Unten eine
interessante Mail aus dem Verteiler der Bundesarbeitsgemeinschaft Energie –
könnt Ihr sicher gut zur Argumentation im Bekanntenkreis
verwenden!
Karl-Martin
Hallo
Erich,
entscheidend ist
inwzischen nicht mehr der Einzelpreis der Technologie, sondern die
Systemkosten.
Das spannende ist
nun:
* Während in der
Vergangenheit Deine Ansicht, ein fossiles Energiesystem sei billiger als ein
erneuerbares, ohne Berücksichtigung der externen Kosten noch gültig war, ist das
dank der enormen Kostensenkungen jetzt nicht mehr der Fall.
Die Agora
Energiewende schreibt dazu in ihren 12 Thesen:
"Windkraft- und
PV-Anlagen werden 2015 Vollkosten
von 7 bis 10
ct/kWh haben – ein System
aus Windkraft, PV
und Back-up-Kapazitäten
liegt damit in
der gleichen Größenordnung
wie neue Gas- und
Kohlekraftwerke
Das EEG vergütet
Onshore-Windkraft derzeit mit etwa 7 bis
10 ct/kWh und
Photovoltaik mit etwa 12 bis 18 ct/kWh, jeweils
in Abhängigkeit
von Anlagengröße und Standort und
für 20 Jahre
garantiert.7 Durch die im EEG festgelegte Degression
der
Einspeisetarife und weitere Kostensenkungen
bei diesen
Technologien wird es schon im Jahr 2015 möglich,
mit dann
errichteten Anlagen Wind- und PV-Strom in der
Größenordnung von
7 bis 10 ct/kWh zu erhalten.
Da weder Wind
noch Sonne stetig zur Verfügung stehen, benötigt
ein darauf
basierendes Stromversorgungssystem ergänzende
Kraftwerke, die
vorerst nach wie vor überwiegend
fossil betrieben
werden. Kurzfristig wird der bestehende
Kraftwerkspark
diese Back-up-Funktion übernehmen (aktueller
Strompreis an der
Börse: circa 5 ct/kWh). Mittelfristig
werden zudem
Investitionen in neue fossile Kraftwerke
nötig, um die
Nachfrage auch dann zu bedienen, wenn kein
Strom aus
Erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Bedenkt
man, dass die
Stromerzeugungskosten von neuen
Gas- oder
Kohlekraftwerken ebenfalls bei etwa 7 bis 10
ct/kWh liegen9
und die Absicherung der Spitzenlast vergleichsweise
günstig möglich
ist (siehe These 5), dann gilt
ab etwa 2015: Die
Stromerzeugungskosten eines Systems
auf der Basis
neuer Windkraft-, PV- und flexibler fossiler
Kraftwerke liegen
in der gleichen Größenordnung wie eine
alternative
Investition in ein traditionelles, kohle-
beziehungsweise
gasbasiertes
Stromsystem."
Das heisst, wir
haben dank EEG nun die Kosten für Erneuerbare so weit heruntergebracht, dass für
Neuinvestitionen wir von keinen signifikanten Mehrkosten mehr zu rechnen ist.
Wir haben einen "Kostenrucksack", das sind die Kosten der in der Vergangenheit
gebauten Anlagen die wir noch viele Jahre abbezahlen müssen. Aber diesen
Kostenrucksack können wir a) nicht mehr beeinflussen, wenn wir nicht retroaktiv
in die Vergütung eingreifen wollen – und das will inzwischen keiner mehr – und
b) für diesen Kostenrucksack haben wir ein globales öffentliches Gut gekauft:
Die Kostensenkung der Erneuerbaren. Darauf können wir stolz sein, als Grüne, als
Deutsche.
Das sind aber
"sunk costs", Vergangenheit. Was die Zukunft angeht, können wir argumentieren
dass nur die "Nicht-Investition", d.h. das weitere Laufenlassen abgeschriebener
Kraftwerke, billiger wäre. Wenn es um Neu-Investition geht, so ist eine
vernünftige Kombination von Wind, Sonne und ein paar Betriebsstunden
Backup-Kraftwerken im bundesweiten Ausgleich nicht teurer als neue
fossile.
