http://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-csu-und-spd-groko-koko-oder-was-a-1182908.html
Ein geheimer Ort, keine Kommunikation, nicht einmal Fotos - wenn sich das Führungspersonal von Union und SPD
am Mittwoch in Berlin trifft, ist maximale Diskretion angesagt. Selbst
die Uhrzeit wird nicht verraten, irgendwann am Abend wollen sie wohl
zusammenkommen.
Dabei ist der Grund für das Spitzentreffen ja alles andere als
geheim: Zweieinhalb Monate nach der Bundestagswahl hat Deutschland immer
noch keine neue Regierung. CDU und CSU
würden deshalb lieber heute als morgen eine neue Große Koalition mit
der SPD schmieden. Aber die Sozialdemokraten zieren sich. Und deshalb
wollen beide Seiten jetzt erst einmal so informell wie möglich
miteinander sprechen.
In der Union findet man das affig, ist aber bereit, viel Rücksicht auf die verunsicherten Genossen zu nehmen. Schließlich braucht man die SPD unbedingt, um nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen noch eine stabile Regierung bilden zu können.
Die Sozialdemokraten wiederum versuchen in diesen Wochen, die
Kehrtwende von der totalen Regierungsverweigerung zum möglichen Einstieg
in Koalitionsverhandlungen zu vollziehen. Vergangene Woche hat der
Bundesparteitag der SPD-Führung erlaubt, überhaupt mit der Union zu reden - "ergebnisoffen" wohlgemerkt.
Unbedingt will man den Eindruck vermeiden, am Ende stünde ohnehin
eine neue GroKo. Stattdessen spricht SPD-Chef Martin Schulz nun vom
Modell einer Kooperationskoalition (KoKo).
Aber ist so etwas überhaupt vorstellbar? Und was ist mit der Idee der
Minderheitsregierung, für die auch mancher in der Union Sympathien hegt -
falls die Genossen sich zu sehr wehren?