-Eröffnungen wie Russisch oder Berliner Mauer machte dies jedoch von Jahr zu Jahr weniger Spaß und die Weißen wechselten reihenweise eine Reihe nach links zu 1.d4. Angeführt wurde dieser Trend von den WM-Matches, Leko und später Anand lernten eigens dafür um, ausser der letzten Matchpartie Anand-Kramnik, in welcher der Anziehende ein Remis reichte, haben wir lange kein 1.e4 mehr bei WMs gesehen. 
Nun gibt es gegen 1.d4 auch genug vernünftige Eröffnungen, aber in populären Abspielen wie Grünfeldindisch oder (Halb)Slawisch schien die Chose wenigstens nie völlig ausgelutscht, neue Ideen gab es auch für Weiß regelmäßig.
Bei den Kandidatenmatches sehen sich die Anziehenden nun einer neuen Bedrohung ausgesetzt, die bisherige Ausbeute ist mehr als dürftig. Das gute alte Damengambit! OK, also nicht wirklich neu, schon nach Capablanca-Aljechin wurde der Remisstod des Schachs ausgerufen und dem Queens Gambit in die Schuhe geschoben.
Dass jedoch eingefleischte Königsinder (Radjabov) bzw. Halbslawen (Aronjan) konvertieren sollten, kam doch überraschend, genau wie die Tatsache, dass es bisher nicht gelungen ist, den Schwarzen auch nur das kleinste Problem zu bereiten. Nach bisher zwölf Damengambit Partien steht es 6-6 bei jeweils einer gewonnenen Schnellpartie. Höchste Zeit, dass wir uns einmal anschauen, wo der Schuh drückt.
Die Grundstellung entsteht nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Le7