Teurer wird es,
wenn wir heute schon jede einzelne Betriebsstunde erneuerbar machen wollten, mit
sehr viel Speichern oder Windgas. Aber das müssen wir nicht. Wir müssen dorthin
kommen so bald wie möglich, aber bevor wir die Speicher in ganz großem Stil
brauchen, können und sollen wir andere Möglichkeiten zur Flexibilisierung der
Stromnachfrage und von Backup-Kapazitäten nutzen:
Die
Agora-Energiewende schreibt dazu:
"Unter Kostengesichtspunkten spielt es kaum eine
Rolle, ob Windkraft- und Solaranlagen künftig eher dort errichtet werden, wo die
Stromerzeugung besonders günstig ist oder aber dort, wo der Strom verbraucht
wird. Das ist das Ergebnis einer Studie renommierter Wissenschaftler im Auftrag
von Agora Energiewende, deren Endergebnisse am jetzt vorgestellt wurden. „Unter
Kostengesichtspunkten ist die regionale Verteilung der Anlagen beinahe
unerheblich. Die Politik hat damit einen großen Handlungsspielraum beim
Ausbau von Onshore-Windkraft und Photovoltaik“, sagt Rainer Baake, Direktor
des von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation getragenen
Denklabors.
Werden für die
Energiewende vor allem die besten Standorte genutzt – Windkraftanlagen in den
Küstenregionen, Solaranlagen in Süddeutschland - müssten zwar insgesamt weniger
Anlagen gebaut werden, allerdings verursacht die von Zeit zu Zeit nötige
Drosselung der Anlagen bei viel Wind und Sonne zusätzliche Kosten. Baut man die
Anlagen hingegen näher an den Verbrauchszentren, so werden zwar mehr Anlagen
benötigt, um die gleiche Menge Strom zu produzieren, doch dafür wird das
Stromsystem entlastet: Die Anlagen produzieren zu unterschiedlichen Zeiten Strom
und speisen diesen näher an den Verbrauchern ins Netz ein. Sie müssen daher im
Vergleich zu einem Ausbau an den besten Standorten nur vergleichsweise selten
gedrosselt werden.
Theoretisch möglich wäre
auch eine Stromversorgung Deutschlands, die zu einem wesentlichen Teil auf
Photovoltaikanlagen und daran angeschlossene Batteriespeicher basiert. Ein
solches Szenario wurde in der Studie erstmals auch unter Kostengesichtspunkten
betrachtet. Damit solch ein Szenario zu vergleichbaren Gesamtkosten wie die
anderen Szenarien führt, müssten die Preise für dezentrale
Photovoltaik-Batteriespeicher-Systeme in den kommenden 20 Jahren um 80 Prozent
fallen. Dies ist zwar nicht unmöglich, erscheint aus heutiger Sicht aber nicht
wahrscheinlich. Auf die Sicherheit der Stromversorgung hätte eine große Anzahl
von Photovoltaik-Batteriespeichersystemen keine Auswirkungen. Auch bei einer
Leistung von 150 Gigawatt – dem fünffachen von heute – kann das Stromsystem noch
sicher arbeiten. „Vor dem Hintergrund der noch sehr hohen Kosten für
Photovoltaik-Batteriespeicher-Kombinationen ist allerdings ein starker Fokus auf
solche Systeme derzeit nicht erstrebenswert“, sagt
Baake."
Also: Wir können
selbstbewusst in die Auseinandersetzung über Kosten gehen. Wir müssen dabei
allerdings weg kommen von einer Haltung "100% Erneuerbar sofort in jeder Minute
überall" und einen kostenbewussten Pfad der Systemtransformation einschlagen.
Damit können wir die Kostendebatte problemlos bestehen.
Gruss
Jörg
Haas
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