http://www.jan-gustafsson.de/nc/jans-kolumne/beitrag/ist-damengambit-das-neue-russisch/
Schacheröffnungen sind schon komisch. Vor ungefähr zehn Jahren noch
griff die Weltspitze überwiegend zu 1.e4. Wegen fieser
Kramnik-Eröffnungen wie Russisch oder Berliner Mauer machte dies jedoch
von Jahr zu Jahr weniger Spaß und die Weißen wechselten reihenweise eine
Reihe nach links zu 1.d4. Angeführt wurde dieser Trend von den
WM-Matches, Leko und später Anand lernten eigens dafür um, ausser der
letzten Matchpartie Anand-Kramnik, in welcher der Anziehende ein Remis
reichte, haben wir lange kein 1.e4 mehr bei WMs gesehen.
Nun gibt es gegen 1.d4 auch genug vernünftige Eröffnungen, aber in
populären Abspielen wie Grünfeldindisch oder (Halb)Slawisch schien die
Chose wenigstens nie völlig ausgelutscht, neue Ideen gab es auch für
Weiß regelmäßig.
Bei den Kandidatenmatches sehen sich die Anziehenden nun einer neuen
Bedrohung ausgesetzt, die bisherige Ausbeute ist mehr als dürftig. Das
gute alte Damengambit! OK, also nicht wirklich neu, schon nach
Capablanca-Aljechin wurde der Remisstod des Schachs ausgerufen und dem
Queens Gambit in die Schuhe geschoben.
Dass jedoch eingefleischte Königsinder (Radjabov) bzw. Halbslawen
(Aronjan) konvertieren sollten, kam doch überraschend, genau wie die
Tatsache, dass es bisher nicht gelungen ist, den Schwarzen auch nur das
kleinste Problem zu bereiten. Nach bisher zwölf Damengambit Partien
steht es 6-6 bei jeweils einer gewonnenen Schnellpartie. Höchste Zeit,
dass wir uns einmal anschauen, wo der Schuh drückt.
Die Grundstellung entsteht nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Le7