Die Bundesregierung tritt entschlossen auf - und legt Nord Stream 2 auf Eis. Doch alle diplomatischen Ambitionen haben einen Dämpfer erlitten. Welche Rolle nimmt Deutschland nun in dem Konflikt mit Russland ein?
Es ist fast auf die Sekunde zwölf Uhr, als Olaf Scholz eine Ankündigung macht, die für viel Zustimmung sorgen dürfte - in weiten Teilen der Europäischen Union, aber auch im US-Kongress. Scholz steht im Kanzleramt neben dem irischen Ministerpräsidenten Micheal Martin und spricht über die Lage, die jetzt eine völlige andere sei: "Deshalb müssen wir angesichts der jüngsten Entwicklungen diese Lage auch neu bewerten - übrigens auch im Hinblick auf Nord Stream 2."
Jetzt kommt also die Neubewertung der hoch umstrittenen Ostsee-Pipeline. Genauer gesagt: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck greift zu einem Hebel, der in Paragraf 4b des Energiewirtschaftsgesetzes vorgesehen ist. Die Risikoanalyse der Versorgungssicherheit wird zurückgezogen. Bedeutet praktisch: Solange diese nicht neu auf dem Tisch liegt, kann Nord Stream 2 nicht zertifiziert werden. Scholz sagt am Mittag: "Das wird sich sicher hinziehen." Es ist ein Schritt, der seit Wochen im Wirtschaftsministerium vorbereitet wurde, wie aus der Bundesregierung zu hören ist. Der Betrieb der Pipeline liegt vorerst auf Eis.