17/12/2013

Bankenunion: Europaparlament schlägt Konfliktkurs mit Großer Koalition ein

Bankenunion: Europaparlament schlägt Konfliktkurs mit Großer Koalition
ein

Heute Nachmittag stimmt der Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON)
im Europaparlament über seine Position zum gemeinsamen
Bankenmechanismus (SRM) ab. Die Kompromissanträge liegen der Fraktionen
vor. Um 18:00 wird es eine Pressekonferenz der BerichterstatterInnen
geben (1). Im Rat treffen sich heute Abend die Finanzminister der
Eurozone, um an der Ratsposition zu arbeiten. Bei einem zusätzlichen
morgigen Treffen (ECOFIN) wollen sich die 28 EU-Finanzminister auf eine
gemeinsame Position einigen.

Sven Giegold, wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen im
Europaparlament und Schattenberichterstatter kommentiert die
Parlamentsposition:

"Das Europaparlament geht bei der Bankenunion auf Kollisionskurs mit
der Großen Koalition. Die Vertreter der Mitgliedsstaaten und allen
voran Finanzminister Schäuble schwebt ein Abwicklungsmechanismus vor,
der in langwierigen Verfahren zwischen den Mitgliedsländern über die
Abwicklung von Finanzinstituten entscheidet. Der angestrebte
Intergouvermentalismus ist unpraktikabel und steht in direktem
Gegensatz zur versprochenen Bankenunion und der demokratischen
Kontrolle des Europaparlaments.

Konkret fordert das Europaparlament, dass die Entscheidung, ob ein
Institut abgewickelt werden soll, von einem mit überwiegend
europäischen Vertretern besetzen Gremium vorbereitet wird. Die
Mitgliedsländer wollen sich vorbehalten, diese Entscheidung im Rat der
Mitgliedsländer zu ändern.

Das Europaparlament will zudem den Kommissionsvorschlag unterstützen,
einen einheitlichen Europäischen Abwicklungsfonds zu schaffen. Dieser
Fonds kompletiert den Europäischen Abwicklungsmechanismus und
ermöglicht, das in Zukunft der Bankensektor für seine Rechnungen selbst
bezahlen muss. Der Rat schlägt dagegen vor, die Einrichtung des Fonds
auf den St. Nimmerleinstag zu verschieben.

Darüber hinaus fordern die Mitglieder im Wirtschafts- und
Währungsausschuss, dass die Abgeordneten des Europaparlaments bei der
Ernennung des Entscheidungsgremiums Mitspracherecht haben. Nur so ist
gewährleistet, dass die Entscheidungsträger demokratisch kontrolliert
und dem Wohle der gesamten EU verpflichtet sind."

(1) Die Pressekonferenz beginnt um 18:00 und findet im Europaparlament
im Raum ASP5G2 statt. Hier kann sie live im Internetstream verfolgt
werden: http://ec.europa.eu/avservices/ebs/live.cfm?page=1

Im Anhang finden Sie eine kleine tabelarischen Gegenüberstellung der
Positionen von Parlament und Rat.

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Sven Giegold MdEP
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